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Wirtschaft: Porsche-Chef rückt in den Aufsichtsrat von VW

Einigung mit dem Großaktionär Niedersachsen

Hannover/Stuttgart - Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen ist der Streit über die künftige Machtstruktur im Aufsichtsrat beigelegt. Die beiden Großaktionäre, der Sportwagenbauer Porsche und das Land Niedersachsen, einigten sich darauf, dass Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit sofortiger Wirkung in den VW-Aufsichtsrat einzieht. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch – als Enkel von Ferdinand Porsche ebenfalls mit dem Sportwagenbauer verbunden – tritt im Frühjahr 2007 von seinem Posten ab. Bis dahin ist er gewählt. Nachfolger soll aber nicht Wiedeking werden, sondern ein „neutraler Manager“. Diesen Kompromiss gaben Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Porsche am Freitag bekannt. Wulff sagte in Hannover zudem, der Vertrag von VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder, der 2007 ausläuft, solle noch vor der Hauptversammlung im Mai um weitere fünf Jahre verlängert werden.

Im September 2005 hatte Porsche seine Anteile an VW auf 18,5 Prozent erhöht, mit der Option, sie auf 22 Prozent aufzustocken. Damit wäre Porsche noch vor dem Land Niedersachsen der größte Einzelaktionär von VW. Begründet hatte der Sportwagenbauer das Engagement damit, die Unabhängigkeit von VW und so auch von Porsche sichern zu wollen. Denn Porsche ist auf VW angewiesen – die Wolfsburger Firma ist ein wichtiger Technologie- und Fertigungspartner für mehr als ein Drittel des Absatzvolumens von Porsche. Sofort nach dem Einstieg hatte Wiedeking auch seine Ambitionen bekannt gegeben, die Porsche-Präsenz im Aufsichtsrat zu verstärken.

Daraufhin folgten monatelange und schwierige Verhandlungen zwischen Ministerpräsident Wulff und Wiedeking. Dabei ging es um die künftige Rolle von Porsche bei VW und die Stellung Piëchs, der ja auch Porsche-Miteigentümer ist. Dies ist Wulff ein Dorn im Auge. Er sah eine Verletzung der Grundsätze der guten Unternehmensführung. Wulff sagte, er gehe davon aus, dass Piëch 2007 komplett aus dem VW-Aufsichtsrat abtrete und nicht als ordentliches Mitglied des Kontrollgremiums kandidiere. Wiedeking soll nun bereits bei der nächsten VW-Aufsichtsratssitzung im Februar Teilnehmer des Kontrollgremiums sein. Ursprünglich war erwartet worden, dass er bei der VW-Hauptversammlung im Mai in das Gremium berufen wird. Neben Wiedeking zieht auch Porsche-Finanzvorstand Holger Härter in den VW-Aufsichtsrat ein. Er soll in der VW-Hauptversammlung am 3. Mai gewählt werden.

Wulff sprach mit Blick auf das Ergebnis der Verhandlungen mit Wiedeking von einem „fairen Kompromiss“. Die Grundsätze guter Unternehmensführung seien nun gewahrt. Ein neuer Sonderausschuss des Aufsichtsrats soll die Zusammenarbeit zwischen VW und Porsche überwachen. Wulffs Äußerungen zufolge soll damit erreicht werden, dass es nicht zu „einseitigen Begünstigungen“ eines der beiden Autohersteller kommt. Für Wiedeking verzichtet VW-Aufsichtsrat Lord David Simon of Highbury, früherer Chef des Ölkonzerns BP, auf sein Mandat. fw/dpa

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