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Ein geschlossener Check-In-Schalter der Lufthansa in Frankfurt. Auch am Mittwoch ging nur wenig bei der Linie.

© REUTERS

Pilotenstreik bei Lufthansa: Die Zeit der Privilegien ist vorbei

Der jahrelange Arbeitskampf der Piloten ist nicht mehr nachvollziehbar. Sie beharren auf Privilegien, die aus Zeiten stammen, in denen es der Branche hervorragend ging - die aber sind vorbei. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rolf Obertreis

Wieder fallen rund 900 Flüge aus. Wieder trifft es 100.000 Passagiere. Etliche werden das nächste Mal keinen Lufthansa-Flug buchen, vielleicht lassen sie es in Zukunft ganz. Wieder beschert ein Piloten-Streik der Lufthansa einen Millionen-Verlust. Zum 14. Mal seit April 2014. Als Beobachter kann man nur noch den Kopf schütteln. Seit geschlagenen fünf Jahren ringen vermeintlich vernünftige Menschen um eine Lösung - ohne Erfolg. In dieser Zeit hat sich der Wettbewerb in der Branche deutlich verschärft. Lufthansa versucht mit einem Umbau und mit dem Billigableger Eurowings gegenzusteuern. Und mit der Änderung von Tarifverträgen und einer üppigen Übergangs- und Altersversorgung, die aus völlig anderen Zeiten stammt.

Die Verantwortung für Streiks immer den Arbeitnehmern und nicht dem Management anzulasten, ist ein weitverbreiteter Sport. [...] Es nennt sich nicht umsonst 'Arbeitskampf'! Wer dies nicht mehr zeitgemäß findet, argumentiert an der Verfassung vorbei, denn dort ist dieses Recht garantiert.

schreibt NutzerIn tizian2011

Noch geht es dem Unternehmen vordergründig gut. Das zeigen der Rekord-Gewinn 2015 und das wohl auch gute Ergebnis in diesem Jahr. Trotzdem kann es nicht bei den Privilegien der Piloten bleiben. Sie haben hohe Verantwortung und verdienen zu recht deshalb gut. Angeblich haben sie in den Verhandlungen schon Zugeständnisse gemacht. Von außen ist das schwer nachzuvollziehen - wie überhaupt die gegenseitigen Angebote kaum zu durchschauen sind.

Fest steht: Die Piloten fordern für die vergangenen fünf Jahre insgesamt 22 Prozent, die Lufthansa bietet 2,5 Prozent. Das passt nicht. Ein Schlichtungsverfahren muss her. Die Piloten sperren sich. Ihre Gewerkschaft spricht von Reallohneinbußen, verschweigt aber, dass die Flugzeugführer jedes Jahr unabhängig vom Tarifvertrag automatisch drei Prozent mehr bekommen. Ergibt in den letzten fünf Jahren ein Plus von 15 Prozent. Von solchen festen Steigerungen, die zuletzt deutlich über der Inflationsrate lagen, können Beschäftigte in anderen Branchen nur träumen. Die Sympathien mit den Damen und Herren im Lufthansa-Cockpit halten sich in immer engeren Grenzen.

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