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Wirtschaft: Pfizer nimmt Schmerzmittel Bextra vom Markt

US-Arzneibehörde FDA hatte mögliche lebensbedrohende Risiken des Medikaments höher eingestuft als den Nutzen

Berlin - Ein halbes Jahr nach dem Vioxx-Skandal hat auch der US-Pharmakonzern Pfizer den Verkauf seines umsatzstarken Schmerzmittels Bextra in den USA und Europa gestoppt. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag kurz vor Eröffnung der US-Börsen mit. Zuvor war die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA zu dem Ergebnis gekommen, dass bei Bextra das Risiko den Nutzen überwiegt. Unter anderem soll es für gefährliche Hautreaktionen verantwortlich sein. Für das Pfizer-Mittel Celebrex verordnete die FDA die stärksten Warnhinweise. Der Kurs der Pfizer-Aktie sank zeitweise um vier Prozent, erholte sich aber später wieder.

Die Schmerzmittel Bextra und Celebrex gehören zur Klasse der umstrittenen Cox-2-Hemmer. Sie wurden in Studien mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht. Der US-Konzern Merck hatte sein Rheumamittel Vioxx erst Ende September vergangenen Jahres vom Markt zurückgezogen. Eine Krebsstudie hatte eine erhöhtes Risiko für Patienten gezeigt, die das Mittel länger als 18 Monate einnehmen.

Der Leiter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm), Reinhard Kurth, sagte am Donnerstag, mit dem Vertriebsstopp für Bextra werde „eine vorsorgliche und auf Grund der neuen Daten nachvollziehbare Maßnahme zum Patientenschutz vorgenommen“. Ärzte sollten Patienten, die Bextra einnehmen, beraten und keine neuen Behandlungen beginnen.

Deutschen Arzneimittelkritikern geht die Bextra-Rücknahme nicht weit genug. „Alle Cox-2-Mittel müssen vom Markt genommen werden“, forderte Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des unabhängigen Arznei-Telegramms. Es sei nicht belegt, dass die Mittel besser wirkten als ältere Rheumamittel. Gleichzeitig sei das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme größer als bei älteren Präparaten. Zudem seien die neuen Medikamente deutlich teurer. Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA in London sei jetzt unter Zugzwang, sagte Becker-Brüser. Sie will voraussichtlich Ende April eine abschießende Risikobewertung aller zugelassenen Coxibe vornehmen.

Nach Einschätzung von Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, sollte Celebrex am Markt bleiben, „wenn die Warnhinweise massiv verstärkt werden“. Es wäre aber an sich bedauerlich, wenn die gesamte Wirkstoffklasse der Coxibe vom Markt verschwände, sagte Müller-Oerlinghausen dieser Zeitung. „Für einige Patienten sind Coxibe eine interessante Alternative." Das gelte aber nur, wenn die Mittel vernünftig eingesetzt würden.

Für Pfizer ist der Verkaufsstopp schmerzlich: Mit Bextra machte der Konzern 2004 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar, mit Celebrex 3,3 Milliarden Dollar – zusammen rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes. Pfizer kündigte Gespräche mit der FDA an.

Maren Peters

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