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Wirtschaft: Postbank-Aktie kostet 28,50 Euro

Rege Nachfrage am Ende der Zeichnungsfrist/Post kassiert 2,6 Milliarden Euro

Berlin/Frankfurt am Main Die Postbank-Aktien kommen zu einem Ausgabepreis von 28,50 Euro auf den Markt. Das teilte die Deutsche Post am Dienstagabend in Bonn mit. Die neuen Aktien werden an diesem Mittwoch erstmals an der Börse gehandelt. Die Aktie sei fast dreifach überzeichnet gewesen, sagte ein Sprecher. Eine rege Nachfrage von Großinvestoren und Privatanlegern zum Ende der Zeichnungsfrist sicherte den wichtigsten Börsengang in Deutschland seit mehr als drei Jahren. Mehr als 20 Prozent der verkauften rund 56 Millionen Anteile gingen an Privatanleger.

Führende Manager der Post und von Banken hatten am Dienstagabend hinter verschlossenen Türen über den Ausgabepreis für die Postbank-Aktie beraten. Fondsmanager und Analysten hatten zuvor einen Preis um 29 Euro vorausgesagt, nachdem die Post den Börsengang um zwei Tage verschoben und die Preisspanne für die Postbank-Aktie von 31,50 bis 36,50 Euro auf 28 bis 32 Euro gesenkt hatte.

Allzu große Sprünge trauen Analysten, Banker und Anlegerschützer der Postbank in ihren ersten Tagen an der Börse nicht zu. Mit einem Absturz rechnen sie allerdings trotz der Turbulenzen um den Börsengang auch nicht. „Es gibt einige Gründe, die gegen einen furiosen Start sprechen“, meint Analyst Konrad Becker vom Bankhaus Merck Finck. So sei die Postbank nach der Reduzierung des Emissionsvolumens kein Kandidat für den Dax mehr. Damit müssten Fondsmanager, die sich am Dax orientieren, keine Bestände mehr aufbauen.

Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, die Chancen auf einen Emissionsgewinn seien angesichts der reduzierten Preisspanne zwar gestiegen. „Anleger können aber trotzdem abwarten, wie die Börse nach der Emission weiter reagiert“, warnte Kurz vor unüberlegten Aktienkäufen. Da die Postbank nun nicht in den Dax aufrücken werde, sei die Fantasie für weitere Kursgewinne zunächst verflogen. Die Pannen rund um den Börsengang der Post-Tochter und die Diskussion um den Wert der neuen Aktien waren nach Ansicht des DSW- Sprechers ein „Lehrstück für Anleger“. Selten sei in der Öffentlichkeit so ausführlich über die Bewertung eines Unternehmens und das Procedere eines Börsengangs diskutiert worden, sagte Kurz.

Auch ein mit der Emission befasster Investmentbanker rechnet nicht mit deutlichen Kurssprüngen. „Die Investoren haben uns während der Zeichnungsfrist klar gemacht, dass 31 Euro für die Postbank zu teuer sind. Ich glaube nicht, dass sie ihre Meinung so schnell ändern.“

Das Aktienvolumen fällt um ein Drittel geringer aus als ursprünglich geplant. Die meisten großen Fondsgesellschaften hatten von Anfang an einen Emissionspreis von unter 30 Euro gefordert. Die Platzierung hat jetzt ein Volumen von rund 1,6 Milliarden Euro. Zusätzlich zum Börsengang hat die Postbank eine Umtauschanleihe über eine Milliarde Euro und mit dreijähriger Laufzeit an den Markt gebracht.

Diese Hilfskonstruktion hilft Postchef Klaus Zumwinkel, sein Gesicht zu wahren. Der Manager hatte als Minimalziel für die Neuemission einen Erlös von 2,6 Milliarden Euro ausgegeben. Damit würde die Bank insgesamt mit 5,2 Milliarden Euro bewertet. Das ist mehr als der Buchwert, aber weniger als die von Zumwinkel früher geäußerte Vorstellung von sechs Milliarden Euro. Lange hatte der Postchef mit einer Absage der Milliardenemission gedroht, die als wichtiger Indikator für die Funktionsfähigkeit des deutschen Kapitalmarkts gilt. HB/mot

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