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Wirtschaft: Online-Spiele erreichen das größte Wachstum Sony hält den Weltmarkt im Griff – Aktien von Electronic Arts gelten als Blue Chip für Anleger

Düsseldorf. Während die USA vor einem neuen Rekordjahr bei Videospielen stehen, läuft das Europa-Geschäft eher moderat.

Düsseldorf. Während die USA vor einem neuen Rekordjahr bei Videospielen stehen, läuft das Europa-Geschäft eher moderat. Und der traditionell starke japanische Markt zeigt sogar deutliche Ausfallerscheinungen.

Erst im Oktober dieses Jahres nahm Nintendo Co. das Jahresziel von zwölf Millionen verkauften Spielekonsolen mit dem Namen „Gamecubes“ auf zehn Millionen zurück, im Dezember wurde dann ein Rückgang des Netto-Halbjahresgewinns um 45 Prozent auf umgerechnet 154 Millionen Euro verkündet. Die Schwäche im Heimatmarkt wurde bereits im Laufe des Sommers sichtbar, als die Verkäufe von Handhelds wie Game Boy Color oder Advance um bis zu 50 Prozent einbrachen. Christoph Holowaty, Chefredakteur des Branchenmagazins MCV in Deutschland konstatiert deshalb auch: „Das ist in der Tat eine völlig neue Situation“. Auch der Softwaregigant Sega revidierte seine Umsatz- und Gewinnerwartung für das im März 2003 endende Finanzjahr spürbar nach unten.

Die Preise fallen rapide

Um die Läger zu räumen, verkaufen japanische Händler die X-Box (Microsoft) mittlerweile für umgerechnet 160 Euro, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. In Europa liegt der Preis bei 249 Euro. Doch das stört die Hardwarehersteller nicht, für Nintendo und Microsoft geht es nur noch darum, mit der bestmöglichen Position in das Entscheidungsjahr 2003 zu gehen. Dann wird nach Branchenmeinung der aktuelle Konsolenzyklus seinen Höhepunkt erreichen. Wer das kommende Jahr als Verlierer, also Dritter, abschließt, muss damit rechnen aus dem Markt gedrängt zu werden.

Der Kampf ist hart. Selbst im Boomland USA sind die Konsumenten eher unwillig. Gamestop Corp., mit 1200 Shops der größte Videogames-Händler, musste die Voraussage für das laufende vierte Quartal von Plus acht Prozent auf Minus vier bis sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreswert heruntersetzen. Allerdings verbleibt übers Gesamtjahr immer noch ein Plus von rund 13 Prozent, heißt es. Trotzdem ist die Weihnachtsflaute bitter vor allem für kleinere Softwarefirmen. Rund um das Fest werden branchenweit 50 Prozent bis 70 Prozent des Jahresumsatzes generiert.

Das, zusammen mit der Japan-Flaute, ist ein Alarmsignal für westliche Spieleproduzenten wie Electronic Arts (EA), Acclaim, Infogrames oder Ubi Soft. Denn die japanischen Marktgiganten wie Konami, Square, Bandai, Namco oder Tecmo drängen jetzt mehr auf westliche Märkte, namentlich die USA. „Die Japaner sind sehr gefährlich“, sagt Christian Gloe, Senior Vice President Europe beim französischen Spielekonzern Infogrames. Gloe weiß, wovon er spricht. Infogrames selber hat durch die aggressiven Übernahmen des Spielekonzerns Hasbro und von GT-Interactive zuletzt seinen US-Marktanteil teuer, aber kräftig aufgestockt.

Die japanische Konami Corp. etwa wird seit kurzem auch an der New Yorker Börse notiert, um die US-Expansion zu stützen. Immerhin: Der Branchendienst NPD Funworld meldet, dass sich der Einzelhandelsumsatz mit Videospielen und Hardware in den ersten zehn Monaten 2002 auf mehr als sechs Milliarden Dollar (plus 25 Prozent) summiert hat. Der Rekordwert von 2001 (rund 9,4 Milliarden Dollar) dürfte bei einem halbwegs guten Weihnachtsgeschäft also noch geknackt werden. Dafür spricht vieles, zumal Sony und Microsoft mittlerweile in den USA mit Online-Spielplattformen im Markt sind. Online-Spiele gelten unvermindert als Wachstumsmarkt.

Auf der Sonnenseite stehen bei den Software-Herstellern vor allem Unternehmen, die sich voll auf Sonys „PS2“ konzentriert haben. Die wurde bisher insgesamt mehr als zehn Millionen mal alleine in Europa verkauft. Soviel „Gamecubes“ will Nintendo im ganzen Jahr weltweit absetzen. Mit mehr als 20 Millionen Stück weltweit dominiert Sony den Weltmarkt souverän.

Von der „PS2“ profitiert allen voran Electronic Arts, bekannt durch Sport- und Actionspiele wie dem neuen James Bond „Nightfire“. Seit Jahren gilt EA als Blue Chip unter den Spieleaktien und ist Nummer Eins bei „PS2“-Software noch vor Sony selber. Infogrames etwa war laut Manager Gloe bei der „PS2“ nicht so aufgestellt, wie es hätte sein sollen. X-Box und Gamecube waren aggressiver angegangen worden, doch hier lief es nicht so gut , wie auch der US-Konzern Activision einräumt.

Nur wenige Top-Spiele

Activision beleuchtet auch einen weiteren auch für Anleger wichtigen Trend: Konzentration. Eine Abwärtskorrektur der Gewinnerwartungen wurde auch damit begründet, dass sich heute nur noch eine Handvoll Top-Spiele von Markenfirmen gut verkaufen. Wer sich unterhalb der ersten fünf bis zehn Chartplätzen wiederfindet, hat Probleme, die immensen Entwicklungskosten, oft in Millionenhöhe, wieder einzuspielen. Ein Problem, das auch die kleinen deutschen Anbieter wie Swing Entertainment oder CDV (überwiegend PC-Spiele) belastet.

Axel Postinett, HB

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