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Viele Alte gehen nicht unbedingt wegen des Geldes arbeiten.

© picture alliance / dpa

Ohne Finanznot: Warum vor allem wohlhabende Rentner jobben

Viele Arbeitnehmer arbeiten weiter in ihrem Job oder nehmen einen Nebenjob an, wenn sie eigentlich in Rente gehen könnten. Nicht immer hat das etwas mit Altersarmut zu tun: Eine Studie enthüllt nun, dass es vor allem wohlhabende Rentner sind, die nicht von Job lassen können. Ihnen geht es um etwas anderes als Geld.

Dass hierzulande immer mehr Menschen im Rentenalter ihren Job behalten oder in einem anderen weiterarbeiten, ist nicht vordringlich auf finanzielle Not zurückzuführen. Im Gegenteil: Unter den erwerbstätigen Rentnern stellen Personen mit einem Haushaltsnettovermögen von mehr als 250 000 Euro die mit Abstand größte Gruppe. Und diejenigen, die über keinerlei Rücklagen verfügen, gehen im Alter am seltensten noch einer bezahlten Beschäftigung nach.

Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Entscheidend für eine verlängerte Erwerbstätigkeit seien ganz andere Faktoren, heißt es darin. Vor allem Männer, Westdeutsche und Personen mit früherer Teilzeitanstellung tummelten sich als Ruheständler noch in einem bezahlten Job, fanden die Bayreuther Finanzwissenschaftler Christian Pfarr und Christian Maier für den Thinktank der Banken- und Finanzdienstleistungsbranche heraus. Auch Selbstständige, mithelfende Familienangehörige und Freiberufler arbeiteten häufig noch im Rentenalter. Seltener dagegen sei eine Weiterbeschäftigung in Ostdeutschland, bei Verwitweten und bei Ruheständlern mit deutlich älteren Partnern.

Altersarmut ist nicht der Antrieb

Die gängige, aber bislang nicht belegte These, dass alte Menschen wegen des sinkenden Rentenniveaus gezwungen seien, sich noch im Alter in Jobs zu verdingen und Geld dazuzuverdienen, ist damit aus Sicht der Autoren entkräftet. Allerdings handle es sich nur um eine Momentaufnahme, räumten sie ein. Bei weiter sinkenden Renten, zunehmend lückenhaften Erwerbsbiografien und immer mehr Niedriglohnjobs könne sich das durchaus ändern.

Der Studie zufolge waren im Jahr 2012 etwa fünf Prozent der Frauen und knapp über sechs Prozent der Männer im Rentenalter berufstätig. Damit hat der Anteil der erwerbstätigen Alten einen neuen Höchststand erreicht.

Verringert hat sich jedoch das Arbeitspensum. Waren erwerbstätige Rentner vor zehn Jahren überwiegend in Vollzeit tätig, steckt heute jeder Zweite in einer geringfügigen Beschäftigung. Nur 20 Prozent haben jenseits der 65 noch einen Fulltimejob. Eine Ausnahme sind Selbstständige, von denen gut jeder Zweite, wenn er denn schon im Rentenalter weiterarbeitet, dies auch in Vollzeit tut.

Deutliche Geschlechterunterschiede

Bei den älteren Frauen liegt die Quote der geringfügig Beschäftigten bei über 60 Prozent, nicht mal jede Zehnte hat einen Vollzeitjob. Und ein weiterer Unterschied der Geschlechter: Männer arbeiten umso öfter noch als Rentner, je später ihr Berufseinstieg stattfand. Bei den Frauen ist es umgekehrt. Hier stellen diejenigen, die schon früh berufstätig waren, auch die größte Gruppe der erwerbstätigen Alten.

Dies alles deute darauf hin, dass für ältere Erwerbstätige „neben monetären Anreizen vor allem die Bedürfnisbefriedigung im sozialen beziehungsweise persönlichen Bereich“ im Fokus stehe, resümieren die Autoren. Die Gewerkschaften beruhigt das kaum. Jeder, der im Alter wegen einer zu niedrigen Rente weiterarbeiten müsse, sei „einer zu viel“, sagte DGB- Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Noch könne verhindert werden, dass Arbeiten bis ins hohe Alter aus materieller Not zum Massenphänomen werde. Dazu müsse die Politik aber „endlich die Reißleine ziehen und die Rücklagen der Rentenversicherung zu einer solidarischen Reserve ausbauen“.

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