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Wirtschaft: Ostdeutschland kommt voran

Prognos-Studie: Wachstumskerne der neuen Länder erreichen West-Niveau

Düsseldorf - Der Aufbau Ost hat in den vergangenen drei Jahren in einigen Regionen spürbare Fortschritte gemacht. Eine Reihe von Städten und Kreisen in den neuen Bundesländern haben ihre Wettbewerbsfähigkeit seit 2004 deutlich verbessert. Die drei ostdeutschen Spitzenstandorte Dresden, Potsdam und Jena bewegen sich inzwischen in der gleichen Liga wie westdeutsche Top-Regionen. Das ist ein Ergebnis des „Zukunftsatlas 2007“, den das Schweizer Beratungsunternehmen Prognos für das „Handelsblatt“ erstellt hat. Insgesamt zeichnet die Studie ein differenziertes Bild von der Lage in den neuen Bundesländern. „Die Fortschritte im Osten sind da, aber sie sind leider sehr punktuell“, betonte Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff. „Die Wachstumsregionen strahlen zu wenig aus. Insgesamt ist der Osten nicht über den Berg.“

Zum zweiten Mal nach 2004 hat Prognos die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit aller 439 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands untersucht. Grundlage der Studie sind 29 verschiedene Indikatoren, darunter Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten sowie Kennzahlen zur demografischen Entwicklung, zur Innovationskraft und zur sozialen Lage. Das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle hat sich seit 2004 noch weiter verstärkt. Vor allem Städte und Landkreise in Bayern lassen den Rest der Republik hinter sich. Sieben der acht Regionen, die Prognos zur Spitzengruppe mit „Top-Zukunftschancen“ zählt, liegen im südlichsten Bundesland. Die größte Bewegung im Ranking hat es in Ostdeutschland gegeben: Acht der zehn Städte und Kreise, die ihre Position im Ranking am stärksten verbessert haben, liegen in den neuen Bundesländern. Der größte Aufsteiger ist Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern: Die Hansestadt stieg innerhalb von drei Jahren um 224 Plätze auf und liegt jetzt auf Rang 101.

Anders als 2004 schaffen drei ostdeutsche Städte – Dresden, Potsdam und Jena – in diesem Jahr den Sprung in die Top 20. Sie schneiden damit besser ab als die westdeutschen Metropolen Köln, Frankfurt und Hamburg. „Das ist besonders bemerkenswert“, sagte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der auch als Ostbeauftragter der Bundesregierung fungiert, dem „Handelsblatt“.

Auch die Zahl der absoluten wirtschaftlichen Problemfälle in Ostdeutschland hat abgenommen: Vor drei Jahren sah Prognos bei 101 der 113 ostdeutschen Städte und Kreise mehr Risiken als Chancen. Heute sehen die Experten noch für 81 Regionen in den neuen Ländern derartig schwarz. Wie 2004 liegen alle Regionen, denen die Forscher hohe oder sehr hohe Zukunftsrisiken attestieren, in den neuen Bundesländern. Die größten Sorgenkinder sind ländliche strukturschwache Regionen Ostdeutschlands. Dort schaukeln sich Defizite in der Wirtschaftsstruktur und die abgelegene Lage gegenseitig auf.

Berlin landet auf Platz 245, 17 Plätze weiter vorn als beim letzten Mal. Vor allem das vergleichsweise geringe Wachstum und die hohe Arbeitslosenquote ist für die Platzierung hinter Celle und vor Tirschenreuth ursächlich. ost (HB)

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