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Online-Handel: Amazon mit starkem Gewinnrückgang

Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon.com hat im Schlussquartal 2005 einen kräftigen Gewinnrückgang von knapp 43 Prozent auf 199 Millionen Dollar verbucht.

Seattle - Beim Umsatz legte das Online-Warenhaus allerdings kräftig um 17 Prozent auf knapp drei Milliarden Dollar (2,5 Mrd Euro) gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Hohe Investitionen in Marketing und neue Produkte hätten das Ergebnis gedrückt, teilte das Unternehmen in Seattle mit. Der operative Gewinn erhöhte sich um ein Prozent auf 165 Millionen Dollar.

Amazon.com hatte im Schlussquartal des Vorjahres viel höhere Steuervorteile gehabt. Dies wirkte sich neben den hohen Verkaufsanreizen sowie kostspieligen Versandhilfen für die Kunden negativ auf die Gewinnentwicklung aus. So hatte der Online-Händler hohe Ausgaben für Preissenkungen und für billigen oder kostenlosen Versand. In Deutschland habe Amazon zum Beispiel auch in den Über- Nacht-Express investiert. «Das mag der Analyst zwar nicht, aber der Kunde weiß es zu schätzen.» Das Ergebnis des vierten Quartals liege innerhalb des Erwartungsrahmens von Amazon, sagte Deutschland- Chef Ralf Kleber am Freitag. «Wir hatten ein sensationelles Weihnachtsgeschäft.»

Die Börse reagierte nach Bekanntgabe der Zahlen mit einem starken Kursrückschlag der Amazon-Aktien von 8,4 Prozent auf zunächst 39,15 Dollar, nachdem es im regulären Handel bereits einen Kursrückgang von 2,8 Prozent auf 42,74 Dollar gegeben hatte. Das Schlussquartal ist wegen des Weihnachtsgeschäfts für Einzelhändler enorm wichtig.

Amazon.com erhöhte den Umsatz in den USA und Kanada um 21 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Im Ausland setzte die Gesellschaft mit ihren Sites in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan und China 1,3 Milliarden Dollar um oder 13 Prozent mehr als im Schlussquartal 2004. Inzwischen mache das Auslandsgeschäft 45 Prozent vom Umsatz aus, sagte Kleber. Allein in Deutschland habe das Unternehmen an Spitzentagen mehr als 400 000 Artikel verschickt.

Zunehmend Konkurrenz erhält das Unternehmen derzeit vom Online- Auktionsriesen eBay, dem Internetsuchmaschinen-Betreiber Google und auch von einer wachsenden Zahl an Discountern wie Wal-Mart oder Target, die verstärkt ihr Internet-Geschäft aufbauen. Das veränderte Wettbewerbsumfeld habe allerdings «keinen dramatischen Einfluss» gehabt, sagte Kleber. «Wir sehen trotzdem noch ein Riesenpotenzial für uns.» Das Unternehmen will auch mit intensiver Software- Entwicklung neue Service-Angebote für die Kunden aufbauen.

Den Jahresumsatz steigerte das Unternehmen um 23 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel 2005 auf 359 (588) Millionen Dollar. Für das erste Quartal 2006 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 2,14 bis 2,29 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 13 bis 20 Prozent gegenüber dem Januar-März-Abschnitt 2005 bedeuten würde. Der operative Gewinn dürfte 70 bis 105 Millionen Dollar erreichen. Dies liefe auf einen Gewinnrückgang von 3 bis 35 Prozent hinaus.

Finanzchef Tom Szkutak erklärte in einer Analystenkonferenz, dass der Umsatz im Schlussquartal ohne Wechselkursveränderungen um 22 Prozent gestiegen wäre. Die Mediensparte - dazu gehören Bücher, Musik und Videos - habe erstmals in Nordamerika mehr als eine Milliarde Dollar umgesetzt. Es handelt sich um die wichtigste Produktkategorie, gefolgt von Elektronik- und ähnlichen Produkten. Die Zahl der aktiven Kunden sei um 19 Prozent auf 55 Millionen gestiegen.

Amazon rechnet für das Gesamtjahr 2006 mit 9,85 bis 10,45 Milliarden Dollar Umsatz oder einer Erhöhung von 16 bis 23 Prozent gegenüber 2005. Es soll einen operativen Gewinn von 370 bis 510 Millionen Dollar geben. Das würde einem Gewinnrückgang von 14 Prozent bis einem Gewinnanstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten. (tso/dpa)

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