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Forschung in Adlershof. Am Standort gibt es Industrie und Wissenschaft.

© dpa

Ortstermin: Von Adlershof ins Weltall

Die Firma Astrofein produziert in Adlershof Weltraumsatelliten. Jetzt kamen Berlins SPD-Fraktionschef Saleh und der Präsident der Industrie-und Handelskammerchweitzer auf Stippvisite.

Von Ronja Ringelstein

Die beiden Herren stehen auf der Wiese und stecken die Köpfe zusammen: Aber was flüstern sich Berlins SPD-Fraktionschef Raed Saleh und der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, an diesem Montagmittag zu? Sie haben eben die Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH (Astrofein) besucht. Ein Unternehmen, das zu den „Hidden Champions“ der deutschen Industrie gehört. Ein versteckter Champion? Wenn es nach Saleh geht, ist der nicht mehr lange versteckt: „Ich will, dass man mehr über die Firmen spricht, die nicht so im Fokus stehen.“ Man fördere sehr die Start-ups, aber Berlin müsse mehr für seine kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen tun.

Die Firma Astrofein baut Weltraumsatelliten in Adlershof

Die seit 1993 am Technologiezentrum in Adlershof ansässige Astrofein versteht sich auf Kleinsatelliten der Luft- und Raumfahrttechnik und gehört in ihrem Marktsegment weltweit zu den drei Spitzenreitern. Das Unternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter, die Weltraumsatelliten bauen und testen, damit sie ein anderer in die Umlaufbahn schicken kann. „International kann ja jeder, aber wir können intergalaktisch“, scherzt der Geschäftsführer Michael Scheiding, bei seiner Präsentation. Nicht ohne Stolz stellt er das Projekt um den TET-1-Satelliten vor. Mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums wird der Mikrosatellit erprobt. Der 120 Kilogramm schwere Satellit könnte, mit einer speziellen Infrarotkamera ausgestattet, von der Umlaufbahn aus die Erde observieren und feststellen, wo etwa zu große Dürre herrscht. Die Signale würden an eine Bodenstation geschickt. So könnten gezielt und effektiv auf der ganzen Welt Felder bewässert werden und zwar in dem Maße, wie es die Pflanzen benötigen – das würde Unmengen Wasser sparen. Doch dieses Verfahren liegt noch in der Zukunft. Eingesetzt wurde der TET-1 bislang noch nicht.

Im Technologiepark Adlershof kommen Industrie und Wissenschaft zusammen

Begeistert sind die beiden Besucher nicht nur von Astrofein, sondern auch von dem Standort Adlershof. 1991 begann der Aufbau des heute größten Technologiepark Europas. Einen großen Vorteil bringt die Verknüpfung von Industrie und Wissenschaft: „Eine IHK-Untersuchung hat gezeigt, dass Industrie- und Gewerbeparks mit wissenschaftlicher Anbindung deutlich schneller wachsen, als die ohne wissenschaftliche Anbindung“, sagt Schweitzer. Die Studenten kämen noch in der Studienzeit, zum Beispiel für die Bachelorarbeit, in die Firmen und brächten so neue Ideen und Projekte mit. „Gäbe es den Industrie-Standort Adlershof nicht schon für die Industrie, müsste man ihn erfinden“, sagt Saleh. Der Ort sei ein wertvoller Magnet, den Berlin brauche. Ebenso sei es mit dem Biotechnologie Park in Berlin Buch. Auch den hatten Schweitzer und Saleh schon gemeinsam besucht, im letzten Jahr.

Auch Tegel soll irgendwann als Industriestandort genutzt werden

Wichtig sei bei den Subventionen ein langer Atem. Man dürfe nicht nur in Legislaturperioden denken, sagt Saleh und deutete damit auf die Pläne für einen neuen Industriestandort: Tegel. Wenn der Flughafen einmal ruht, soll ein Teil des Geländes als Industriestandort genutzt werden. Hier müsse man rechtzeitig investieren, findet Saleh. Das ist aber nicht die einzige Baustelle des Fraktionsvorsitzenden: „Ich habe mich auch für ein Gründungszentrum für junge Firmen in Dahlem stark gemacht.“ Das frühere US-Militärhospital an der Fabeckstraße soll ab 2016 ausgebaut werden und 900 Arbeitsplätze schaffen. Auch hier spielt die Nähe zur Universität wieder eine entscheidende Rolle. Wie die Herren also die Köpfe zusammenstecken ist eigentlich klar, was sie besprechen: Wohin geht’s als Nächstes?

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