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Wirtschaft: Pharma- und Agrarkonzern startet mit Verlust - Vorstand erwartet deutliche Gewinnsteigerungen

Der neue Pharma- und Agro-Konzern Aventis ist mit einem Verlust gestartet, der sich allerdings auf ein Geschäftsjahr bezieht, das die noch getrennten Aktivitäten der beiden Fusionspartner Rhône Poulenc und Hoechst umfasst. Unter dem Strich steht dabei bei einem Umsatz von 20,45 Milliarden Euro zwar nach Steuern ein Gewinn von 692 Millionen Euro.

Der neue Pharma- und Agro-Konzern Aventis ist mit einem Verlust gestartet, der sich allerdings auf ein Geschäftsjahr bezieht, das die noch getrennten Aktivitäten der beiden Fusionspartner Rhône Poulenc und Hoechst umfasst. Unter dem Strich steht dabei bei einem Umsatz von 20,45 Milliarden Euro zwar nach Steuern ein Gewinn von 692 Millionen Euro. Aber die Belastungen aus der Fusion, Strukturkosten und Aufwendungen für ein Kartellverfahren gegen Rhône Poulenc in den USA bescheren Aventis für 1999 einen Verlust von rund 480 Millionen Euro. Trotzdem, so Vorstandschef Jürgen Dormann am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Straßburg, habe man eine "solide" finanzielle Basis für den neuen Konzern geschaffen. Im Jahr 2000 soll der Gewinn um etwa 25 Prozent, 2001 und 2002 sogar um über 30 Prozent steigen.

Das erste Geschäftsjahr des neuen Pharma- und Agrar-Konzerns Aventis hat nach der offiziell eingetragenen Fusion am 19. Dezember 1999 erst Anfang des Jahres begonnen. Deshalb legten Vorstandschef Dormann und sein Stellvertreter Jean-René Fourtou gestern nur eine Pro-Forma-Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr vor.

Das Ergebnis von Aventis soll in den nächsten Jahren durch mehrere Maßnahmen gesteigert werden: Zunächst setzt Dormann darauf, dass die Synergiepotenziale aus der Fusion rasch umgesetzt werden können. Bis 2002 sollen die jährlichen Kosteneinsparungen von 1,2 Milliarden Euro vollständig erreicht sein. 750 Millionen Euro entfallen auf die Pharmasparte, 350 Millionen Euro auf den Agro-Bereich und 100 Millionen Euro auf den Konzern. Bis Ende 2000 sollen Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro umgesetzt sein. "60 Prozent der Ziele haben wir schon erreicht, alle wesentlich Standortentscheidungen sind getroffen", sagte Finanzchef Patrick Langlois. Wie viele Arbeitsplätze abgebaut werden, sagten Dormann und Fourtou nicht. "Wir gehen schrittweise vor und besprechen jedes einzelne Projekt mit den Gewerkschaften", betonte Fourtou. Derzeit beschäftigt Aventis weltweit rund 95 000 Mitarbeiter.

In der Pharmasparte, auf die 75 Prozent des Umsatzes und 79 Prozent des Gewinns entfallen, will Aventis eine verbesserte Produktmischung entwickeln. "Wir konzentrieren uns auf Geschäfte mit hohem Wachstumspotenzial und hohen Margen. Dabei verengen wir das Portfolio, wobei alle Optionen wie Desinvestitionen, Management Buyouts, Joint-Ventures und Börsengänge für die einzelnen Geschäfte in Betracht gezogen werden", sagte Dormann, der seit Anfang Januar die Geschäfte des Unternehmens aus der neuen Firmenzentrale in Schiltigheim bei Straßburg steuert. 1999 erreichte die Pharmasparte pro forma einen operativen Gewinn von 2,45 Milliarden Euro, ein Plus von 19 Prozent. Im Agro-Bereich, der aufgrund des schwierigen Marktumfeldes nicht so komfortabel dasteht wie die Pharmasparte, soll vor allem die noch schwache Position in den USA ausgebaut werden. Hier reduzierte sich das operative Ergebnis 1999 um 13 Prozent auf 661 Millionen Euro.

"So schnell wie möglich" will Aventis daneben die noch verbliebenen Industrieaktivitäten abstoßen. Dabei geht es um die Beteiligungen an Messer, Wacker, Dystar (jeweils 50 Prozent) und an Rhodia (27 Prozent). Über den Stand der laufenden Verhandlungen machte Dormann keine Angaben. Allerdings rechnet man bei Aventis offenbar mit Einnahmen von rund 4,5 Milliarden Euro. Um diese Größenordnung jedenfalls sollen die Schulden möglichst noch in diesem Jahr reduziert werden.

Hohe Erwartungen knüpft Dormann auch an die Entwicklung der Bio- und Gentechnologie. "Dies wird zu ganz neuen Geschäftsmöglichkeiten an der Schnittstelle von Gesundheit und Ernährung führen", sagte er. Auch wenn Aventis mit seinem Konzept sehr schnell auf Marktveränderungen reagieren könne, werde es einige Zeit dauern, bis die Effekte aus diesen neuen Chancen sichtbar würden.

Der Aventis-Vorstand zeigte sich in Straßburg allerdings enttäuscht über die Entwicklung des Aktienkurses, der von 63 Euro zeitweise auf unter 50 Euro gefallen ist. "Der Markt belohnt uns noch nicht dafür, was bei uns geschehen wird", meint Finanzchef Langlois. Trotz des durch die Fusionskosten bedingten Verlustes wird Aventis allerdings eine Dividende von 0,45 Euro ausschütten. Insgesamt erhalten die Aktionäre Anfang Juni rund 351 Millionen Euro.

ro

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