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Wirtschaft: Ostdeutsche Regionen werden immer attraktiver

BERLIN (bia).Knapp neun Jahre nach dem Fall der Mauer normalisiert sich langsam das Wanderungsverhalten der Deutschen.

BERLIN (bia).Knapp neun Jahre nach dem Fall der Mauer normalisiert sich langsam das Wanderungsverhalten der Deutschen.Frei nach Goethes Ausspruch "Schön ist es auch anderswo, und hier bin ich sowieso" entdecken immer mehr Ostdeutsche die Vorzüge ihrer Heimat und bleiben dort einfach wohnen.Aber auch viele Westdeutsche favorisieren neuerdings ostdeutsche Gebiete, vor allem in Anbetracht der oft günstigeren Mieten.Waren es 1989 nur 5000 Westdeutsche, die es in den Osten zog, siedelten im vergangenen Jahr ganze 157 000 gen Osten.Dies ist eines der Ergebnisse, zu denen Steffen Maretzke vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gekommen ist.Über "Aktuelle Migrationsprozesse in Deutschland" sprach er vor der Johann-Peter-Süßmilch-Gesellschaft für Demografie in Berlin.

Insgesamt verzeichnet der deutsche Osten allerdings noch immer leichte Binnenwanderungsabnahmen, während es im Westen nach wie vor einen positiven Wanderungssaldo gibt: Der Binnenwanderungssaldo zwischen 1991 und 1996 beträgt im Osten je 10 000 Einwohner minus 15 und im Westen plus vier.Wird allerdings die Außenmigration, also die Zuwanderung aus dem Ausland, hinzugerechnet, haben sowohl der Westen als auch der Osten Wanderungszunahmen: Auf 10 000 deutsche Einwohner kamen in den untersuchten sechs Jahren 34 Neuzugänge aus dem Ausland.

Ostdeutsche Bürger passen sich darüber hinaus immer mehr der westdeutschen Mobilität an: Immer mehr Ostdeutsche ziehen nun aus ihren gewohnten vier Wänden aus und beziehen neue Quartiere.Und die sind bei den Ostdeutschen mit durchschnittlich 232 Kilometern weiter entfernt, als bei den Westdeutschen, die im Schnitt 121 Kilometern weit ziehen.Insgesamt jedoch sind nach wie vor die Westdeutschen mobiler.

Im Westen gibt es schon länger den Trend, von der lärmenden Stadt in die erholsameren Vororte zu ziehen.Die sogenannte Suburbanisierung hat nun auch im deutschen Osten Einzug gehalten.Zu den Gewinnern in der Migrationsentwicklung zählen daher die Regionen außerhalb der ostdeutschen Zentren, wie die Region um Leipzig; zu den Verlierern gehören ostdeutsche Kernstädte sowie weit entlegene ländliche Gebiete im Osten.Im Westen ist zudem festzustellen, daß der kühle Norden wieder attraktiver wird.

Besonders mobil sind die jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren.Die ziehen oftmals aus ländlichen Gebieten in die Städte, vom Osten in den Westen.Bei Familien sieht das schon anders aus, die haben keine herausragenden Vorlieben für bestimmte Gegenden.Nur eine Abneigung: München.Auffallend viele Familien sind in den vergangenen Jahren von der bayerischen Hauptstadt weggezogen.

Wer wohin zieht, hat viele Gründe.Wirtschaftliche Strukturen gehören jedoch nicht zu den wichtigsten Motiven der Umzugsfreudigen."Eine hohe Arbeitslosigkeit in einer Region bedeutet nicht unbedingt große Wanderungsverluste", sagte Migrations-Forscher Maretzke.

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