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Meg Whitman, Ex-Chefin von Ebay, soll HP wieder auf Kurs bringen. Foto: Reuters

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Wirtschaft: Orientierung gesucht

Die neue Chefin muss entscheiden: Produziert Hewlett Packard künftig nur noch für Unternehmen?

Frankfurt am Main/San Francisco - So schnell verpufft Euphorie. Als am vergangenen Mittwoch erste Gerüchte über den Rauswurf von Hewlett-Packard-Chef Léo Apotheker die Runde machten, schoss die Aktie des weltgrößten IT-Konzerns um sieben Prozent in die Höhe. Am Freitag, nachdem klar war, dass Meg Whitman das Ruder bei HP übernimmt, ging es um fast den gleichen Prozentsatz wieder bergab. Wenn HP-Verwaltungsratschef Ray Lane gehofft hatte, mit der Berufung der früheren Ebay-Chefin endlich Ruhe in den IT-Giganten zu bekommen, so hat er sich mächtig geirrt. Die Investoren wollen sich von einem Trainerwechsel nicht blenden lassen.

Apotheker mag glücklos agiert haben. Doch schuld an dem Desaster ist vor allem der Zickzackkurs des Verwaltungsrats. „HPs starke Marke im Konsumentenbereich ist massiv beschädigt worden durch die Unsicherheiten im Board und die wiederholten Querelen um den Vorstandsvorsitz“, sagt Pascal Matzke, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Forrester. Auf Whitman wartet eine Herkulesaufgabe. Sie muss entscheiden, ob HP künftig für Konsumenten oder für Unternehmen produziert.

Beides – wie bisher – geht auf Dauer nicht. Apotheker hatte Mitte August bekannt gegeben, dass sich der weltgrößte Computerhersteller vom PC-Geschäft trennen werde und sich stattdessen auf Hardware, Software und Dienstleistungen für Unternehmenskunden konzentrieren wolle. Sowohl Aktionäre als auch Kunden hatte der abrupte Strategieschwenk stark verunsichert. Der im letzten Jahr ohnehin schon gebeutelte Aktienkurs brach um ein Fünftel ein.

„Wir werden alles Nötige unternehmen, um HP wieder in die Spur zu bringen“, versprach Whitman in einer Telefonkonferenz. Lane ergänzte: „Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase und brauchen eine erneuerte Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen.“ Doch wie die aussehen wird, weiß derzeit keiner so genau – offensichtlich auch nicht im Verwaltungsrat. Der hatte vor weniger als einem Jahr Apotheker in dem Wissen geholt, einen Experten für Unternehmenssoftware einzukaufen.

Mit Meg Whitman, der Ex-Chefin des weltgrößten Online-Auktionshauses, hat das Gremium nun wieder eine konsumorientierte Führungskraft am Steuer. Whitman hat angekündigt, den Zehn-Milliarden-Dollar-Kauf der britischen Autonomy, eines Spezialisten für die Suche in Firmennetzwerken, nicht stoppen zu wollen. Auch die Abspaltung des PC-Geschäfts sei nicht vom Tisch.

Tatsächlich verdient HP sein Geld derzeit vor allem im Geschäft mit Unternehmenskunden. Sowohl im Geschäft mit Großrechnern als auch mit IT-Lösungen liegt die operative Rendite etwa bei 13 Prozent. Die Margen im PC-Geschäft sind dagegen schwach. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juli 2011 erwirtschaftete die PC-Sparte lediglich eine operative Marge von 5,9 Prozent.HB

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