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Deutsches Idyll. Die Grundbesitzer fordern lokale und punktuelle Naturschutzkonzepte.

© dpa

Ortstermin: Hoher Besuch vom Land - ein Prinz in Berlin

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände, Michael Prinz zu Salm-Salm, kritisiert in seinem neuen Buch Naturschutzmaßnahmen.

Rund um das Schloss Wallhausen an der rheinischen Naheweinstraße ist die Welt noch in Ordnung: Eine Idylle zwischen Hügelkuppen, mit aufmerksamen Nachbarn, Dorfmetzger und jährlicher Weinlese. Kein Windrad stört den Blick übers Land und was die nachhaltige Bewirtschaftung der Ländereien angeht: Da sind sich Kommune, Eigentümer und Naturschützer bislang meist einig geworden.

All das erfährt man, wenn man mit Michael Prinz zu Salm-Salm in kleiner Runde beisammen sitzt, so geschehen am Donnerstagmorgen im Restaurant Dressler in Berlin-Mitte. Der Besitzer des ältesten deutschen Weingutes inszeniert sich gern als Botschafter des guten Landlebens – inklusive Janker und Hemd in erdigen Farben. Im Laufe des Gesprächs kommt er immer wieder auf seine Heimat und den 1500-Seelen-Ort zu sprechen. Eigentlich ist er aber in die Hauptstadt gereist, um als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände sein neues Buch über fehlgeleiteten Naturschutz zu präsentieren.

Schmetterling statt Nadelwald

Herr der Hügel. Der Weingutbesitzer Michael Prinz zu Salm-Salm sieht einen großen Graben zwischen Städtern und Landbewohnern.
Herr der Hügel. Der Weingutbesitzer Michael Prinz zu Salm-Salm sieht einen großen Graben zwischen Städtern und Landbewohnern.

© picture-alliance/ dpa

In mehr als 40 kleinen Geschichten versammelt der Band „Schützt die Schlaglöcher“ Regularien und Maßnahmen im ganzen Land – „Schildbürgerstreiche“, wie der Prinz meint. Wenn 18 Hektar Nadelwald gerodet werden, damit ein seltener Falter angesiedelt werden kann, stößt das bei adligen Großgrundbesitzern nicht auf Gegenliebe. Prinz zu Salm-Salm ärgert sich über derlei Naturschutzauflagen natürlich besonders, wenn sie erhebliche Nachteile bei der Bewirtschaftung von privaten Ländereien sowie hohe Kosten für die öffentlichen Kassen nach sich ziehen. „Langfristig funktioniert Naturschutz nur mit Nutzung der Natur“, doziert er recht salbungsvoll.

Problematisch sei, dass solche Entscheidungen oftmals von Menschen getroffen würden, die nicht genügend Wissen über die natürlichen Kreisläufe in Wäldern, auf Wiesen und Weinbergen hätten. Also von Menschen in Ämtern und Naturschutzgremien, die selten Orte wie das rheinische Wallhausen besuchen und eine falsche Vorstellung vom Land und der dortigen Natur haben. Menschen aus der Bundeshauptstadt etwa.

Idealisten und Grundbesitzer

„Die zunehmende Entfremdung von Stadt und Land hat enorme Auswirkungen auf die Politik“, warnt Prinz zu Salm-Salm. Deshalb wollen sich die Grundbesitzer künftig mehr Gehör verschaffen und an der Spree und in Brüssel präsenter sein. Mehrfach betont der Familienunternehmer, wie wichtig der „Dialog zwischen Idealisten und Grundbesitzern“ sei. Effizienter Naturschutz komme nicht allein aus Amtsstuben. Es brauche die Abkehr vom Regulierungsdenken hin zum Engagement durch Bewirtschafter und Eigentümer. Die Naturschutzkonzepte müssten vielmehr lokal und punktuell wirken - zuallererst in der Heimat des Prinzen. „Bei 23 verschiedenen Bodenarten in und um Wallhausen kann man eben nicht eine einzige Maßnahme anwenden.“

Darauf angesprochen, wie er denn grüne Agrarminister in den Ländern beurteile – im Rheinland ist das seit 2011 Ulrike Höfken – gibt sich der adlige Landbesuch dann auch im Sinne des geforderten Dialogs ganz diplomatisch: Es sei immer schön, wenn sich grüne Minister für die Natur stark machten. „Aber sie denken doch oft zu sehr in Regeln.“

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