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Post-Warnstreiks: Millionen Zeitungen und Briefe bleiben liegen

Der Warnstreik bei der Deutschen Post geht in die nächste Runde. Wegen der Arbeitsniederlegung in einem hessischen Depot blieben Millionen Sendungen am Donnerstag liegen. Auch Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen sind betroffen.

Millionen Tageszeitungen und Werbesendungen erreichten ihre Empfänger am Donnerstag verspätet. Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Warnstreiks bei der Deutschen Post fortgesetzt. Eine Arbeitsniederlegung in einem Depot im hessischen Niederaula dauerte die ganze Nacht und brachte nach Gewerkschaftsangaben die Logistik der Deutschen Post AG durcheinander.

Wie Gewerkschaftssprecher Patrick Fois mitteilte, blieben 1,5 Millionen Presseerzeugnisse, 5,63 Millionen Info-Post-Sendungen, 2,4 Millionen Briefe und 360.000 Großbriefe liegen. Betroffen seien die Städte Hannover, Göttingen, Kassel, Celle, Fulda und Gießen. Seit 4:30 Uhr befinden sich auch rund 45 Briefträger in Kaiserslautern sowie 20 Zusteller in dem ebenfalls rheinland-pfälzischen Otterbach im vorübergehenden Ausstand. Dadurch werde ganz Kaiserslautern heute keine Post erhalten, sagte Verdi-Sprecherin Tanja Ruloff.

Arbeitsdruck auf die Beschäftigten schadet auch den Postkunden

"Die Post sollte nicht nur darüber reden, dass das unakzeptable Angebot verbessert wird, sie sollte es auch tun. Nur so kann der unbefristete Streik verhindert werden", sagte Detlev Borowsky, Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste in Hessen. Bereits vor Beginn der Urabstimmung hätten die Beschäftigten durch die sehr hohe Teilnahmequote an den befristeten Streiks ihre Meinung deutlich zum Ausdruck gebracht.
  
In Niedersachsen und Bremen legten mit Beginn der Frühschicht ab sechs Uhr erneut rund 400 Brief- und Paketzusteller ihre Arbeit nieder. "Statt nach konstruktiven Lösungen des Tarifkonflikts zu suchen, konfrontiert die Post die Beschäftigten mit einem Programm zum Personalabbau von 12.500 Arbeitsplätzen noch in diesem Jahr", kritisierte Jürgen Wolf, Fachbereichsleiter für die Postbranche.
  
Der Arbeitsdruck auf die verbleibenden Postbeschäftigten werde dadurch nur noch größer. Als Folge müsste ein Briefträger die Post zusätzlich in drei, vier oder noch mehr Straßen zustellen. "Die Arbeitsbelastung der Zusteller ist schon jetzt enorm und die Kunden würden ihre Post deutlich später als bisher erhalten. Die Absicht des Postvorstandes geht also nicht nur zu Lasten der Beschäftigten, sondern auch zu Lasten der Postkunden", sagte Wolf.

Sieben Prozent mehr Lohn gefordert

  
Wer bei einem Gewinn von 3,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, einer Dividendenerhöhung von 20 Prozent und einer Gewinnprognose von mehr als vier  Milliarden Euro für 2008, Tarifangebote unterbreitet, die einem kurz vor der Insolvenz stehenden Betrieb zustehen könnten, dürfe sich über die Gegenwehr der Belegschaft nicht wundern.
  
Bei der gescheiterten vierten Runde der Tarifverhandlungen am Wochenende hatte die Post eine Gehaltserhöhung um 5,5 Prozent in den kommenden zwei Jahren und eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Juni 2011 angeboten. Im Gegenzug beharrte das Unternehmen auf einer Erhöhung der Arbeitszeiten. Die 130.000 Tarifangestellten sollen eine halbe Stunde pro Woche, die 55.000 Beamten eineinhalb Stunden pro Woche mehr als bisher arbeiten. Verdi will die Arbeitszeit auf 38,5 Stunden pro Woche festschreiben und fordert angesichts des Reallohnverlusts sieben Prozent mehr Gehalt für eine Laufzeit von einem Jahr. (nim/AFP/dpa)

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