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© dpa

Pharmaindustrie: Schering hält Bayer gesund

Bayer hat 2009 über eine Milliarde Euro verdient. Die Gesundheitssparte bleibt der erfolgreichste Bereich des Pharma- und Chemiekonzerns.

Berlin - Werner Wenning gab sich gelöst. „2009 war für Bayer operativ eines der stärksten Jahre“, sagte der scheidende Vorstandschef des Pharma- und Chemiekonzerns am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz in Leverkusen. Der 63-Jährige, der acht Jahre an der Spitze von Bayer stand und das Unternehmen maßgeblich umbaute, scheint zufrieden mit den Zahlen, die er vorlegt. Sogar so zufrieden, dass die Frage aufkommt, was sein Nachfolger, der Niederländer Marijn Dekkers (52), der Wenning im Oktober als Bayer-Chef ablösen wird, denn dann noch zu tun habe. „Solange noch Menschen an Krebs sterben und wir Ernährungsprobleme haben, haben wir bei Bayer sehr viel zu tun“, antwortete Dekkers.

2009 verdiente der Konzern mit rund 1,36 Milliarden Euro knapp 21 Prozent weniger als im Vorjahr. Zugleich ging auch der Umsatz um rund fünf Prozent auf knapp 31,2 Milliarden Euro zurück. In Deutschland sank er um 14 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Das habe man in der Krise nicht vermeiden können, sagte Wenning. Ohne die Konzentration des Unternehmens in den vergangenen Jahren auf die Kernsparten Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien hätte Bayer die Wirtschaftskrise nicht so gut überstanden, erklärte er. „Wir waren in einem schwierigen Umfeld erfolgreich und sind optimistisch für die Zukunft“.

Doch Wenning präsentierte auch Rekorde: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sondereinflüssen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro sei das dritthöchste in der Konzerngeschichte und die Reduzierung der Netto-Finanzverschuldung von 14,2 auf rund 9,7 Milliarden Euro sei stärker ausgefallen als erwartet. Durch die Übernahme des Berliner Pharmakonzerns Schering hatte Bayer 2006 Schulden von 17,5 Milliarden Euro angehäuft.

Derweil verlief die Entwicklung in den drei Konzernbereichen im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich. Im Agrargeschäft (Crop Science) stieg der Umsatz um rund zwei Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, das konjunkturabhängige Geschäft in der Kunststoffsparte (Material Science) brach dagegen massiv ein. Bayer musste hier einen Umsatzrückgang von rund 23 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro hinnehmen, das Ergebnis vor Steuern und Sondereinflüssen brach um fast 60 Prozent ein. Spekulationen um den Verkauf der Sparte dementierte Wenning. „Material Science ist Teil unseres Kerngeschäfts“, sagt er.

Der Bereich Gesundheit (Health Care), zu dem auch die Tochter Bayer Schering Pharma gehört, wuchs 2009 um vier Prozent auf 16 Milliarden Euro und bestritt damit rund die Hälfte des Konzernerlöses.

Die Schering-Nachfolgerin stützte wie schon im Vorjahr maßgeblich den Gesamtkonzern. Der Umsatz machte mit 10,5 Milliarden Euro rund ein Drittel des Konzernerlöses aus. „2009 war ein erfolgreiches Jahr“, sagte Andreas Fibig, Chef dieser Berliner Tochter. „Insbesondere unser erfolgreiches Engagement in Schwellenländern hat die Erreichung unserer Ziele möglich gemacht“. Wachstumsträger seien das Krebsmedikament Nexavar, mit dem der Konzern 2009 28 Prozent mehr umsetzte als im Vorjahr, und die Antibabypillen der Yaz-Familie gewesen, sagte Fibig. In Berlin, wo rund 2000 von 5000 Mitarbeitern in der Forschung arbeiten, seien derzeit rund 40 Medikamente in der Entwicklung. 17 davon würden schon klinisch erprobt, darunter ein Krebsmittel und ein Alzheimer-Medikament.

Einen weiteren Umbau des Konzerns soll es nach Wennings Worten in diesem Jahr nicht mehr geben. „Die Restrukturierung ist abgeschlossen“, sagte er. Und auch der künftige Chef Dekkers sieht Bayer gut aufgestellt: „Mein Ziel ist es, Bayer auf einem sehr hohen Niveau weiterzuentwickeln, so wie es in den vergangenen acht Jahren auch geschehen ist“.

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