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Wirtschaft: Post verschickt keine privaten Wertpakete mehr Versand wertvoller Gegenstände nur mit schriftlichem Vertrag

Berlin. Bei der Deutschen Post dürfen keine Wertgegenstände im Wert von mehr als 500 Euro verschickt werden, wenn sie nicht speziell versichert sind.

Berlin. Bei der Deutschen Post dürfen keine Wertgegenstände im Wert von mehr als 500 Euro verschickt werden, wenn sie nicht speziell versichert sind. Für wertvolle Uhren, Schmuck und Edelsteine ist seit Juli ein so genanntes Valuepack zwingend vorgeschrieben. Die Schmuckbranche bemängelt die hohen Kosten (ab 28 Euro). Privatkunden können den neuen Service erst gar nicht in Anspruch nehmen. Obwohl Post-Sprecher Dirk Klasen beteuert, dass grundsätzlich auch Privatkunden ein Valuepack aufgeben dürfen, ergaben mehrere Anrufe beim zuständigen Service, dass eben dies nicht geht.

Auch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) kritisiert die neuen Wertsendungen. Falko Ritter, Direktor bei der RegTP im Referat Universaldienst: „Wir sind der Auffassung, dass das Versenden von Schmuck, Uhren und Edelsteinen Teil der Grundversorgung ist. Und der Universaldienst wird auf dem Gebiet der neuen Valuepacks nicht ausreichend erbracht.“ Derzeit könne die Regulierungsbehörde aber wegen gesetzlicher Beschränkungen nicht gegen die Post vorgehen.

Die Schmuck- und Uhrenbranche hatte ihre Waren ursprünglich per Wertbrief versandt. Dies war der Post jedoch zu teuer, weil jeder Brief und jedes Päckchen bei jeder Weitergabe quittiert werden musste. Das ist sicher, aber teuer und umständlich. Daher stellte die Post im Jahr 1999 den Service ein. „Danach fing die Stehlerei an“, sagt der Goldschmiedemeister Ulrich Wehpke. Er schätzt seine Verluste durch gestohlene Waren während des Versands seitdem auf etwa 80 000 Euro pro Jahr.

Auch der Versicherungsmakler Harald Schwardt hat rund 1400 Kunden aus der Schmuck- und Uhrenbranche, die Verluste von 1,5 Millionen Euro erlitten hätten. Der Hamburger Rechtsanwalt Benjamin Grimme bearbeitet seit 1999 jährlich etwa 1500 Verlustschäden, jeweils im Wert zwischen 250 und 50 000 Euro. Die Post zahle die 500 Euro Höchsthaftung, und er versuche, das herauszuholen, was darüber hinausgehe. „In der Regel vergleiche ich mich mit 70 Prozent“, sagt Grimme.

Die Post war bei der Allianz versichert. Der Versicherungsgesellschaft wurde der gestohlene Schmuck zu teuer – und so hat sie kurzerhand die Police gekündigt. Nicht nur der Post, sondern auch Kurierdiensten, Frachtführern, Spediteuren und Lagerhallen, kurz: Sie gab die gesamte Sparte Verkehrshaftungsversicherung zum 1. Juli 2002 auf. Seitdem gibt es das Valuepack. Das heißt: gesonderter Versendungsweg, extra stabile Versandtaschen und in den Paketzentren spezielle Wertverschläge.

Das heißt aber auch: Der Versand ist sehr teuer, und jeder Kunde muss wie ein Geschäftskunde zunächst einen gesonderten Vertrag mit der Post machen. Vor dem ersten Sendetermin kann das lange dauern. Ein Paar, das seine Trauringe zum Gravieren schicken will, sollte sich schon Wochen vor der Hochzeit bemühen. Falls es überhaupt klappt.

Ulrike Heitmüller

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