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Wirtschaft: Ostdeutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle

BERLIN (Tsp). Der Aufholprozeß der ostdeutschen Wirtschaft kommt nach Einschätzung des IWH auch im nächsten Jahr nicht in Gang.

BERLIN (Tsp). Der Aufholprozeß der ostdeutschen Wirtschaft kommt nach Einschätzung des IWH auch im nächsten Jahr nicht in Gang. Auf dem Arbeitsmarkt sei angesichts zu geringer Wachstumsraten in diesem und im kommenden Jahr keine Entspannung zu erwarten. Das IWH lehnt aber eine Ausweitung oder Verstetigung staatlicher Beschäftigungsprogramme ab. Dies sei keine Lösung, zumal Jobs auf dem regulären Arbeitsmarkt verdrängt werden, heißt es im jüngsten Konjunkturbericht des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das IWH rechnet für das Jahr 2000 zwar wieder mit einem etwas schnelleren Wachstum der Ostwirtschaft von 2,5 Prozent nach jeweils zwei Prozent in den beiden Vorjahren. In den alten Ländern könnte sich jedoch im nächsten Jahr die Konjunktur ähnlich beschleunigen, so daß sich die Ost-West-Lücke nicht weiter schließen werde. Die konjunkturelle Delle habe 1999 auch den bisherigen Wachstumsmotor Industrie erfaßt. Nach einem Plus im Verarbeitenden Gewerbe von knapp zwölf Prozent in 1998 seien in diesem Jahr 4,2 Prozent zu erwarten.Der "erste" Arbeitsmarkt würde sich erst im Jahr 2000 im Zuge eines stärkeren Wirtschaftswachstums stabilisieren. Die Zahl regulärer Stellen außerhalb der Arbeitsförderung werde 1999 erneut um etwa 50 000 sinken. Die Industrieunternehmen stellten zwar mehr Leute ein, dafür litten die Baubetriebe unter Überkapazitäten und auch der öffentliche Dienst streiche Stellen. Die staatlich subventionierten Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen belasteten die Wirtschaft weiterhin stark. Im 1. Quartal 1999 habe sich deren Zahl zwar um 44 000 verringert. Dennoch seien derzeit etwa sechs Prozent der Erwerbstätigen im zweiten Arbeitsmarkt tätig. 1997 seien es nur vier Prozent gewesen. Durch die hohen Kosten der staatlichen Beschäftigungsförderung könnten die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung nur schwer gesenkt werden. Dies verhindere zusätzliche Stellen im ersten Arbeitsmarkt. Außerdem würden strukturelle Probleme konserviert. Die Tarifpartner könnten ihre Arbeitsmarkt-Verantwortung teilweise auf den Staat abwälzen.Das Nebeneinander von Baurezession und aufwärts gerichteter Industrieproduktion werde sich im Osten abgeschwächt fortsetzen. 1999 werde sich der Rückgang der Baunachfrage verlangsamen. Nach einem Minus von 8,8 Prozent werde die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe 1999 um 3,1 und 2000 um 2,5 Prozent sinken. Die Talsohle sei noch nicht erreicht. Das IWH hält daran fest, daß sich der Nachfragerückgang 1999 und 2000 gegenüber dem Einbruch im Vorjahr mehr als halbieren wird. Dabei gehen die Forscher davon aus, daß Bund, Länder und Kommunen trotz leerer Kassen die wichtigsten Infrastrukturvorhaben umsetzen. In der Industrie zeigten sich seit Frühjahr erste Anzeichen für ein Ende der trüben Konjunktur. Die Wende habe sich bei der Auslandsnachfrage angedeutet. Mit der Belebung der Konjunktur in Deutschland und auf den wichtigsten Auslandsmärkten der ostdeutschen Industrie in Westeuropa werde die Fertigung wieder zulegen.

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