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Wirtschaft: Peking stärkt den Euro

Die Leitfunktion des US-Dollar bröckelt – China will Landeswährung abkoppeln, die Opec prüft Alternativen

Berlin (akz/fo). Die chinesische Regierung plant offenbar, die Kopplung ihrer Landeswährung an den USDollar aufzugeben. Statt dessen soll der Yuan an einen Korb aus Währungen der wichtigsten Handelspartner gebunden werden, darunter neben dem Dollar auch die europäische Gemeinschaftswährung Euro. Nach Einschätzung von Experten würde dadurch die Rolle des Euro als internationale Handelswährung weiter gestärkt. Auch die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) prüft derzeit, Öl künftig auch in Euro zu handeln. Der Euro-Kurs erreichte unterdessen einen neuen Höchstwert.

Nach einem Bericht der Zeitung „China Business Post“, die sich auf Kreise der chinesischen Zentralbank beruft, soll sich der Außenwert des Yuan künftig an einem Korb aus den Währungen der zehn wichtigsten Wirtschaftspartner (siehe Kasten und Lexikon, Seite 16) orientieren. In einer zweiten Stufe sollen Kursschwankungen innerhalb eines vorgegebenen Preisbandes erlaubt werden. Einen Zeitplan für die Änderung steht dem Bericht zufolge noch nicht fest.

Die Pläne der Bank von China wurden kurz vor einem Besuch einer US-Regierungsdelegation im kommenden Monat bekannt, bei dem über mögliche Reformen des Währungsregimes gesprochen werden soll. China hat seine Währung seit 1994 praktisch im Verhältnis 8,3 Yuan für einen Dollar an die US-Devise gebunden. Washington hält den Yuan um bis zu 40 Prozent unterbewertet. Darin sehen viele US-Politiker den Grund für das wachsende Außenhandelsdefizit mit China, und damit für Arbeitsplatzverluste in den Vereinigten Staaten.

Peter Bofinger, Professor für Währungspolitik an der Universität Würzburg, wertet die Absicht der Chinesen als eine weitere Stärkung der Gemeinschaftswährung Euro. „Das ist ein erster Schritt in Richtung einer multipolaren Weltwährungsordnung, die nicht mehr so stark von der US-Währung dominiert wird“, sagt Bofinger dem Tagesspiegel. Die wachsende Rolle des Euros spiegelt sich laut Bofinger auch auf dem Markt für Anleihen wider. „Da sind der Dollar und Euro inzwischen gleichberechtigt“.

Die wachsende Bedeutung des Euros hat auch die Opec nachdenklich gemacht. Generalsekretär Alvaro Silva hatte erst kürzlich bestätigt, dass seine Organisation den Öl-Handel in Euro oder über einen Währungskorb prüfe. Grund dafür sind die rapide sinkenden Einnahmen der Öl-Staaten durch den schwachen Dollarkurs. Ähnliche Überlegungen stellt auch Russland an, das für Westeuropa als Öl-Lieferant immer wichtiger wird.

Die Opec hat nach Einschätzung des Mineralöl-Wirtschaftsverbandes (MWV) doppelten Grund, über die einseitige Bindung an den Dollar nachzudenken. Denn es sinken nicht nur die Einnahmen, auch die Importe aus Westeuropa werden wegen des steigenden Euros teurer. Zumal die Opec-Länder mit 14,6 Milliarden Euro mehr Waren aus dem Euro-Raum importieren als sie aus Ölexporten (sieben Milliarden Euro) erlösen.

Beim Ölpreis, sagt Wissenschaftler Bofinger, „erleben wir schon lange keine reine Dollarkalkulation mehr“. Obwohl der weltweite Handel immer noch in Dollar abgewickelt werde, spiele der Wert des Euros längst eine Rolle bei der Opec-Preiskalkulation. Auch für Klaus Matthies, Rohstoffexperte beim Welt- Wirtschafts-Archiv (HWWA) in Hamburg macht sich auf dem Ölmarkt das wachsende Gewicht der europäischen Gemeinschaftswährung in der Welt bemerkbar. „Die ölproduzierenden Ländern führen ein Großteil ihres Rohstoffes in die Eurozone aus und sind daran interessiert, ihre Einnahmen zu sichern“ , so der HWWA-Experte. Der Ölpreis sei weiter auf hohem Niveau, weil der Dollar massiv an Wert verliert. „Damit gleichen die Ölproduzenten ihre Verluste aus dem schwächeren Dollar wieder aus“, so Matthies.

Unterdessen hat der Kurs des Euro am Montag auf Grund neuer Terrorwarnungen in den USA zugelegt und im Handelsverlauf einen Rekordstand erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2434 (Freitag: 1,2418) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8042 (0,8053) Euro.

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