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Wirtschaft: Politik will bei Airbus weiter mitreden

Beschäftigte laufen Sturm gegen Sparpläne. UPS kündigt Vertrag für Fracht-A-380

Hamburg/Toulouse - Die Negativschlagzeilen bei Airbus reißen nicht ab. Der Flugzeugbauer hat auch den letzten Kunden für die Frachtversion des neuen Großraumflugzeugs A380 verloren. Der Logistikkonzern UPS teilte am Freitag mit, er werde seine Bestellung über zehn A380-F so schnell wie möglich stornieren. Das Unternehmen glaube nicht mehr, dass Airbus an dem geplanten Erstauslieferungstermin festhalten könne. Der europäische Flugzeugbauer hatte am Donnerstagabend bestätigt, dass alle Arbeiten an der Frachtversion seines Flaggschiffs bis auf weiteres gestoppt seien. Das gesamte A380-Programm verzögert sich wegen Problemen bei der Produktion, was den europäischen Flugzeugbauer in eine tiefe Krise gestürzt hat.

Unterdessen bekam das Airbus-Management in Deutschland Wut und Verzweiflung der Mitarbeiter über das verkündete Sparprogramm zu spüren. Die Mitarbeiter von Airbus – sowohl in Deutschland als auch in Frankreich – laufen Sturm gegen den geplanten Personalabbau. Der angekündigte Stellenabbau und die Werksverkäufe würden so nicht akzeptiert, sagte am Freitag die Vorsitzende der IG Metall Küste, Jutta Blankau. Sie kündigte einen europaweiten Aktionstag in zwei Wochen an. In Frankreich haben die Gewerkschaften bereits für Dienstag zu einem Streik bei Airbus aufgerufen. Damit solle gegen das Sanierungsprogramm protestiert werden, hieß es nach einem Treffen der Gewerkschaftsdachverbände CGT, FO, CFDT, CFTC und CGC am Freitag in Toulouse.

Airbus will sich im Rahmen des Programms „Power 8“ von 10 000 Mitarbeitern trennen, davon 3700 in Deutschland. Auf Entlassungen will die Konzernführung aber verzichten und setzt stattdessen auf freiwilliges Ausscheiden und natürliche Fluktuation. Außerdem sollen Werke verkauft werden.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee kündigte Nachverhandlungen zu den Sparplänen an. „Die Politik wird Einfluss nehmen“, sagte der SPD-Politiker. „Jetzt müssen wir alle Spielräume ausnutzen, um noch mehr Jobs zu erhalten.“ Das technologische Know-how bei Airbus dürfe nicht mit den Arbeitsplätzen verloren gehen.

Airbus-Deutschland-Chef Gerhard Puttfarcken zeigte sich verhandlungsbereit. Puttfarcken begründete die geplante Restrukturierung auch mit der Finanzierung wichtiger Projekte in der Zukunft, die sehr teuer seien. „Wir brauchen mehrere Schultern, auf denen wir diese Lasten verteilen können. Deswegen die Suche nach Partnern.“

Airbus-Chef Louis Gallois verteidigte dagegen den Milliarden-Sparplan gegen Forderungen nach Nachverhandlungen. Die angekündigte Streichung von Stellen verteile sich „strikt proportional“ auf die Beschäftigungszahlen in den Airbus-Partnerländern, sagte Gallois der französischen Wirtschaftszeitung „Les Echos“. „Hauptziel ist es, das Überleben und die Entwicklung von Airbus zu sichern.“ Konflikte um nationale Interessen seien „Gift“. Bei Airbus müssten „schlüssige industrielle Entscheidungen getroffen werden, die über nationale Grenzen hinausgehen“. Gallois wies die Kritik zurück, Frankreich sei mit 4300 geplanten Stellenstreichungen gegenüber Deutschland benachteiligt worden. 1100 Arbeitsplätze davon würden in der Zentrale in Toulouse gestrichen, „die eine vollkommen internationale Einheit ist“. Damit entfielen auf Airbus Frankreich nur 3200 Stellen gegenüber 3700 in Deutschland.

Zur Besonnenheit mahnte auch Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). In dem vorläufigen Produktionsstopp für die Frachtversion des A380 sehe er „keinen großen Rückschlag“. Uldall sprach von einer „momentan ungünstigen Situation“ für den Airbus-Standort Hamburg. „Aber langfristig sehe ich keine große Gefährdung.“ dpa/AFP

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