zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Ohne Auskunft der Schufa läuft fast kein Geschäft

Da staunt selbst der Professor: Als der Hochschullehrer nach seinem Umzug eine Baufinanzierung beantragte, erntete er bei seiner Bank Kopfschütteln: "Tut uns Leid, die Schufa-Auskunft ist uns nicht gut genug". Erst auf Nachfrage stellte sich heraus, dass sich durch den Ortswechsel ein Fehler in die Daten eingeschlichen hatte und der Professor durchaus kreditwürdig war.

Da staunt selbst der Professor: Als der Hochschullehrer nach seinem Umzug eine Baufinanzierung beantragte, erntete er bei seiner Bank Kopfschütteln: "Tut uns Leid, die Schufa-Auskunft ist uns nicht gut genug". Erst auf Nachfrage stellte sich heraus, dass sich durch den Ortswechsel ein Fehler in die Daten eingeschlichen hatte und der Professor durchaus kreditwürdig war. Nach Angaben von Verbraucherschützern kommen solche Irrtümer häufiger vor. "Nicht immer aber erfährt der Betroffene bei einer Ablehnung überhaupt, dass die Schufa-Daten dabei eine Rolle spielten", sagt Rainer Metz von der Verbraucherzentrale NRW.

Ohne positive Auskunft der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) sind Geschäfte in Deutschland sehr schwierig. Immer dann, wenn ein Unternehmen darauf vertrauen muss, dass ein neuer Kunde für eine im Voraus erbrachte Leistung später auch zahlen kann, holt es bei einer Auskunftsstelle Daten über den bis dahin unbekannten Vertragspartner ein. Informationsmarktführer in Deutschland ist die zu 85 Prozent den Banken gehörende Schufa. Rund 297 Millionen Daten von 55 Millionen Menschen in Deutschland hat das Unternehmen gesammelt. Die Zahl der Auskünfte an die mittlerweile über 5000 Vertragspartner steigt kontinuierlich.

Bevor die Daten jedoch erstmalig an ein Unternehmen übermittelt und neue Angaben gespeichert werden, muss der Kunde sein Einverständnis dazu geben und die so genannte "Schufa-Klausel" unterzeichnen. Dazu gibt es in der Regel aber gar keine Alternative. Denn die meisten Gesellschaften lehnen im Falle einer Verweigerung Geschäfte mit dem Kunden ab. Die Schufa-Auskunft ist für die Unternehmen eine Entscheidungshilfe, ob sie Geschäfte mit dem potenziellen Kunden machen sollen oder nicht. "In rund 93 Prozent der Fälle ist unsere Auskunft jedoch positiv", erklärt eine Schufa-Sprecherin.

Auch jeder Bürger kann sich informieren, mit welchen Daten er bei der Schufa erfasst ist. Die mündliche Auskunft in einer der Regionalstellen ist gratis, die schriftliche kostet 15 Mark (Informationen unter www.schufa.de, Tel.: 0611/9278-0). Oft wird letztere von misstrauischen Vermietern vor Abschluss eines Mietvertrags verlangt, weil diese selber keine Informationen von der Schufa einholen dürfen. Hegt ein Verbraucher Zweifel an der Richtigkeit der Daten, kann er sie bis zur Klärung der Frage sperren lassen. Sind die tatsächlich falsch, werden sie gelöscht.

Ein umstrittener Service der Schufa ist das so genannte Scoring-Verfahren. Dabei werten die Wiesbadener den vorhandenen Datenbestand statistisch aus und geben eine Prognose ab, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Schuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Ergebnis dieser jeweils aktuell vorgenommenen Rechnung ist ein Wert zwischen eins (Ausfallwahrscheinlichkeit rund 27 Prozent) und 1000 (Ausfallwahrscheinlichkeit ein Prozent). Je nachdem, ob das anfragende Unternehmen eine Bank, ein Handelsunternehmen oder ein Mobilfunker ist, kann dieser Wert jeweils unterschiedlich ausfallen. Anfangs machte die Schufa aus diesen Werten ein Geheimnis, jetzt können auf Druck der Aufsichtsbehörden auch Bürger erfahren, wie hoch ihre Punktezahl ist. Dies geht allerdings nur schriftlich, kostet drei Euro Grundgebühr und jeweils drei Euro pro Score.

Datenschützer kritisieren allerdings, dass diese Information immer noch nicht ausreicht. "Den Bürgern wird ein Wert zugeordnet, von dem sie überhaupt nicht wissen, wie er zu Stande kommt und was er aussagt", sagt Joachim Jacob, Bundesbeauftragter für den Datenschutz.

nac, HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false