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Wirtschaft: Post aus Südafrika

Wie arbeitet man in Amerika und Afrika, wie legt man Geld in Japan oder Russland an? Fernab von den Nachrichten über Fusionen und das Auf und Ab der Börse berichten Korrespondenten immer sonntags über die Menschen hinter den Nachrichten - in Washington, Kapstadt, Tokio und Moskau.

Wie arbeitet man in Amerika und Afrika, wie legt man Geld in Japan oder Russland an? Fernab von den Nachrichten über Fusionen und das Auf und Ab der Börse berichten Korrespondenten immer sonntags über die Menschen hinter den Nachrichten - in Washington, Kapstadt, Tokio und Moskau.

Nicht die Nerven verlieren, irgendwie wird es schon klappen. Es ist ja erst der zwanzigste Versuch. Wer nur europäische Telefonleitungen kennt und glaubt, einmal einwählen und schon ist man im Internet, der verzweifelt in vielen Ländern Afrikas. Mit einer guten Portion Glück gelingt es in Sambia oder Mosambik nach zehn Minuten, an schlechten Tagen nach zwei Stunden - oder nie. Und ist man schließlich dann doch drin, bricht die Leitung nicht selten gleich wieder zusammen.

Gleichwohl hört man auf dem Kontinent kaum Klagen. Längst hat das Interesse am Internet ganz Afrika ergriffen: Gab es noch vor fünf Jahren in nur sechs seiner 53 Länder Zugang zum Internet, haben inzwischen praktisch alle Staaten zumindest einige Zugänge.

Begründet liegt die Euphorie vor allem darin, dass Afrikaner heute an Informationen gelangen, von denen sie früher nicht einmal wussten: Ein Äthiopier offeriert ein paar Ziegen, Somalis in Kenia verkaufen Weihrauch und Henna und ein Namibianer fragt nach Angeboten für eine Taxilizenz. Am meisten aber profitieren Journalisten. Denn das Internet sprengt das staatliche Informationsmonopol. Vor allem Minderheiten und Oppositionsgruppen nutzen die billige Technik, um sich weltweit zu vermarkten. Ob in Namibia, Nigeria oder in Sambia - es gibt kaum eine Oppositionszeitung, die nicht täglich ihre Ausgabe ins Internet stellt.

Zu einem Wegbereiter besonderer Art hat sich jedoch Simbabwe entwickelt, wo in diesen Tagen Afrikas erste Internet-Wahl gefochten wird. Die erst vor drei Jahren gegründete Bewegung für den demokratischen Wandel (MDC) hat hier vorexerziert, wie sich E-Mails und Websites für politische Zwecke nutzen lassen. Auf der einen Seite ist die MDC von einer Terrorkampagne der seit 22 Jahren regierenden Zanu PF an der Entfaltung gehindert worden. Auf der anderen Seite hat ihr die Informationstechnologie gänzlich neue Wege eröffnet.

Obwohl die clevere Nutzung des Internets die staatliche Kontrolle aller anderen Medien nicht wettmachen kann - vor allem beim Radio, durch das sich eine Bevölkerung mit wenigen Telefonen und Computern besonders leicht erreichen lässt -, hat sich die technologische Überlegenheit der MDC als großes Plus erwiesen. E-Mails sind eine wichtige Brücke zwischen der MDC-Zentrale und ihren im Land verstreuten Anhängern.

Wer die Website der Opposition aufruft (www.mdczimbabwe.com), erhält auch jenseits der Grenzen eine Vielfalt aktueller Informationen. Ein junger Schwarzer, der die MDC-Website in einem kleinen Ort auf dem Lande betreut, sagt unverblümt: "Die Regierung besteht fast nur aus alten Leute, die Angst vor Veränderungen und eine altmodische Einstellung zur Informationsgesellschaft haben." Symptomatisch dafür ist, dass die Internet-Seite der Regierung seit über einem Jahr nicht aktualisiert wurde.

Kritiker monieren, dass das Internet in Afrika vor allem jenen vorbehalten ist, die über ein eigenes Telefon und einen Computer, zumindest aber über Bargeld verfügen. Das stimmt. Dennoch zeigt Simbabwe, dass die neue Technologie hier ganze neue Dimensionen eröffnet - und das Tempo des Wandels in Afrika stark beschleunigen kann.

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