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Opels Zukunft: Wagnis Russland oder zurück zu GM?

Was Magna und der belgische Finanzinvestor RHJ International mit Opel vorhaben: die wichtigsten Fragen und Antworten zu Konzepten, Arbeitsplätzen und Staatsgarantien.

Welche Konzepte vertreten Magna und RHJI?

Der Autozulieferer Magna will gemeinsam mit der staatlichen russischen Sberbank bei Opel einsteigen. Magna bestimmt die industrielle Führung. Eine Partnerschaft mit dem russischen Autobauer GAZ verschafft den Österreichern bessere Chancen, sich den russischen Markt zu erschließen. In Russland soll sich "NewOpel" die Vertriebsrechte der US-Konzern-Marke Chevrolet mit General Motors (GM) teilen und auch die Chevrolet-Produktion übernehmen.

Das Konzept setzt stark auf eine Absatzsteigerung in Russland - einem Markt, der jedoch derzeit ebenfalls in einer tiefen Krise steckt. Auch GAZ selbst ist angeschlagen und hofft seinerseits, eine Partnerschaft mit Opel könne den Ausweg aus der Misere eröffnen. Magna und die Sberbank streben jeweils 27,5 Prozent an "NewOpel" an, 10 Prozent soll die Opel-Belegschaft übernehmen. 35 Prozent bleiben bei der ehemaligen Konzernmutter GM.

Der Finanzinvestor RHJI will Opel sanieren. Er hält sich die Option offen, den Autobauer später gewinnbringend zu verkaufen. Möglicher Käufer wäre GM. Das stößt bei Opel auf Widerstand, weil der Betriebsrat fürchtet, die ungeliebte ehemalige Mutter könnte weiterhin das Sagen haben. Für GM ist das aber eine interessante Option, weswegen Teile des GM-Managements RHJI bevorzugen. Der Investor möchte 50,1 Prozent der Anteile, 39,9 Prozent soll GM behalten. Zehn Prozent soll die Belegschaft übernehmen.

Was bedeutet das für die Arbeitsplätze und die Werke?

Magna will in Europa rund 10.500 Stellen abbauen - das ist etwas mehr als RHJI plant. Ursprünglich hatte Magna noch härtere Einschnitte vorgesehen: 11.600 Stellen sollten verschwinden. In Deutschland wären das 3000 von 26.000 gewesen, zwei Drittel davon in Bochum.

Die vier deutschen Werke will Magna erhalten. Geopfert wird der Standort im belgischen Antwerpen, und auch das Werk im britischen Luton könnte vor dem Aus stehen. Großbritannien hat bereits vom GM-Verwaltungsrat verlangt, sich bei seiner Entscheidung für Magna oder RHJI nicht von politischen Kriterien leiten zu lassen.

RHJI will 9900 Stellen in Europa streichen, davon allerdings 3900 in Deutschland. Alle deutschen Werke sollen erhalten bleiben, aber der Finanzinvestor will das in die Jahre gekommene Werk in Eisenach bis Anfang 2012 für zwei Jahre stilllegen. Dies lehnt unter anderem die Landesregierung von Thüringen ab.

Woher kommt das nötige Kapital?

Magna fordert Staatsgarantien von 4,5 Milliarden Euro. Um die Österreicher in den Verhandlungen mit GM zu unterstützen, haben Bund und Länder am Donnerstag erklärt, die Summe zunächst allein bereitzustellen und nicht wie vorgesehen zusammen mit anderen europäischen Opel-Ländern.

Gemeinsam mit der Sberbank will der Zulieferer 500 Millionen Euro Eigenkapital einbringen. Dabei könnten sofort 350 Millionen statt wie zunächst geplant nur 100 Millionen Euro in bar in die neue Gesellschaft fließen. Mit "NewOpel" will Magna 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben.

RHJI will mit deutlich weniger Staatsgarantien als Magna auskommen. Der Investor kalkuliert zwischen 3 und 3,8 Milliarden Euro ein. Den Verdacht, RHJI wolle zum Kostensenken weniger in Opel investieren, hat das Unternehmen zurückgewiesen. Der belgische Finanzinvestor bietet dabei 275 Millionen Euro Eigenkapital an. Auch RHJI strebt 2011 wieder schwarze Zahlen an.

Quelle: ZEIT ONLINE, ae, dpa

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