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Wirtschaft: Philips: Das Unternehmen steigt aus der Handy-Produktion aus

Der Handy-Boom des vergangenen Jahres ist vorbei. Jetzt lichten sich die Reihen der Hersteller: Nach dem schwedischen Produzenten Ericsson steigt auch der niederländische Elektronikkonzern Philips aus der verlustreichen Produktion von Mobiltelefonen aus.

Der Handy-Boom des vergangenen Jahres ist vorbei. Jetzt lichten sich die Reihen der Hersteller: Nach dem schwedischen Produzenten Ericsson steigt auch der niederländische Elektronikkonzern Philips aus der verlustreichen Produktion von Mobiltelefonen aus. Philips teilte am Dienstag mit, künftig kein unabhängiger Handy-Hersteller mehr zu sein. Das Unternehmen bringe Teile seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie Teile seiner Produktion in eine Partnerschaft mit der China Electronics Corporation (CEC) ein. Verkauf und Marketing sollen weiter unter der Marke Philips laufen.

Die Philips Handy-Sparte hatte in der Vergangenheit fast nur Verluste gemacht. Im ersten Quartal 2001 verzeichnete sie ein Minus von 118 Millionen Euro (230 Millionen Mark). Lediglich im Mobilfunk-Boomjahr 2000 hatte die Sparte wirtschaftlich gearbeitet. Für die seit längerem erwartete Neuordnung will Philips nun 300 Millionen Euro (knapp 587 Millionen Mark) bereitstellen. Diese Summe, die im zweiten oder dritten Quartal fällig werden soll, komme zusätzlich zu früher angekündigten Kosten der Umstrukturierung bei Komponenten und Verbrauchs-Elektronik (350 Millionen Euro) sowie bei Halbleitern (90 Millionen Euro). Nach Angaben von Philips France fallen 1235 Stellen vor allem in der Fabrik Le Mans im Département Sarthe weg.

Kooperationen und Partnerschaften bei der Handyproduktion sind bei fast allen Herstellern ein Thema, seit der Markt nicht mehr so dramatisch wächst wie im vergangenen Jahr. So prognostiziert etwa die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch, dass die Handyhersteller im Jahr 2001 weltweit nur noch 390 Millionen Geräte verkaufen können. Noch im vergangenen Herbst hatten die Hersteller selbst das Marktvolumen auf 550 Millionen Geräte geschätzt - und seither diese Schätzung schrittweise zurückgenommen. So erwartet Siemens, dass alle Hersteller zusammen im Jahr 2001 weltweit zwischen 400 und 420 Millionen Handys verkaufen können. Im vergangenen Jahr waren es 405 Millionen Geräte.

Die Hersteller stehen unter Druck. Nicht nur, weil sich die europäischen Märkte langsam der Sättingungsgrenze nähern. Hier haben bereits weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein Handy. "Die Hersteller werden auch von ihren Kunden, den Telekomkonzernen, unter Druck gesetzt", sagt Analyst Christian Riefers vom Bankhaus Delbrück. Die hochverschuldeten Konzerne können sich die Subventionierung der Geräte nicht mehr leisten und versuchen die Preise zu drücken. "In der starken Investitions- und Wachstumsphase hatten kleinere Anbieter noch eine Chance", sagt Riefers. Jetzt zähle nur noch, wer möglichst hohe Stückzahlen produzieren könne. Das entspricht auch der Strategie des unangefochtenen Marktführers Nokia. Nokia produziert erst, wenn klar ist, dass es ein Massengeschäft wird. Nokia brauche keinen Partner, sagt Riefers. Für die anderen eropäischen Hersteller gelte dagegen: "Sie müssen sich einen Partner suchen - vorzugsweise aus Asien." Dort sei das technische aber auch gestalterisches Know-How vorhanden.

Ericsson kooperiert bei der Forschung und Entwicklung bereits mit Sony. Die Produktion der Handys haben die Schweden allerdings ausgelagert an Flextronics. Auch Siemens arbeitet seit langem mit dem amerikanischen Hersteller zusammen, seit vergangenem Jahr produziert Flextronics auch Handys für den Münchner Elektronikkonzern. "Unsere Strategie ist, dass wir maximal 30 Prozent der Produktion auslagern wollen", sagt ein Siemens-Sprecher. Mehr sei nicht vorgesehen, da Siemens die Fertigung als eine Kernkompetenz betrachte. Die Marke von 30 Prozent sei allerdings noch nicht erreicht. Zur Zeit sei das Unternehmen jedoch nicht auf der Suche nach weiteren Partnern. Im gesamten Mobilfunkgeschäft werden bei Siemens im laufenden Geschäftsjahr 2600 Arbeitsplätze wegfallen. Es werde keine Kündigungen geben, sagt der Sprecher. Es seien nur befristete Arbeitsverträge betroffen, die nicht verlängert würden. "Mit der Befristung haben wir uns bereits im extremen Boom des vergangenen Jahres flexibel aufgestellt."

vis

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