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Plagiate: Ausstellung informiert über Fälschungen

Gefälschte Produkte verursachen nicht nur Milliardenverluste bei den Herstellern – sie gefährden auch Konsumenten. Eine Ausstellung im Berliner Haus der Wirtschaft soll Verbraucher für das Thema sensibilisieren.

Güldi-Moden hatte große Pläne. Der Berufsbekleidungshersteller aus dem sächsischen Limbach-Oberfrohna wollte die Produktion von Klinik-Kitteln nach Thailand verlegen. Bei einem ersten Besuch vor Ort ließ die Firma eine Kollektion da. Schon nach vier Tagen stellte sich Ernüchterung ein: Die Kittel waren kopiert und in Thailand bereits verkauft worden. Seither produziert Güldi-Moden seine Kittel wieder in Sachsen.

Schätzungsweise 27 Milliarden Euro Umsatz entgehen der deutschen Wirtschaft nach Angaben des Projektes „Echt Gefälscht“ durch Produkt- und Markenpiraterie. Andere Schätzungen gehen von bis zu 50 Milliarden Euro aus. Genaue Zahlen nennen auch die Hersteller nicht. Der Sportartikelhersteller Puma etwa sagt lediglich, der Schaden liege im Millionenbereich. „Für uns ist das Wirtschaftskriminalität und wir verfolgen das konsequent“, sagt ein Sprecher. Unter anderem setze Puma Ermittler in Asien ein, um illegale Produktionsstätten ausfindig zu machen.

Allein in der sächsischen Textil- und Bekleidungsindustrie, mit 12 000 Beschäftigten eines der wichtigsten europäischen Zentren der Textilindustrie, haben Fälschungen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 1200 Arbeitsplätze gekostet, sagte Peter Werkstätter, Geschäftsführer des Verbandes der Nord- Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (VTI), zuständig für die neuen Länder und Berlin, am Dienstag. In der Hauptstadt will der Verband Verbraucher und Hersteller über das Problem informieren. Die Wanderausstellung „Echt Gefälscht“ zeigt seit Dienstag Originale und Plagiate – unter anderem Schuhe von Dolce & Gabbana und Puma, Parfum von Hugo Boss, T-Shirts von Lacoste und Adidas. Die Veranstalter heben vor allem die Gefahren hervor, die mit dem Kauf nachgemachter Produkte verbunden sind.

Ploucquet Textiles Zittau etwa produziert hochwertige Kälteschutzjacken, die wasserfest sind. „Wenn man stattdessen ein Plagiat kauft, wird man nass oder erfriert vielleicht“, sagt Egon Leistner, Projektleiter von „Echt Gefälscht“. Bei Markenware könne man eine hohe Qualität erwarten. Bei gefälschten Produkten sei aber nicht davon auszugehen, dass die Funktionen ebenso mit dem Original übereinstimmten wie das Erscheinungsbild.

Allein bei der Dienststelle des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg laufen derzeit 99 Verfahren zu Beschränkungen und Verboten. Nach Angaben eines Sprechers sind 47 davon Textilverfahren. Zur Fußballweltmeisterschaft sei das Aufkommen gefälschter T-Shirts, Stollen und Stutzen besonders hoch gewesen.

Das einzige Unternehmen, dem es weltweit gelinge, Plagiate zu verhindern, sei der Sportwagenhersteller Ferrari mit seinen 200 bis 300 Anwälten, sagte Leistner. Einen Billigartikel mit dem Logo von Ferrari werde man nicht finden. „In Deutschland funktionieren die Gesetze der Bekämpfung gut. In Europa sieht das schon anders aus. Und Polen ist nicht weit von hier. Deutschland muss eine Vorbildfunktion einnehmen“, sagte Christoph Schäfer vom Gesamtverband Textil + Mode.

Kein Mensch kaufe sich ein gefälschtes Auto, erklärte VTI-Geschäftsführer Werkstätter. „Bei Mode finden es viele Menschen teilweise schick und denken sich, ich bin doch nicht blöd, so viel Geld für das Original auszugeben.“ Die Kunden seien sich dabei nicht bewusst, dass billig und schlecht verarbeitete Kleidung gesundheitsschädlich sein kann. So werden im Ausland zum Teil Farbstoffe verwendet, die in Deutschland als krebserregend verboten sind. Gerade bei Kinderbekleidung sollte man daher auf Billigware verzichten.

Die Ausstellung „Echt Gefälscht“ ist im Haus der Wirtschaft, Am Schillertheater 2 in Charlottenburg bis 23. Oktober geöffnet.

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