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Wirtschaft: Paulus Neef startet neu

Nach dem Niedergang seiner Internetagentur Pixelpark gründet der Manager wieder eine Firma

Berlin (msh). Paulus Neef ist wieder im Geschäft – mit einer neuen Firma, neuen Partnern und neuen Visionen. Ziel der von ihm gegründeten Neva GmbH sei die „Vermarktung von innovativen Geschäftsmodellen im Bereich digitaler Medien“, hieß es am Montag bei der Präsentation der neuen Firma in München. Ein Satz, wie ihn Neef in den großen Zeiten der New Economy nicht besser hätte formulieren können.

Zuletzt war es eher ruhig geworden um den 43-Jährigen. Den Gründer der Multimediaagentur Pixelpark drängte es nicht mehr in die Öffentlichkeit, nachdem ihn der Aufsichtsrat im Dezember 2002 kurzerhand entlassen hatte. Der Vorwurf: Pixelpark soll beim Kauf des Logistikdienstleisters ZLU im März 2000 dem Vater seiner langjährigen Lebensgefährtin, Helmut Baumgarten, einen überhöhten Preis gezahlt haben.

Pixelpark verklagte Neef nach seinem Rauswurf auf Schadenersatz. Bei der am heutigen Dienstag stattfindenden Hauptversammlung von Pixelpark soll Neef die Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr verweigert werden, so haben es Vorstand und Aufsichtsrat beantragt. Doch Neef gibt sich kämpferisch. In der laufenden Woche werden seine Anwälte die Erwiderung der Klage einreichen. „Ich will, dass die Vorwürfe endlich vom Tisch kommen“, sagte Neef dem Tagesspiegel. Allerdings kommt das Verfahren jetzt erst in Gang, mit einer Entscheidung des Gerichts ist frühestens in einigen Monaten zu rechnen.

Bei der Hauptversammlung wird Neef nicht anwesend sein, obwohl er immer noch fast 18 Prozent der Anteile hält. Seine Stimmrechte werden vom Vertreter einer Bank ausgeübt. „Ich halte mich da noch zurück“, sagte Neef. Pixelpark ist inzwischen fast bis zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Im ersten Halbjahr machte die Internetagentur gerade noch 6,5 Millionen Euro Umsatz, nach 24 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Noch immer macht Pixelpark Verlust: im ersten Halbjahr 4,4 Millionen Euro. Der neue Vorstandschef Michael Riese hatte sich zuletzt mit zehn Prozent an Pixelpark beteiligt. Immerhin ein Zeichen, dass er noch an eine Zukunft des Unternehmens glaubt.

Neben dem einstigen Kerngeschäft von Pixelpark, der Konzeption und Gestaltung von Webseiten, will Riese künftig auch Rechner von IBM verkaufen. Dass seine einstige Firma mal so tief sinken würde, dürfte auch Neef überrascht haben. Er glaubte daran, dass mit den Multimediaagenturen ein neuer Typ Unternehmen entstehen würde. Doch es zeigte sich, dass sie überflüssig sind. Die Realisierung von Internetauftritten übernehmen heute die eingesessenen IT-Dienstleister und Software-Firmen.

Neef war der unangefochten Star der Internetwirtschaft. Er gründete zu Beginn der 90er Jahre die Multimediaagentur Pixelpark und führte sie an die Börse. Auf dem Höhepunkt des Booms beschäftigte Pixelpark 1200 Mitarbeiter und machte 80 Millionen Euro Umsatz. Ende der 90er Jahre verkaufte Neef die Mehrheit an Pixelpark an Bertelsmann, um schneller wachsen zu können. Als sich das Ende des Booms ankündigte, verlor der Medienkonzern das Interesse an dem Unternehmen. Neef kämpfte und fand neue Gesellschafter – kurz vor seiner Entlassung.

Mit der neuen Firma versucht Neef jetzt ein Comeback. Zusammen mit seinem Partner GFT Technologies will Neef wieder in das Multimediageschäft einsteigen. Die Worte „Mobile Solutions“, „Business Development“ oder „Creative Services“ gehen ihm so locker von den Lippen wie eh und je. Bei der Frage, ob er es seinen Kritikern jetzt so richtig zeigen wolle, bleibt Neef smart wie immer: „Das ist nicht meine Hauptmotivation. Aber ich will den Erfolg.“

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