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Wirtschaft: Ostdeutschland als Vorbild für Aufbruch und Wandel

Bundespräsident Herzog ehrt innovative Ost-Unternehmen BERLIN (alf).Nach Einschätzung von Bundespräsident Roman Herzog sind die Erfahrungen mit dem Umbruch in Ostdeutschland vorbildlich für das ganze Land.

Bundespräsident Herzog ehrt innovative Ost-Unternehmen

BERLIN (alf).Nach Einschätzung von Bundespräsident Roman Herzog sind die Erfahrungen mit dem Umbruch in Ostdeutschland vorbildlich für das ganze Land."Der Standort Ost muß zur Speerspitze des Wandels in Deutschland werden", sagte Herzog am Montag in Berlin bei einem Empfang für 50 ostdeutsche Unternehmen."Mut, Aufbruch und Veränderung lernen heißt von Ostdeutschland lernen", meinte Herzog, der die Tatkraft und Flexibilität der Menschen im Osten lobte, die "den Strukturwandel als Chance begreifen".An vielen Stellen habe sich eine "Unternehmerkultur entwickelt, die durchaus an das kalifornische Silicon Valley erinnert".Der Bundespräsident ermahnte die Unternehmen allerdings auch, ihre Verantwortung für die "Entwicklung der Gesellschaft" wahrzunehmen.Unter anderem nannte Herzog die Wahrung der Interessen der Mitarbeiter und die Verpflichtung "zur Standortverantwortung statt zur Standortflucht". Herzog sprach anläßlich der Vorstellung der Initiative "Mutige Unternehmer braucht das Land", die vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der MGM Media-Gruppe München ins Leben gerufen wurde.Die Auswahl der 50 Unternehmen erfolgte durch die Stuttgarter Steinbeis-Stiftung nach den Kriterien Arbeitsplätze, Umsatzwachstum und Ertragssteigerung, Markt- und technologische Position sowie Kernkompetenz.Nach Angaben von Johann Löhn von der Steinbeis-Stiftung haben die ausgewählten Unternehmen von 1994 bis heute rund 5000 Arbeitsplätze geschaffen, insgesamt beschäftigten sie 25 000 Mitarbeiter.Die MGM Media-Gruppe fördert die ausgewählten Firmen mit fünf Mill.DM im Rahmen einer "Marketing-Patenschaft".Damit stehen den Firmen bis zu 750 000 DM für TV-Werbung auf den von der MGM vermarkteten Sendern Pro Sieben, Kabel 1, Niêkelodeon, NBC und CNBC zur Verfügung. Bei der Vorstellung der Publikation, in der die "Erfolgsfirmen" vorgestellt werden, erneuerte BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel seine Kritik an den jüngsten Plänen der Bundesregierung zur Beschränkung des Verlustvortrags.Er sei "ausgesprochen erzürnt über die 180-Grad-Wende der Bundesregierung", wodurch Investoren abgeschreckt würden.Henkel verwies mehrfach auf die sogenannte Berlin-Rede des Bundespräsidenten, nach Einschätzung des BDI-Präsidenten "wahrscheinlich die wichtigste Rede der letzten Jahrzehnte".Der "ausgesprochen mutige Bundespräsident" habe der Politik einen "Reformstau" bescheinigt und dazu aufgefordert, "daß wir uns mit dem Ausland vergleichen". Zur Auflösung des Reformstaus gehört aus Sicht des BDI die Netto-Entlastung der Unternehmen im Zuge der Steuerreform, die Rentenreform sowie die Reform des Gesundheitswesens.Da die Globalisierung nicht aufzuhalten sei, "müssen wir uns schneller bewegen"; die Globalisierung "läßt uns auch nicht so viel Zeit, wie wir uns nehmen".Um mehr "Mutige zu ermutigen", seien vor allem die Hochschulen gefordert, "im Wettbewerb ihre Leistung zu steigern".Damit endlich etwas geschehe, habe der BDI mit anderen Wirtschaftsverbänden Reformen im Hochschulrahmengesetz vorgeschlagen.Eine Alternative dazu sei die Abschaffung des Hochschulrahmengesetzes - nach Ansicht Henkels der beste Weg, um die Leistungsfähigkeit der Universitäten zu erhöhen. Von den 50 ausgewählten Ostunternehmen erhofft sich Henkel, daß sie "andere mitreißen", aus den "50 Beispielen muß eine Bewegung werden".Im Interesse des ganzen Landes "müssen wir von den lethargischen Spielregeln der Besitzstandswahrung zu den Spielregeln des Aufbruchs kommen", reklamierte der Industriepräsident.Der Steinbeis-Vorstandsvorsitzende Johann Löhn beklagte die unzureichende Verfügbarkeit von Chancen- oder Risikokapital in der Bundesrepublik."Wir haben Geld wie Heu, aber kein Kapital." Die meisten der 50 Unternehmen sind in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angesiedelt.In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist jeweils nur ein Unternehmen ansässig, in Berlin ist das die Deutsche Waggonbau AG mit 1,1 Mrd.DM Umsatz und 3800 Beschäftigten.In Brandenburg suchte sich die Steinbeis-Stiftung folgende Unternehmen aus: BMW Rolls-Royce GmbH in Dahlewitz (500 Mill.DM Umsatz, 1900 Mitarbeiter), die CoIn Institut für Computerintegriertes Engineering GmbH in Golm (4 Mill.DM Umsatz, 25 Mitarbeiter) und die Fichtner Raumausstattung GmbH in Brandis mit 4,8 Mill.DM Umsatz und 48 Mitarbeitern.

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