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Wirtschaft: Pitt Stop

Harvey Pitt hat endlich etwas für die Glaubwürdigkeit der BushRegierung: Er ist zurückgetreten. Pitts Abgang vom Vorsitz der Börsenaufsicht SEC war wahrscheinlich unvermeidlich.

Harvey Pitt hat endlich etwas für die Glaubwürdigkeit der BushRegierung: Er ist zurückgetreten. Pitts Abgang vom Vorsitz der Börsenaufsicht SEC war wahrscheinlich unvermeidlich. Da ist zum Beispiel die damals stark umstrittene SEC-Entscheidung, William Webster zum Vorsitzenden eines Ausschusses für neue Buchführungsbestimmungen zu ernennen. Vorletzte Woche erst stellte sich heraus, dass Pitt seinen Kommissionsmitgliedern verschwiegen hatte, dass Webster Mitglied eines Revisionsvorstandes einer Firma gewesen war, die jetzt wegen Betrugs angeklagt ist. Und das ist nur die neueste von einer Serie von Unstimmigkeiten, zu der unter anderem widersprüchliche Aussagen über ein Treffen mit dem Vorsitzenden der Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG, gegen die die SEC damals ermittelte, gehören.

Zweifellos ist Pitt ein Spezialist in Kapitalmarktrecht. Aber er hat nie ganz verstanden, dass die Märkte und die Regierung in diesem skandalumwitterten Klima etwas anderes erwartet hatten. Ein Börsenaufsichtschef, der genug Glaubwürdigkeit besitzt, um der reformscheuen Wirtschaftsprüferbranche Paroli zu bieten und um politisch motivierten Hexenverfolgungen in der Wirtschaft die Tour zu vermasseln, war gefordert. Pitt lehnte die einzige Sache, die ihm Glaubwürdigkeit verschafft hätte, ab – das Buchführungsreformpaket Paul Volckers. Sein Mangel an Objektivität stärkte nur seine Gegner und vertrieb seine wenigen Verbündeten, einschließlich der im Weißen Haus.

Das Ganze hat auch eine tiefere Dimension. Die Kongresswahl letzten Dienstag hat gezeigt, dass Bushs größter Vorteil seine Fähigkeit ist, die Wähler davon zu überzeugen, dass er meint, was er sagt. In einer Zeit, in der die Märkte in einer Vertrauenskrise stecken, braucht Amerika einen Leiter der Börsenaufsicht, der ähnlich überzeugend ist. Eine Wahl wäre Volcker. Es gibt auch andere, die den Job genauso gut erledigen könnten.

Mit anderen Worten: Pitts Rücktritt ist ein Geschenk für das Weiße Haus, wenn man ihn als Beginn einer Auswechslung des Wirtschaftsteams sieht. Jetzt, wo die Republikaner Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses haben, erwarten die Wähler ein neu gestärktes Weißes Haus zu sehen, das in der Wirtschaft dieselbe Autorität zeigt wie im Krieg.

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