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Haubitzen, Hightech-Flieger und Helme gehören unter anderem zum Portfolio des britischen Kriegsgeräteherstellers BAE Systems. Foto: dpa

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Wirtschaft: Poker um Rüstungsriesen EADS und BAE ringen

mit der Politik.

Berlin - Wenige Stunden vor Ablauf einer wichtigen Frist wurde es am Dienstagnachmittag heiß in der Gerüchteküche. Die Deutsche Presseagentur berichtete unter Berufung auf „Kreise, die in die Gespräche eingebunden sind“, die Fusion von EADS und BAE sei geplatzt. Bei anderen Agenturen hieß es dagegen, Frankreich und Großbritannien näherten sich an. Am Nachmittag sei ein Treffen von EADS-Chef Tom Enders mit seinem BAE-Kollegen Ian King geplant. Reuters berichtete von „erheblichen Fortschritten bei den Verhandlungen über die Begrenzung der Staatsanteile“ an dem Rüstungskonzern, obgleich es nach wie vor „keinen Konsens der Regierungen gibt“.

Käme es zur Fusion der deutsch-französischen EADS mit der britischen BAE, entstünde der weltweit größte Luftfahrt- und Rüstungskonzern mit einem Umsatz von 72 Milliarden Euro und weltweit 220 000 Mitarbeitern. EADS, der Mutterkonzern des Flugzeugherstellers Airbus, hat derzeit in Deutschland 29 Standorte mit knapp 50 000 Beschäftigten.

Tatsächlich gab es vor allem in Berlin erhebliche Vorbehalte gegen die Fusion. Als einer der größten Gegner gilt der Luftfahrtkoordinator und Wirtschaftsstaatssekretär Peter Hintze (CDU). Angeblich haben Berliner Vertreter bereits Ende der vergangenen Woche Verhandlungen torpediert. Damals sollen die Briten den Deutschen und Franzosen einen Anteil von je neun Prozent an dem neuen Konzern zugestanden haben und damit ihren mutmaßlichen Partnern entgegengekommen sein. Daraufhin hätten indes die Deutschen nachgelegt und gefordert, die Hauptverwaltung des neuen Konzerns in München anzusiedeln.

Vor diesem Hintergrund kamen dann am Montag die Einlassungen des britischen Verteidigungsministers Philip Hammond nicht überraschend. „Ehrlich gesagt gehe ich nicht davon aus, dass es irgendeine Chance gibt, dass bis Mittwoch eine Vereinbarung steht.“ Nach britischem Recht müssen die beiden Fusionspartner bis Mittwochnachmittag um 18 Uhr (MEZ) darlegen, ob und wie sie ihren Plan weiter verfolgen wollen. Sie können dann aber auch eine Fristverlängerung beantragen.

Hammond hatte indes die Bereitschaft der Briten bekräftigt, einen gleichen Anteil für Franzosen und Deutsche zu akzeptieren. Der dürfe aber nicht über jeweils neun Prozent hinausgehen. Bisher halten Deutsche und Franzosen direkt und indirekt jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Prozente liegen bei Daimler. Bei BAE Systems gehören keine Staaten zu den Großaktionären. Und das soll unter anderem nach dem Willen des BAE-Aktionärs Invesco Perpetual auch so bleiben; der Investmentfonds hält rund 13 Prozent an der Rüstungsfirma.

Auch die britische Regierung und EADS-Chef Enders hatten immer wieder Bedenken gegen eine Beteiligung von staatlicher Seite geäußert: Die Briten aus Sorge, BAE könnte Rüstungsaufträge auf dem US-Markt verlieren. Enders hatte vergangene Woche in einem Interview gesagt, er sehe „im Kauf eines Aktienpakets keinen Vorteil für unser Land“. Und er drohte dabei der Politik mit dem Abbau von Arbeitsplätzen, wenn die Fusion scheitern sollte. „Entweder wir bauen Arbeitsplätze ab oder wir erschließen international neue Märkte“, zitierte ihn die „Bild“-Zeitung. Alfons Frese

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