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Wirtschaft: Parkplätze für das Geld werden frei

Sparer haben Milliarden als Tagesgeld oder am Geldmarkt angelegt – jetzt raten die Strategen wieder zu Aktien

Düsseldorf/Frankfurt (Main) (qdt/fw/HB). Auch wenn sich am Aktienmarkt wieder vorsichtiger Optimismus zeigt – noch parken viele Anleger ihr Kapital kurzfristig. So verbuchen die Manager von Geldmarktfonds konstante Zuflüsse, auch Tages und Festgeld sind gefragt. Nach Angaben des Bundesverbands Investment und Asset Management e.V. lagen die Zuflüsse in Geldmarktfonds in Deutschland im Oktober bei 695 Millionen Euro nach 531 Millionen Euro im September. Auch Advance-Bank-Sprecher Timo Scheil bestätigt, dass Tagesgeld weiterhin hoch in der Gunst der Investoren stehe. Wer nicht mit einem baldigen Aufschwung an der Börse rechnet und lieber sein Geld kurzfristig parken möchte, sollte aber einige Punkte beachten, die sich viele Anleger vermutlich noch nicht klargemacht haben.

Vorteilhaft bei Tagesgeld im Vergleich zu Festgeld und Geldmarktfonds sind die oft höheren Renditen. Außerdem bleibt der Anleger flexibel, denn er kann seine Gelder täglich umschichten. Doch Tagesgeld hat auch seine Tücken – ganz abgesehen davon, dass manche Geldhäuser Mindestanlagesummen verlangen: Die Banken können die Zinsen von heute auf morgen der allgemeinen Zinsentwicklung anpassen. Aber es gibt auch Ausnahmen. Etwa das Angebot der SEB Bank, die für ihr Hochzins-Konto immerhin eine Zinsgarantie bis zum 30. Juni 2003 abgibt.

Mit sinkenden Leitzinsen rechnen

Doch generell gilt: Die Zinsen schwanken mit der Renditeentwicklung am Geldmarkt – und dort müssen die Anleger gegenwärtig mit sinkenden Zinsen rechnen. Fast alle Finanzexperten erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen auf ihrer nächsten Sitzung am 5. Dezember senken wird. Experten debattieren nur über die Frage, ob sie den Satz um einen halben Punkt auf 2,75 Prozent oder um einen Viertelpunkt zurücknimmt. Wie Scheil erklärt, hätten viele Banken in der Vergangenheit ihre Tagesgeldzinsen im selben Maße angepasst, wie die EZB ihre Zinsen veränderte. Dem Anleger werden die Änderungen im besten Fall lediglich mitgeteilt.

Allerdings müssen Kurzfristsparer auch bei Festgeldkonten aufpassen, nämlich dann, wenn die Anlagefrist ausläuft. Wer der Bank nach Fälligkeit der Einlage das Geld weiter überlässt, läuft Gefahr, schlechtere Konditionen zu bekommen, warnen Verbraucherschützer.

Abgesehen davon gibt es bei einigen Tagesgeld- und Festgeldangeboten mit attraktiven Zinsen eine weitere Klippe: der Schutz vor einer Bankpleite. Das trifft etwa für die Garanti-Bank, die Demir-Halk Bank, die Kocbank und die Finansbank zu. Diese Institute haben ihren Sitz in den Niederlanden. Damit gehören sie dem dortigen Einlagensicherungssystem an, bei dem nur 20000 Euro pro Anleger abgesichert sind. Dagegen fallen Einlagen bei deutschen Banken unter die Sicherungseinrichtungen ihrer Verbände und sind damit bei der Insolvenz des Instituts nahezu komplett abgesichert.

Bei Geldmarktfonds gilt: Sie sind in der Regel so sicher wie die Papiere, die sie kaufen – der Manager bestimmt das Risiko. Lutz Schleidt, der den Fonds Dekaflex Euro managt, hat zuletzt auf sinkende Zinsen gesetzt und die Restlaufzeit in seinem Fonds auf durchschnittlich ein Jahr hochgefahren. Er glaubt, dass die EZB im Dezember die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte senken und im ersten Quartal 2003 nachlegen wird. Der Markt habe aber schon eine Zinssenkung um rund einen halben Prozentpunkt vorweggenommen, daher erwartet er von den Zinsschritten keine starken Impulse. Schleidt hält nur wenige Unternehmensanleihen. Er favorisiert risikoärmere Pfandbriefe und Kommunalobligationen, die bei zwei Jahren Restlaufzeit rund 0,2 Prozentpunkte mehr bringen als Bundesanleihen. „Lieber langweilig und dafür sicherer", sagt er.

Auf Fonds-Kosten achten

Der Dekaflex Euro ist ein Geldmarkt-naher Fonds, der vor allem auf Papiere mit bis zu zwei Jahren Restlaufzeit setzt – bei den Anlagen reiner Geldmarktfonds ist die Restlaufzeit auf ein Jahr beschränkt. Bei Fonds sind auch die Kosten zu beachten. Die laufenden Verwaltungsgebühren sind schon in der Wertentwicklung enthalten, nicht aber der Ausgabeaufschlag. Wer nur kurz sein Geld parkt, dem kann der Aufschlag die Rechnung verderben. Übrigens raten Depotstrategen Langfristanlegern mittlerweile, ihre geparkten Gelder nicht mehr aufzustocken. So meinen etwa Cominvest-Sprecher Oliver Kruse und Dieter Merz von Merck Finck, man könne langsam die Cashposition reduzieren – zu Gunsten von Aktien.

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