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Wirtschaft: Ostsee statt Mittelmeer

Das Reiseland Mecklenburg-Vorpommern hat auch in diesem Sommer die Nase vorn. Es behauptet sich als das Reiseziel mit den größten Zuwächsen von Touristen mit knappem Vorsprung vor Bayern und Schleswig-Holstein.

Das Reiseland Mecklenburg-Vorpommern hat auch in diesem Sommer die Nase vorn. Es behauptet sich als das Reiseziel mit den größten Zuwächsen von Touristen mit knappem Vorsprung vor Bayern und Schleswig-Holstein. Vor allem die längste Ostseeküste und die mehr als 2000 Seen ziehen immer mehr Urlauber an. „Im Vorjahr zählten wir rund 26,3 Millionen Übernachtungen, in diesem Jahr kratzen wir bestimmt an der 27-Millionen-Marke“, sagte Ministerpräsident Harald Ringstorff in einem Gespräch in Schwerin. „Jedes Jahr steigern wir den Umsatz in dieser Branche, die 130 000 Menschen einen Job garantiert, um drei bis vier Prozent.“ Ein Zehntel des Bruttosozialproduktes des Landes entfiele auf den Tourismus. Und noch eine Zahl hat der Regierungschef parat: Auf jeden der 1,7 Millionen Einwohner kommen im Jahresverlauf 16 Übernachtungsgäste. So einen Wert gibt es sonst in keinem anderen Bundesland.

Die schöne Natur übt die größte Anziehungskraft auf die Touristen aus. Rund 90 Prozent aller Urlauber in Mecklenburg-Vorpommern geben sie als Hauptmotiv für ihre Reiseentscheidung an, wobei zwei Drittel die Küste wählen. Der Rest verteilt sich aufs Binnenland.

Alle aktuellen Trends scheinen dem Tourismus im nordöstlichen Bundesland zugute zu kommen. Rostock profitiert beispielsweise von der Beliebtheit des Städtetourismus und gleichzeitig von der Nähe des Strands in Warnemünde. Erstmals rechnen die Hoteliers 2008 hier mit mehr als einer Million Übernachtungen. Die Auslastung der Hotelbetten liegt derzeit bei mehr als 80 Prozent. „Es könnten noch mehr sein, wenn sich die Stadt stärker auf ihre hanseatischen Traditionen und die Weltoffenheit besinnen würde“, sagt Tobias Woitendorf, Sprecher des Tourismusverbandes.

Der Klimawandel beschert dem Bundesland sogar noch mehr Gäste. Vor allem die milden Winter mit wenig Schnee in den Bergen lassen viele Reisende nach Alternativen suchen. „Sie werden bei uns fündig, weil wir ein großes Erlebnisprogramm bieten“, meint Woitendorf. Das spreche sich herum und motiviert die Gäste zum Mecklenburg-Vorpommern-Urlaub.

Zwar gibt es gerade an der Ostseeküste keine Garantie für dauerhaften Sonnenschein, aber die Schlechtwettervarianten lassen kaum Langeweile aufkommen. Nahezu alle Hotels der höherpreislichen Kategorie besitzen einen Wellnessbereich. Das Meeresmuseum in Stralsund verkauft jährlich 550 000 Tickets, die Störtebecker-Festspiele auf Rügen kommen auf 350 000 Gäste und die großen Kirchen zählen 1,7 Millionen Besucher.

Noch Reserven sieht das Land bei Angeboten für Familien mit Kindern, obwohl im Sommer schon jede dritte Reise auf deren Konto geht. „Künftig wollen wir besonders Familien mit kleineren Kindern ansprechen, die ihren Urlaub bisher am Mittelmeer verbracht haben“, kündigte der Präsident des Tourismusverbandes Matthias Löttge an. Es solle mehr familiengerechte Hotels, Alles-inklusive-Angebote und eine Musterspeisekarte für Kinder geben.Claus-Dieter Steyer

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