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Apothekerin. Christina Jagla hat Pharmazie studiert. Die meisten ihrer Kommilitonen waren Frauen.

© Promo

Pharmazie studieren: Die Medizinfrau

Wer Apotheker werden will, muss Pharmazie studieren und drei Staatsexamen hinter sich bringen. Die Berufsperspektiven danach sind gut – gerade in Berlin.

Der Weg zum Beruf der Apothekerin ist weit. Ein vierjähriges Studium der Pharmazie in Freiburg, ein praktisches Jahr in Berlin und drei Staatsexamen hat Christina Jagla hinter sich gebracht, bis sie die Approbation, die Berufserlaubnis für Apotheker beantragen konnte. Danach ist sie zunächst abgekommen von ihrem geplanten Weg. An der Charité arbeitete sie im Bereich Schmerzforschung und promovierte – bevor es die heute 35-Jährige wieder zurück zu ihrem ursprünglichen Ziel zog und sie in die von ihrem Vater geführte Apotheke in Wuppertal einstieg.

Sie kann sich kaum einen anderen Beruf für sich vorstellen. „Man weiß nie, was passiert. Kein Tag ist wie der andere“, sagt sie.

Inzwischen hat sie neben ihrer Arbeit in der Apotheke auch noch ein Unternehmen gegründet und vertreibt in braunen Flaschen Kräuterderivate nach traditionellen Rezepturen. Durch die seit drei Generationen bestehende Familienapotheke wurde ihr die Pharmazie schon in die Wiege gelegt. „Das hat mich sicher geprägt, überzeugt hat mich aber, dass man als Apotheker unglaublich viele Möglichkeiten hat“, berichtet Jagla.

90 Studienplätze, 350 Bewerber

Wer den langen Weg in den Beruf schafft, kann als Pharmazeut in Wissenschaft und Forschung, in Pharmakonzernen und Industrie tätig sein. Pharmazeuten analysieren Substanzen, untersuchen in Laborversuchen oder klinischen Studien Wirkstoffe. Sie entwickeln neue Arzneimittel, leiten Laborteams oder informieren als Pharmareferent in Arztpraxen, Apotheken oder Kliniken über Arzneimittel und deren Anwendungen. Als Apotheker sind sie Inhaber einer eigenen Apotheke oder angestellt in einer Filiale oder einer Krankenhausapotheke. „Die Berufsperspektiven für Absolventen sind gerade in Berlin überaus positiv“, sagt Matthias Melzig, Professor am Institut für Pharmazie an der Freien Universität (FU).

In Berlin bietet nur die Freie Universität den Studiengang Pharmazie an sowie einen Masterstudiengang für Pharmazeuten, die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollen. Wichtige Voraussetzungen sind laut Matthias Melzig Interesse an den Naturwissenschaften und gute Noten in den Fächern Chemie, Physik, Biologie und Mathematik. Der Numerus Clausus liegt bei einer Abiturnote von 2,5. Allerdings würden aufgrund des großen Andrangs eher Bewerber mit einem Schnitt von 1,8 zugelassen. Laut Melzig bewerben sich auf 90 Studienplätze etwa 350 Abiturienten.

Nicht mehr als Vorlesungen in Homöopathie

Wichtig für das Studium sei auch ein experimentelles Gespür. „Knapp die Hälfte des Studiums besteht aus praktischen Übungen, zum Beispiel dem Analysieren der Inhaltsstoffe in Salben und Tabletten“, sagt Melzig. Im Grundstudium stehen anorganische und organische Chemie auf dem Stundenplan, Physik, pharmazeutische Biologie und Arzneiformenlehre sowie Grundlagen der pharmazeutischen Analytik. Nach dem ersten Staatsexamen geht es im Hauptstudium um die Vertiefung der pharmazeutischen und medizinischen Kenntnisse. Nach dem zweiten Staatsexamen folgt das praktische Jahr, das von Lehrveranstaltungen begleitet wird. Alternative Medizin und Homöopathie spielen im Studium eine untergeordnete Rolle. „Es gibt jeweils nur zwei Vorlesungen, damit die Studierenden lernen, was sich dahinter verbirgt“, erklärt Melzig, der selbst im Bereich Pflanzenheilkunde zu pflanzlichen Inhaltsstoffen forscht. Christina Jagla hat im Studium vor allem die Kräuterkunde und die pharmazeutische Technologie, die sich mit der Herstellung von Arzneimitteln befasst, viel Spaß gemacht.

Besonders beliebt ist das Studium bei Frauen. Rund 70 Prozent der Studierenden sind weiblich. Ein Grund sei, dass sich eine Tätigkeit in der Apotheke gut mit einer Familie vereinbaren lasse, sagt Melzig. Teilzeitjobs seien dort leichter einzurichten als in der Praxis oder Klinik.

Jobs und gutes Gehalt

Mit dem Abschluss als Pharmazeut hat man nicht nur gute Chancen auf einen Job, sondern auch auf eine gute Bezahlung. Nach dem Bundesrahmentarifvertrag verdienen Apotheker im ersten Berufsjahr 3463 Euro und nach dem elften Jahr 4199 Euro. Die Karriereleiter kann bis zum Apotheker führen, der eine eigene Apotheke oder eine Filiale besitzt, jede fünfte Berliner Apotheke ist laut Apothekerkammer eine Filial-Apotheke. Pharmazeuten können auch Forschungsleiter in der Industrie oder Professoren an einer wissenschaftlichen Einrichtung werden.

Als für Jagla klar war, dass sie nicht länger forschen, sondern wieder praktischer arbeiten möchte in einer Apotheke, sei es für sie wichtig gewesen, schnell und umfassend unternehmerisches Denken und Handeln zu lernen. „Denn das wird in der Apotheke eine immer größere Herausforderung“, erklärt sie.

Unternehmerisches Denken, Qualitätsmanagement, Kommunikation, Personalführung, pharmazeutische Betreuung von Kunden und Naturheilverfahren, all das können Apotheker auch in Fortbildungen lernen. Die Apothekerkammer Berlin etwa bietet solche Veranstaltungen an, denn lebenslanges Lernen ist für Apotheker in der Berufsordnung festgeschrieben. Auch Christina Jagla besucht regelmäßig Fachseminare und liest Fachzeitschriften, um auf dem Laufenden zu bleiben.

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