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Wirtschaft: Politisches Öl

Eine Gruppe von Mitgliedern des USSenats forderte in dieser Woche die Bush-Administration auf, als Maßnahme zur Senkung der rekordhohen Benzinpreise mehrere Millionen Barrel Öl aus der strategischen Ölreserve der USA auf den Weltmarkt zu werfen. Eine solche Freigabe mag als politisches Manöver nützlich sein, sie verändert jedoch nicht die Grundlagen des Ölmarktes.

Eine Gruppe von Mitgliedern des USSenats forderte in dieser Woche die Bush-Administration auf, als Maßnahme zur Senkung der rekordhohen Benzinpreise mehrere Millionen Barrel Öl aus der strategischen Ölreserve der USA auf den Weltmarkt zu werfen.

Eine solche Freigabe mag als politisches Manöver nützlich sein, sie verändert jedoch nicht die Grundlagen des Ölmarktes. Bereits in der Vergangenheit hatten die USA die Bestände mehrmals dazu genutzt, um den Ölpreis zu drücken. Allerdings ist das eine Maßnahme, die nur kurzfristig greift. Nach dem 11. September ordnete Bush an, die Reserven als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Versorgungskrise – etwa im Falle einer Einnahme saudischer Ölfelder durch militante Islamisten – auf ihr Maximum von 700 Millionen Barrel aufzufüllen. Doch die Ölmenge, die in die Bestände floss, entspricht 0,2 Prozent der weltweiten Versorgung – kaum genug, um die jüngsten Preissteigerungen zu erklären.

Der derzeitige Preisdruck entsteht durch die ewigen Gesetze des Marktes: Angebot und Nachfrage. Die Vorräte sind knapp, da die Bestände niedriger sind als normal und die Opec zögert, die Fördermengen zu erhöhen. Unterdessen haben die wirtschaftliche Erholung in den USA und der Produktionszuwachs in China zu einer starken Nachfrage nach Öl geführt. Daraus resultieren höhere Preise. In jüngster Zeit kam obendrein die Sorge hinzu, Terroristen könnten den Ölfluss vom Persischen Golf unterbrechen. In den vergangenen Wochen ereigneten sich mehrere gewalttätige Vorfälle. Manche Beobachter schätzen, die wachsende Angst könnte sich mit bis zu zehn Dollar mehr pro Barrel niederschlagen. Sicher – jeder murrt, wenn die Tankfüllung immer teurer wird. Doch die gute Nachricht lautet, dass die Wirtschaft sehr viel weniger vom Öl abhängt als früher.

Wenn die hohen Preise sich über die nächsten Monate halten, erwarten Fachleute eine Verringerung des Bruttosozialproduktes zwischen 0,5 und 0,9 Prozent. Das ist beklagenswert. Für eine Wirtschaft, die um vier Prozent oder mehr wächst, bedeutet das gleichwohl nicht den Todesstoß.

Die Preise werden wieder sinken, die Grundlagen von Angebot und Nachfrage werden sich verbessern und die Besorgnis auf dem Ölmarkt wird wieder abnehmen. Nichts davon wird über Nacht geschehen. Letztlich werden hohe Preise sowohl als Anreiz für mehr Produktion als auch als Bremse für die Nachfrage dienen. Und ein stabilerer Irak wird auch das Terrorrisiko verringern.

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