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Wirtschaft: Philips: Elektronik-Hersteller rutscht tief in die roten Zahlen

Brüssel (kb). Philips, mit 212 000 Angestellten einer der weltweit größten Elektronik-Hersteller, ist hinter seinen eigenen Erwartungen und den Prognosen der Analysten zurückgeblieben.

Brüssel (kb). Philips, mit 212 000 Angestellten einer der weltweit größten Elektronik-Hersteller, ist hinter seinen eigenen Erwartungen und den Prognosen der Analysten zurückgeblieben. Bei der Vorstellung der Ergebnisse für das dritte Quartal gestand das für die Finanzen verantwortliche Vorstandsmitglied Jan Hommen schwere Absatzeinbrüche bei Haushaltselektronik, im PC- und Telecom-Bereich ein. Ohne Berücksichtigung der konsolidierter Tochterunternehmungen verzeichnet Philips für das dritte Quartal nun einen Verlust von 799 Millionen Euro. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres hatte der Vorstand noch einen Gewinn von über zwei Milliarden Euro verkünden können.

Attentate hatten nur geringe Folgen

Die schlechten Ergebnisse des an den Börsen in London, Amsterdam und Frankfurt (Main) notierten Unternehmenskonglomerats sind nur zu einem geringen Teil auf die Folgen der Attentate vom 11. September zurückzuführen. Bereits im Sommer hatte Vorstandschef Gerard Kleisterlee einen Nettoverlust von 770 Millionen Euro und den Abbau von insgesamt 12 000 Arbeitsplätzen bekanntgeben müssen. Die jetzt vorgelegten Zahlen machen es unwahrscheinlich, dass Philips sein Ziel erreicht, in diesem Jahr einen operativen Gewinn zu schreiben. Man rechne, so Finanzvorstand Hommen, mit einem Nettoverlust von 600 Millionen Euro. Diese Schätzung bezieht aber außerordentliche Belastungen, die durch Kostenreduktionen und Umstrukturierungen im vierten Quartal erwartet werden und sich auf bis zu 250 Millionen Euro belaufen können, ebenso wenig ein wie die Abschlüsse von Tochterunternehmen.

Der Umsatzrückgang, der nur im Unternehmensbereich Beleuchtung mit vier Prozent im Rahmen blieb, sei vor allem auf vom Markt erzwungene Preissenkungen zurückzuführen, hieß es. Hinzu komme der Pessimismus der Konsumenten, die in unsicheren Zeiten lieber ihr Geld auf die Bank tragen, als in neue PC, Haushaltselektronik und Fernsehgeräte zu stecken. Nach den Anschlägen vom 11. September sei zwar der Absatz von kleinen TV-Geräten in den USA kurzfristig gestiegen, ein Trend habe sich daraus aber nicht ergeben. Man vermute, viele Haushalte hätten sich unter dem Eindruck der Ereignisse einen Zweitfernseher zugelegt, hieß es dazu bei Philips. Der Bereich Konsumentenelektronik verzeichnete so zwischen Juli und September einen Umsatzrückgang von 18 Prozent, der Bereich Komponenten brach sogar um 63 Prozent ein, die Halbleiterproduktion fand 43 Prozent weniger Käufer. Einziger Lichtblick: DVD-Geräte, deren Absatz leicht anzog. Hoffnung machen Hommen die medizinischen Systeme, die in den vergangenen drei Monaten offenbar reißenden Absatz fanden. Der Anstieg um 55 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2000 geht allerdings hauptsächlich auf das Konto zweier US-Firmen, die Philips übernommen hat: ADAC, Spezialist für Strahlentherapie und Ultraschall-Untersuchungen, und Agilent, eine auf elektronische Patientenüberwachung, Monitoring und Wiederbelebungstechnologien spezialisierte amerikanische Firma.

Den Umsatzeinbußen will der Vorstand mit "aggressivem Kostenmanagement" begegnen. Hommen wollte auch nicht ausschließen, dass sich die Zahl von 12 000 abzubauenden Arbeitsplätzen noch erhöhen werde: "Eine Entscheidung darüber gibt es bis jetzt aber nicht." Die Fixkosten sollen um 25 Prozent gekappt werden, kündigte er an, lehnte es aber ab, Einzelheiten zu nennen. Die Aussichten für das kommende Jahr seien etwas rosiger. Zwar scheine sich die Nachfrage nach PCs nicht zu erholen, doch sei bei Telekom-Produkten mit einem Anstieg des Umsatzes zu rechnen, medizinische Geräte würden immer häufiger bestellt. "Das große Problem ist die Stimmung der Konsumenten in den USA. Die Regierung hat alles getan, was notwendig war, die Zinsen sind niedrig, die Steuern werden gesenkt", so Hommen, "aber ob die Verbraucher wirklich wieder Vertrauen fassen, wage ich nicht vorauszusagen."

Aktionäre haben wenig zu lachen

Philips Aktionäre haben zur Zeit wenig zu lachen: Während im vergangenen Jahr auf eine Aktie noch ein Gewinn von 7,08 Euro entfiel, wird es dieses Jahr ein saftiger Verlust sein. Im dritten Quartal 2000 kamen auf eine Aktie noch zwei Euro Gewinn, nun sind es entsprechend minus 0,62 Euro. Glück hat, wer außer Philips auch noch Technologieaktien sein eigen nennt. Da Finanzchef Jan Hommen am Dienstagmorgen auch noch verriet, dasss die Auftragsbücher des Firmenbereichs Halbleiter etwas dicker seien als im zweiten Quartal, zogen die Werte von Technologiebetrieben leicht an. Philips ist der drittgrößte Halbleiterhersteller in Europa.

kb

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