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Wirtschaft: Personalprofis für den Mittelstand

Bei den meisten Mittelständlern liegt die Personalarbeit brach.Die wichtigsten Entscheidungen, etwa bei Einstellungen oder Kündigungen, trifft der Chef - meist nebenbei und ohne besondere Qualifikation.

Bei den meisten Mittelständlern liegt die Personalarbeit brach.Die wichtigsten Entscheidungen, etwa bei Einstellungen oder Kündigungen, trifft der Chef - meist nebenbei und ohne besondere Qualifikation.Eine eigene Abteilung, die das Personalwesen professionell in die Hand nimmt, ist für die wenigsten mittelständischen Unternehmen finanzierbar.Man wurstelt sich durch, bis der Betriebssegen schief hängt.

"Die meisten Personalentscheidungen werden aus dem Bauch heraus getroffen", weiß Petra Nießner.Die ehemalige Personalleiterin der Verkehrsbau Union Berlin trat im Oktober 1996 als selbständige Unternehmerin an, um etwas gegen die verbreitete "Hilflosigkeit im Personalwesen" zu tun.Das gleiche Projekt verfolgte parallel Reiner Schönefeld, Ex-Personalleiter in einem Hamburger Großunternehmen.Nießner und Schönefeld gaben ihre gutbezahlten Angestelltenjobs auf ("Wir hätten nicht gehen müssen") und wurden jeweils Partner des Hamburger Franchise-Unternehmens Inpuncto, zuständig für die Region Berlin-Brandenburg.Als Anbieter für externe Personalleitung betreut die Agentur bundesweit an zwölf Standorten Betriebe mit fünf bis 150 Mitarbeitern.Das Konzept: Kleine und mittelständische Firmen, die sich eine eigene Personalleitung nicht leisten können, sollen trotzdem von den Vorteilen professioneller Personalarbeit profitieren."Viele denken sofort an Zeitarbeiter, Personalvermittler oder Headhunter", bedauert Reiner Schönefeld ein verbreitetes Mißverständnis.

Auf Wunsch der Unternehmen kümmere sich Inpuncto freilich um alles, was zu den Aufgaben eines Personalchefs gehöre - von der Mitarbeiterwerbung bis zur Einführung neuer Gehaltsabrechnungssysteme und Arbeitszeitmodelle.Reiner Schönefeld hat zuletzt in einem Betrieb mit 100 Beschäftigten ein neues Beurteilungswesen installiert, Petra Nießner führte in Zusammenarbeit mit Geschäftsführung und Beschäftigten die Sieben-Tage-Woche in einer Maschinenbaufirma ein.Vor allem die lästige Verwaltungsarbeit wird gerne ausgelagert."Wenn sich 150 bis 200 Sekretärinnen auf eine Stelle bewerben, übernehmen wir für den überlasteten Betrieb die Administration", sagt Schönefeld.Und wenn es im Unternehmen Konflikte gibt, schalten sich die Inpuncto-Experten bei Bedarf als Vermittler ein."Wir können als Außenstehende emotionsloser an die Sache herangehen als Betriebsrat oder Geschäftsführung", so Schönefeld.

Rund 20 Unternehmen haben Nießner und Schönefeld in Berlin und Brandenburg bislang betreut.Eine besondere Zusammenarbeit hat sich mit dem Rationalisierungskuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) ergeben.Inpuncto übernahm für den Berliner Landesverband der Organisation die Personalarbeit und brachte im Gegenzug sein Büro in den Geschäftsräumen des RKW unter.Das hat den Start in die Selbständigkeit erleichtert.Nießner und Schönefeld haben sich freiwillig für diesen Schritt entschieden und dabei die Franchise-Konstruktion von Inpuncto schätzen gelernt."Die Sicherheit, ein etabliertes Unternehmenskonzept im Rücken zu haben, hat mich beflügelt", beschreibt Petra Nießner die Startphase.Die Investitionen hielten sich in Grenzen: Mit einer einmaligen Franchise-Gebühr von jeweils 50 000 DM waren die beiden Jungunternehmer dabei.Neben den laufenden Kosten fällt nun monatlich ein Betrag von 1350 DM für Datenbank, Handbücher, Formulare und anderes Material zur Erschließung des Marktes und die Kundenbetreuung an.In der Gründungsphase besonders wichtig: Mailings und Hilfen zur Verkaufsförderung."Das größte Problem besteht darin, bei den Unternehmen Verständnis für unser Anliegen zu wecken", sagt Petra Nießner.Bei vielen Geschäftsführern, vor allem den technisch ausgebildeten, heiße es beim Thema Personalpolitik immer noch: "Das mache nur ich!"

Das Berliner Inpuncto-Duo ist optimistisch, daß seine Dienstleistung trotzdem im Trend liegt."Viele Betriebe wachsen, nur ihr Personalwesen bleibt zurück", erklärt Petra Nießner.Zudem zwinge der Kostendruck immer mehr Unternehmen, Aufgaben, die bislang intern erledigt wurden, auszugliedern."Outsourcing" lautet das Zauberwort.Reiner Schönefeld ist zuversichtlich, daß die externe Personalleitung künftig eine Selbstverständlichkeit sein wird: "Für die Steuererklärung haben die Unternehmen ja auch ihren Steuerberater."

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