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Wirtschaft: Postbank dämpft Erwartungen

Eigenkapital-Renditeziel ausgesetzt / Gewinn übertrifft Prognosen

Frankfurt am Main - Die Deutsche Postbank schreckt vor den verschärften Spielregeln für die Bankenbranche zurück. Vorstandschef Stefan Jütte gab das mittelfristige Ziel einer Eigenkapitalrendite von 13 Prozent am Mittwoch auf. Die größte deutsche Privatkundenbank sieht sich vom engen Korsett der Regulierer und Politiker, die damit Finanzkrisen in Zukunft verhindern wollen, stärker eingeschränkt als gedacht. „Erst wenn die Fragen zur Einführung einer Bankenabgabe, zur Reform der Einlagensicherung und zur Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen geklärt sind“, sei wieder eine seriöse Renditeprognose möglich, erklärte Jütte. In den ersten sechs Monaten kam die Postbank auf eine Nettorendite von nur 5,6 Prozent.

Das Bonner Institut ist die erste deutsche Bank, die ihre Prognosen wegen der Unsicherheit um die künftige Regulierung der Branche zurücknimmt. Allein die geplante Bankenabgabe würde die Postbank im Jahr 40 Millionen Euro kosten, rechnete Finanzchef Marc Heß vor. An der Börse reagierten die Anleger gelassen. Die im M-Dax notierte Aktie stieg zum Handelsschluss um 0,2 Prozent auf 25,20 Euro.

Dank steigender Margen im Privatkundengeschäft übertraf die Postbank von Januar bis Juni mit einem Vorsteuergewinn von 225 (Vorjahr: minus 100) Millionen Euro die Analystenprognosen und kehrte damit in die Gewinnzone zurück. Jütte bremste jedoch die Erwartungen: Das Ergebnis lasse sich im zweiten Halbjahr nicht wiederholen. Die Bank werde aber 2010 schwarze Zahlen schreiben. Die Übernahme von 277 Post-Filialen erhöhe die Verwaltungskosten bis zum Ende des Jahres allein um 30 Millionen Euro. „Es ist aber nicht klar, was für zusätzliche Erträge erzielt werden sollen“, monierte Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

Auch riskante Investitionen aus der Zeit vor der Krise bereiten der Postbank Probleme. Die Risikovorsorge, die bei den meisten europäischen Banken schon rückläufig ist, stieg bei der Postbank im zweiten Quartal auf 175 (120) Millionen Euro. Grund seien vor allem riskante Immobilien-Engagements, hieß es. „Das sieht optisch nicht gut aus, ist aber noch im Rahmen der für das Gesamtjahr vorgegebenen Spanne“, sagte Analyst Becker. Finanzchef Heß sagte, die Rückstellungen für faule Kredite blieben 2011 auf dem aktuellen Niveau. Die Belastungen aus der Krise sinken, böse Überraschungen ließen sich aber nie ausschließen, sagte Heß.

Mit einem Sparprogramm und der Streichung aller Dividenden bis 2012 bereitet sich Deutschlands größte Privatkundenbank auf die Übernahme durch die Deutsche Bank vor. Sie besitzt 29,9 Prozent und wird nach Ansicht von Experten spätestens Anfang 2011 die Mehrheit an der früheren Post-Tochter halten. Ihre mittelfristigen Renditeziele liegen weit höher: 25 Prozent vor Steuern sollen es sein. Die erwarteten Vorgaben für das Eigenkapital könnten aber auch ihr Ziel durchkreuzen, wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann einräumte. rtr

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