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© dpa

Peter Eigen: Der Schreck der schwarzen Kassen

Peter Eigen gründete die Organisation Transparency international. Jetzt wird der Korruptionsbekämpfer 70.

Mitten in den Sechzigern, er war noch Jurastudent, reiste Peter Eigen durch Südamerika. Zwischen Ecuador und Argentinien traf er einen Mitarbeiter der Weltbank. Die beiden kamen ins Gespräch. Eigen war begeistert und wusste bald, was er tun wollte: Für die Weltbank arbeiten und Armut bekämpfen. Am Mittwoch wird Peter Eigen 70 Jahre alt, und die Anekdote aus seiner Jugend erzählt er gern. Vor 15 Jahren gründete er die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI), die er lange leitete. Davor arbeitete er jahrzehntelang für die Weltbank, vor allem in Afrika.

Eigen ist bei Veranstaltungen leicht zu finden – nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch, weil sich stets viele Leute um ihn drängen. Eigen sei ein Menschenfänger, sagt sein Freund Michael Wiehen, auch ein Transparency-Mann. Schließlich habe Eigen es geschafft, eine Organisation zu gründen, in der Ehrenamtliche die meiste Arbeit erledigten.

Hartnäckigkeit, verpackt in reichlich Charme, dies ist das Erfolgsprinzip Eigens. Dickköpfig reagierte er auch damals, vor 15 Jahren, als er feststellte, dass der Grund für weltweite Armut oft „falsche wirtschaftliche Entscheidungen“ seien. Und dass diese wiederum erkauft würden – durch Bestechung. Wer, wenn nicht die Weltbank, sollte etwas dagegen tun, dachte er sich und stieß doch bei den Vorgesetzten auf wenig Verständnis.

Korruption war damals ein Tabu. Also stieg Eigen aus, zog von Afrika an den Berliner Nikolassee und gründete Transparency International, mit nichts als „einem Faxgerät auf dem Küchentisch“. Und mit Kontakten zu den Mächtigen, die er für saubere Geschäftspraktiken gewinnen wollte. Denn bei TI geht es nicht um die detektivische Verfolgung einzelner Korruptionsfälle. Sondern darum, Strukturen und Gesetze gegen Korruption zu unterstützen. Zum Beispiel das Verbot der Bestechung im Ausland, das 1998 Teil der OECD-Konvention wurde.

Auch Siemens, von 1998 bis 2006 Mitglied bei der Organisation, hatte sich für deren Durchsetzung engagiert. Doch seit der Schwarzgeldaffäre ist Siemens’ Mitgliedschaft beendet. Für Eigen ist der Vorgang eine „Riesenenttäuschung“.

Eigen sei ein guter Netzwerker, sagt sein langjähriger Bekannter Hansjörg Elshorst, der die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) gründete. „Er hat eine ungewöhnliche Fähigkeit, Menschen anzusprechen und sie für sich zu gewinnen.“ „Peoples’ person“ nennen Briten jemanden wie Eigen, einen, der mit jedem und über jedes Thema reden kann. Das nutzt womöglich seiner Frau noch – Gesine Schwan, die ihn 2004 heiratete, will nächstes Jahr Bundespräsidentin werden.

Seinen Kampf gegen unlautere Geschäfte wird Eigen weiterführen. Als Realist, nicht als Idealist. „Man wird Korruption nie ganz ausrotten können“, sagt er. Ein Grund, es nicht weiter zu versuchen, sei das aber nicht. Katja Reimann

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