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Wirtschaft: Ohne Plan kein Geld

Der US-Kongress verlangt von General Motors, Ford und Chrysler ein Überlebenskonzept

New York - Für die amerikanische Autoindustrie wird es immer enger. Der Kongress vertagte die Entscheidung über ein Hilfspaket im Volumen von 25 Milliarden Dollar für die drei heimischen Autohersteller. Das Geld sollte dem bereits genehmigten 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsfonds entnommen werden. Der Senat will nun die Mittel frühestens Anfang Dezember bewilligen. Bis dahin müssen General Motors (GM), Ford und Chrysler einen Plan darüber vorlegen, was sie mit den Mitteln vorhaben. „Solange sie uns den Plan nicht zeigen, können wir ihnen kein Geld geben“, sagte die Präsidentin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi. Das Weiße Haus kritisierte die ablehnende Haltung des Kongresses als „gedankenlos“.

„Es war uns von Anfang an klar, dass wir vor dem Kongress unsere Argumente darlegen müssen und dass der Kongress entscheiden muss, ob er etwas unternimmt und wie er es unternimmt“, sagte GM-Chef Rick Wagoner in einem Interview. Er habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Als erste Reaktion auf die Kritik des Kongresses am Reisestil Wagoners, verkleinert GM – der Mutterkonzern der deutschen Opel GmbH – seine Firmenjet-Flotte. Der Konzern kündigte zudem an, die bereits gedrosselte Produktion noch weiter zu kürzen. Opel bekräftigte am Freitag die Aussage, man brauche nur für den Fall eine Staatsbürgschaft der deutschen Politik, wenn sich die Lage bei der Mutter in den USA zuspitze.

US-Kongressabgeordnete halten den Herstellern seit Jahren vor, nichts unternommen zu haben, um „moderne“ Autos zu bauen. Sie produzierten Spritfresser und Monstertrucks und säßen jetzt auf unverkäuflichen Beständen. Zwar ist Benzin wieder relativ billig, doch es gibt kaum noch Kredite für Autofinanzierungen.

Für die Autohersteller wäre eine Abfuhr aus Washington eine Katastrophe. Wagoner und Chrysler-Chef Robert Nardelli hatten am ersten Tag der Anhörungen davor gewarnt, ihnen würde möglicherweise schon zum Jahresende das Bargeld ausgehen, um Zulieferer und laufende Rechnungen zu bezahlen. Ford habe zwar genügend Liquidität bis Ende 2009, doch der Kollaps eines einzigen Unternehmens würde verheerende Folgen für die gesamte Branche haben, sagte Vorstandschef Alan Mulally.

Viele Republikaner sind indes der Meinung, dass nicht konkurrenzfähige Unternehmen auch keine Existenzberechtigung hätten. Die maroden Autohersteller sollten nach ihrer Ansicht Konkursverfahren anmelden, um dann unter Aufsicht eines Richters ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln. Dabei könnten dann auch die Tarifpakete aufgeschnürt und die Löhne in den nicht gewerkschaftlich organisierten Fabriken angepasst werden. Mit Arbeitslöhnen von bis zu 71 Dollar pro Stunde kann Detroit nicht mit den in den USA produzierenden japanischen Herstellern konkurrieren, die maximal 47 Dollar zahlen. Die Kürzung der Löhne ist für die Demokraten indes kaum akzeptabel. pf/Tsp

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