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Opel-Entwicklerin: "Frauen haben da mehr Feingefühl"

Rita Forst (54) leitet seit Januar als erste Frau die Abteilung Fahrzeugsysteme bei Opel. Mit dem Tagesspiegel redet die über Frauen und Autos, die Probleme des angeschlagenen Autoherstellers und Trends.

Frau Forst, Ihre Berufung an die Spitze des Entwicklungszentrums von Opel in Rüsselsheim galt als Sensation.

Auch wenn es vielleicht komisch klingt: Für mich und auch intern war es keine wirkliche Überraschung. Ich trage seit Jahren hohe Verantwortung in der Motoren- und Getriebeentwicklung.

Karriere und Familie mit zwei Kindern – für Frauen ist das oft immer noch ein Problem.

Es gibt eine ganze Reihe guter Ingenieure, und nicht jeder kommt in eine solche Position. Insofern muss ich das relativieren. Aber es ist natürlich richtig: In der Autowelt ist eine Frau an der Spitze der Entwicklung schon etwas Besonderes.

Baut eine Frau andere Autos als ein Mann?

Die Denkmuster eines Ingenieurs oder einer Ingenieurin sind gleich: Es geht um Systematik, um Sinnhaftigkeit, um Rationalität. Aber Entscheidungen beruhen auch auf weichen Faktoren. Und da haben Frauen vielleicht mehr Feingefühl. Spürbar wird das vor allem im Design, etwa im Innenraum des Autos. Aber am Ende ist die Entwicklung eines Fahrzeugs, eines Motors oder eines Getriebes Teamarbeit.

Fahren wir in Zukunft elektrisch?

Bereits im nächsten Jahr wird es den Opel Ampera geben, ein vollwertiges elektrisches Auto, bei dem man sich keine Sorgen mehr um die Reichweite machen muss. Auf lange Sicht wird der Elektromotor in Kombination mit der Brennstoffzelle der Antrieb der Zukunft sein.

Sie sind Chefin von 6000 Entwicklern. Welche Rolle spielt das Internationale Entwicklungszentrum (ITEZ) in der Neuaufstellung von Opel und General Motors (GM)?

Wir haben das Know-how für kleine und kompakte Fahrzeuge. Die werden für GM weltweit immer wichtiger. Vor allem bei kleineren Motoren, aber auch beim Design setzen wir Akzente. Wir sind der Erfolgsgarant für Opel.

Was hat sich geändert durch die Entscheidung von GM, Opel alleine zu behalten? Ist das ITEZ eigenständiger geworden?

Unbedingt. Wir entwickeln heute ohne jede Einschränkung die DNA für jedes Opel-Modell. Der allergrößte Teil des Elf-Milliarden-Euro-Budgets für neue Modelle entfällt auf das ITEZ, für innovative Fahrzeugkonzepte, alternative Antriebe, Elektromotoren und die Brennstoffzelle.

Opel verhandelt seit Ende 2008 über die Zukunft. Seit Jahren werden rote Zahlen geschrieben. Bremst das die Arbeit und die Motivation der Entwickler?

Wir befassen uns mit künftigen Produkten, deshalb ist diese Diskussion für uns nicht so maßgeblich. Das Ingenieursteam weiß, dass es das Rückgrat des Unternehmens ist. Deshalb sind wir selbstbewusst. Die Motivation stimmt.

Wie belastet die aktuell schwierige Lage auf dem Automarkt? Gerade bei Opel gab es zuletzt deutliche Einbrüche.

Der Gesamtmarkt ist weiterhin schwach, aber Opel hat im vergangenen Jahr in Deutschland sogar zugelegt und den zweiten Platz im Pkw-Markt zurückerobert. Autos wie der Insignia und der neue Astra verkaufen sich sehr erfolgreich. Auch der neue Meriva wird hoch gelobt.

Wo will Opel hin? Für welche Autos soll das Unternehmen stehen?

Wir müssen in den Segmenten punkten, in denen wir am besten sind: bei Kleinwagen und in der Kompaktklasse. Das ist für uns die Pflicht, die Opel mithilfe des Marktes auch wieder schnell in schwarze Zahlen bringen wird und das Fundament schafft, damit wir auch aus eigener Kraft investieren können. Auch Umweltfreundlichkeit und Elektromobilität müssen im Vordergrund stehen.

Kann das Elektrofahrzeug ohne staatliche Unterstützung kommen?

Neue Technologien sind bei der Markteinführung immer teuer. Da brauchen wir Impulse. Anders wird der Kunde nicht umsteigen. Das Interesse ist riesig. Wir haben schon Anfragen nach einer Ausstattung von Flotten mit 1000 Fahrzeugen für den Ampera.

Rita Forst (54) leitet seit Januar als erste Frau die Abteilung Fahrzeugsysteme bei Opel. Die zweifache Mutter ist zudem Chefin des Entwicklungszentrums. Mit ihr sprach Rolf Obertreis.

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