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Porsche: 112,7 Millionen Euro für den Vorstand

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ist der mit Abstand bestbezahlte Manager Deutschlands. Die Beteiligung an Volkswagen bringt dem Nobel-Autobauer Milliarden. VW wiederum investiert in Russland.

Berlin - Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ist der bestbezahlte Vorstandsvorsitzende in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Für das abgelaufene Geschäftsjahr dürfte er ungefähr 40 Millionen Euro kassieren. Auf die Millionen genau lässt sich das nicht sagen, da das Unternehmen nur die Bezüge aller sechs Vorstandsmitglieder veröffentlicht: Im Geschäftsjahr 2006/07 waren das 112,7 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatten die Vorstände nur 45,2 Millionen Euro bekommen, davon gingen wiederum etwa 20 Millionen Euro an Wiedeking.

Doch nicht nur der Vorstand, auch die Mitarbeiter und Aktionäre profitieren von dem enormen Profit des Stuttgarter Autoherstellers. Die rund 8000 Mitarbeiter in Deutschland bekommen in diesem Jahr eine Prämie von 5200 Euro pro Kopf. Und die Aktionäre dürfen sich über eine Sonderausschüttung von 15 Euro je Aktie freuen. Alles in allem erhöht sich die Ausschüttungssumme an die Anteilseigner um 145 Prozent auf 384 Millionen Euro. Die Aktie stieg am Mittwoch zeitweise um mehr als acht Prozent auf 1520 Euro.

Das Geld kann Porsche locker ausgeben, denn der Konzerngewinn belief sich im abgelaufenen Jahr auf sagenhafte 5,86 Milliarden Euro. Für ein Unternehmen, das gerade mal 97 500 Autos im vergangenen Jahr verkaufte und damit 7,37 Milliarden Euro umsetzte, ist das äußert ungewöhnlich und nur zu erklären mit der Beteiligung an Volkswagen, die inzwischen bei 31 Prozent liegt. „Der deutliche Zuwachs beim Konzernergebnis von 2,1 Milliarden Euro auf 5,86 Milliarden Euro ist auch auf sehr positive Effekte aus Aktienoptionsgeschäften zurückzuführen“, teilte Porsche am Mittwoch anlässlich der Bilanzvorlage mit.

Der Stuttgarter Nischenkonzern hält derzeit 31 Prozent an Volkswagen, dem größten Autohersteller Europas, und wird voraussichtlich in absehbarer Zeit die Mehrheit übernehmen. „Wir diskutieren die Frage häufig und agieren dann, wenn es sein muss“, sagte Wiedeking am Mittwoch. Man sei „jederzeit vorbereitet“, könne zukaufen, „wann wir wollen“. Zur umstrittenen Mitbestimmungsvereinbarung, die Wiedeking mit seinem Porsche-Betriebsrat geschlossen hat und gegen die der VW-Betriebsrat klagt, sagte der Porsche-Chef, „sie kann und wird nicht aufgeschnürt werden“. Der VW-Betriebsrat fühlt sich benachteiligt und sieht die Interessen von 340 000 VW-Beschäftigten missachtet. „Es war und ist nicht unsere Absicht, Mitspieler zu demütigen“, sagte Wiedeking. Allerdings hatte er selbst mit seinem Verhalten in den vergangenen Monaten den Konflikt geschürt, indem er sich einem Gespräch mit VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh verweigerte und den stellvertretenden VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Peters düpierte. Wiedeking soll zu Peters gesagt haben, er rede nur noch mit dessen Nachfolger, also dem neuen IG-Metall-Chef Berthold Huber. Das ist zumindest forsch, denn noch sitzt Petes im VW-Aufsichtsrat. Doch offenbar verleiten die grandiosen Zahlen den Porsche-Chef zu seinem selbstbewussten Auftreten.

Auch das neue Geschäftsjahr hat gut begonnen. Wiedeking zeigte sich „überrascht“ über den Absatz in den USA. Trotz der Finanzkrise erhöhten sich dort die Verkäufe seit dem 1. August um fast 14 Prozent auf 10 750 Autos. Der Absatz insgesamt stieg in den ersten vier Monaten sogar um mehr als 18 Prozent auf gut 30 000 Fahrzeuge. Am besten verkaufte sich dabei der runderneuerte Geländewagen Cayenne mit 13 400 Exemplaren (plus 76 Prozent). Für das gesamte Jahr sei er „vorsichtig optimistisch“, sagte Wiedeking ungewohnt kleinlaut.

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