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Wirtschaft: Parteien-Geschacher um Telekom-Spitze

FDP torpediert die Berufung von Brigitte Zypries

Berlin/Düsseldorf - Es gibt die Frauenquote – und es gibt den Parteienproporz. Und manchmal dient das eine dazu, das andere zu verschleiern. So ist es derzeit bei der Deutschen Telekom.

Drei neue Mitglieder sollen in den achtköpfigen Vorstand einziehen, alles Frauen. Ein Zeichen, so hatte sich Telekom-Chef René Obermann das gedacht, dass die Telekom das Thema Führungsfrauen ernst nehme. Statt einer Vorreiterrolle hat er nun aber eine Diskussion über die Rolle der Politik – der Bund hält 32 Prozent an der Telekom – am Hals.

Denn bei der Aufsichtsratssitzung am Montag in Berlin ging es hauptsächlich darum, dass bei dem Vorstandswechsel die richtigen Parteien gut wegkommen. So wählte das Gremium die ehemalige baden-württembergische Bildungsministerin Marion Schick (CDU) zur Nachfolgerin von Personalvorstand Thomas Sattelberger.

Im Gegenzug hat auch die FDP Begehrlichkeiten. Noch während das Gremium tagte, wurde bekannt, dass Birgit Grundmann, Staatssekretärin im Bundesjustizministerium, sich künftig für Manfred Balz, dessen Vertrag im Oktober 2012 ausläuft, um Compliance kümmern solle. Die FDP wolle das so. Eigentlich hatte Obermann für diese Position Brigitte Zypries vorgesehen, die ehemalige Bundesjustizministerin. Ihr Pech aber ist, dass sie ein SPD-Parteibuch hat. Dass Zypries nicht zum Zuge kam, erboste vor allem die Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium. Die Entscheidung wurde vertagt – wie es sich für die Politik gehört, in eine Hinterzimmerrunde.

Unumstritten ist nur eine der drei Kandidatinnen für das höchste operative Führungsgremium: Claudia Nemat, bisher Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey, soll Europachefin werden. Ihre Ruf ist tadellos, ihre Qualifikation unstrittig – sie wurde am Montag mit großer Mehrheit gewählt. Dagegen gab es um die Besetzung der übrigen Vorstandsposten im Aufsichtsrat erhebliche Diskussionen.

Auch die Arbeitgeberseite war nicht vollständig überzeugt, hieß es in Kreisen der Kontrolleure. Mehrere Mitglieder des Aufsichtsrates äußerten Zweifel, ob die Telekom mit der Bestellung von zwei Politikerinnen das richtige Signal sende. „Da bleibt ein fader Beigeschmack“, sagte ein Verhandlungsteilnehmer dem „Handelsblatt“. In den Vorstand der Telekom müssten die fachlich besten Kandidatinnen geschickt werden. Andernfalls nehme auch die politische Debatte um die Frauenquote in Deutschland erheblichen Schaden.HB

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