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OPEL: Marode Mutter

Der US-Konzern General Motors macht in drei Monaten sechs Milliarden Dollar Verlust. Der Opel-Betriebsrat glaubt, dass der Autobauer seine Bilanz auf Kosten von Opel poliert.

Berlin - Die Nachfrage nach Autos des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) bricht weltweit weiter dramatisch ein. Der US-Konzern machte allein in den Monaten Januar, Februar und März einen Nettoverlust von sechs Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) – dies ist der achte Quartalsverlust in Folge. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Detroit berichtete, stürzte der Umsatz um 47 Prozent auf 22,4 Milliarden Dollar ab.

Für Aufregung sorgte GM mit der Auskunft, allein das Europageschäft mit der Kernmarke Opel habe einen Verlust von zwei Milliarden Dollar vor Zinsen und Steuern verursacht. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz warf GM vor, einen Teil seiner Verluste aus den USA nach Europa verlagert zu haben. Das Ergebnis der Europadivision entspreche nicht der realen Wertschöpfung, sagte Franz dem „Handelsblatt“.

GM drückt beim Verkauf von Opel jetzt aufs Tempo: GM hoffe, noch im Laufe des Mai eine Vereinbarung zu haben, sagte Finanzchef Ray Young am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. GM hatte im Europageschäft mit den Marken Opel, Vauxhall und Saab allein mehr als 800 Millionen Dollar als Belastungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung der schwedischen Tochter Saab verbucht.

Franz kritisierte, GM habe neben den Saab-Kosten auch noch weltweite Entwicklungsausgaben und Währungsverluste in Höhe von insgesamt 800 Millionen Dollar bei der Europa-Tochter geltend gemacht. „GM poliert so die eigene Bilanz auf Kosten von Opel und GM Europa auf“, beschwerte sich der Betriebsratschef. Der Marktanteil von GM Europa ging im Jahresvergleich von 9,6 auf 8,9 Prozent zurück. Das Produktionsvolumen brach trotz der guten Autokonjunktur im wichtigsten Markt Deutschland um 46 Prozent ein.

Unterdessen wird deutlich, dass der Übernahmeplan von Fiat für Opel weitaus größere Dimensionen hat als bisher gedacht. Nach dem Opel-Konzept der Italiener für das Bundeswirtschaftsministerium, das dem „Handelsblatt“ vorliegt, strebt Fiat nicht nur den Einstieg bei Opel an, sondern greift auch nach Saab, dem GM-Geschäft in Südafrika und den südamerikanischen Mercosur-Staaten. Die Marken der Gruppe sollen nach dem Konzept von Fiat-Chef Sergio Marchionne jedoch weitgehend unabhängig geführt werden: So soll die Opel-Führung weiter in Rüsselsheim verbleiben. Fiat schätzt das Synergiepotenzial in dem Konzept auf 1,4 Milliarden Euro.

Eine geplante Sparmaßnahme bei Opel, über die die „Bild“-Zeitung berichtet hatte, wurde jetzt vom Unternehmen bestätigt: Der Autobauer kürzt mit sofortiger Wirkung die Gehälter des Managements um zehn Prozent. Betroffen seien rund 300 Opel-Führungskräfte.mit HB

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