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Wirtschaft: Postbank enttäuscht Erwartungen

BONN .Die Deutsche Postbank AG, Bonn, weist für 1998 nur einen Jahresüberschuß nach Steuern in Höhe von 16 (1997: 27) Mill.

BONN .Die Deutsche Postbank AG, Bonn, weist für 1998 nur einen Jahresüberschuß nach Steuern in Höhe von 16 (1997: 27) Mill.DM aus.Noch im Herbst hatte das Institut einen dreistelligen Millionenbetrag in Aussicht gestellt.Der erst seit Februar 1999 amtierende neue Vorstandsvorsitzende Wulf von Schimmelmann sagte dazu vor der Presse, man habe im Unterschied zu früher ganz bewußt auf bilanzpolitische Möglichkeiten verzichtet.Im Jahr 1997 sei zur Finanzierung außerordentlicher Verpflichtungen von rund 1 Mrd.DM auf Reserven zurückgegriffen worden.Darüber hinaus sei der Verwaltungsaufwand 1997 mit Neustrukturierungsrückstellungen von mehr als 500 Mill.DM belastet gewesen.Der Abschluß 1998 sei weder von solchen Rückstellungen noch vom Griff in die Reserven geprägt, sagte von Schimmelmann.Der ausgewiesene Jahresüberschuß zeige aber, daß noch viel zu tun sei, um ein wettbewerbsfähiges Ertragsniveau zu erreichen.

Nach der Anfang 1999 erfolgten Übernahme sämtlicher Anteile an der Postbank durch die Deutsche Post AG hat das Kreditinstitut Mitte Februar ein "Vorwärtsprogramm" gestartet.Kurzfristig werden drei Hauptschwächen angegangen: die Verbesserung der Aktivseite, die Forcierung des Postbank Girokontos und drittens die Verschlankung der Kostenstruktur.

"Der Bank fehlt fast völlig das Kundengeschäft auf der Aktivseite", erläuterte der Vorstandsvorsitzende dazu.Über 100 Mrd.DM Kundeneinlagen stünden ganze 5,7 Mrd.DM Kundenkredite gegenüber.Zur Stärkung der Aktivseite favorisiert die Postbank eine enge Kooperation mit der DSL-Bank, auch gesellschaftsrechtlich, wenn möglich.Die "unbefriedigende Entwicklung" des Girogeschäfts, die sich in einem permanenten Rückgang der Girokonten ausdrückt, will man in einer gemeinsamen Offensive von Deutscher Post und Postbank umkehren."Wir wollen am Jahresende erstmals wieder einen Nettozuwachs erreichen", sagte von Schimmelmann.Zur dritten Herausforderung, der Kostenstruktur, betonte er: Man wisse, daß man ohne Kostenführerschaft im Mengengeschäft langfristig nicht wettbewerbsfähig sei.Das sei die Meßlatte der Postbank.Von Schimmelmann ließ keinen Zweifel daran, daß die Maßnahmen zur Kostensenkung Auswirkungen auf den Personalbestand haben.Konkrete Zahlen zum Beschäftigungsabbau wollte der Postbank-Chef allerdings nicht nennen.Erst müßten Gespräche mit den Sozialpartnern geführt werden.

Das Produktangebot will die Postbank konsequent ausbauen.So soll das Geschäft mit Investmentfonds forciert werden.Im Bauspargeschäft und mit Versicherungsprodukten sei man jetzt gut aufgestellt.Darüber hinaus kündigte von Schimmelmann an, Anfang nächsten Jahres das Direkt Brokerage-Geschäft als neues Produkt aufzunehmen.Die Postbank besitze eine "hervorragende Basis" für große Depotzahlen.

Im Geschäftsjahr 1998 ging der Zinsüberschuß der Postbank um 1,9% auf 2,64 Mrd.DM zurück.Der Provisionsüberschuß verringerte sich mit minus 12,6% auf 788 Mill.DM noch stärker.Denn mit der Einführung des kostenlosen Girokontos "Postbank Giro plus" verzichtete die Bank auf Entgelte.Bereinigt um den erwähnten Sonderfaktor, ist der Verwaltungsaufwand mit 3,4 Mrd.DM in etwa gleich geblieben.

Im laufenden Jahr habe sich der operative Ergebnistrend leicht verbessert.Von Schimmelmann betonte, eine erfolgreiche Postbank sei ein wesentlicher Bestandteil der "Equity-Story" beim Börsengang der Post - und eine zwingende Voraussetzung für den eigenen Börsengang.

Die Postbank hat 1998 die von ihr geweckten Hoffnungen auf einen dreistelligen Millionengewinn schwer enttäuscht und nur ein knapp ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet.Statt der mehrfach vorhergesagten 400 Mill.DM weist das bundeseigene Kreditinstitut in seinem Jahresabschluß nur einen Überschuß von 16 Mill.DM aus.Das Unternehmen wolle sein Ergebnis aber schon in absehbarer Zeit auf ein "wettbewerbsfähiges Niveau" steigern, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Wulf von Schimmelmann am Dienstag in Bonn.Nach der Rückkehr unter das Dach der Deutschen Post AG habe die Bank jetzt "den Rücken frei für eine echte Vorwärtsstrategie".

Bei der Bilanzvorlage ließ von Schimmelmann indirekt erkennen, daß die Ertragssituation der Postbank aus seiner Sicht vor seinem Antritt nach außen weitaus besser dargestellt wurde als sie tatsächlich ist.Wörtlich sagte er: "Der einzige Unterschied zu früher ist, daß wir ganz bewußt auf bilanzpolitische Möglichkeiten verzichtet haben." Schimmelmann hatte die Führung der Postbank im Februar kurz nach der Übernahme des Unternehmens durch die Post von Dieter Boening übernommen.

Bei einer um 2,4 Prozent gestiegenen Bilanzsumme von 114,1 Mrd.DM liegt der Reingewinn nun noch um 11 Mill.DM unter dem Vorjahreswert von 27 Mill.DM.Belastend wirkten sich nach den Worten Schimmelmanns vor allem notwendige Rückstellungen von 254 Mill.DM aus.Hinzu sei die Auffüllung von Reserven gekommen, auf die die Bank im Vorjahr zur Finanzierung nicht näher erläuterter außerordentlicher Verpflichtungen habe zurückgreifen müssen.

Der neue Vorstandschef machte aber auch deutlich, daß die Postbank mit ihrer Ertragskraft weit hinter vielen Konkurrenten zurückliegt.Als eine Hauptschwäche nannte er ein "fast völlig fehlendes Kundengeschäft auf der Aktivseite".Das heißt: Die Kunden der Postbank haben auf ihren Konten zwar Einlagen von rund 102 Mrd.DM liegen.Dieser Zahl stehen aber nur vergebene Kredite mit einem Volumen von gerade 5,7 Mrd.DM gegenüber.

Schimmelmann bekräftigte, daß die Postbank mit einer leistungsstarken Kreditbank zusammengehen möchte.Favorit sei dabei nach wie vor die in Bonn ansässige DSL-Bank.Als unbefriedigend bezeichnete der Vorstandschef auch die Entwicklung bei den Girokonten, deren Zahl weiter um 1,7 Prozent auf gut vier Mill.sank.

Die Postbank, die sich als Marktführer im Telefon- und Online-Banking profiliert hat, will ihren Weg zu einem "Allfinanz-Anbieter" fortsetzen.Dabei setze das Unternehmen auf die Vertriebskooperationen mit der Post, dem Baufinanzierer Wüstenrot und der HDI-Versicherung.Einen Schub für dieses Geschäft erhofft sich die Postbank auch durch ihre Privatisierung.Einen Termin für den Börsengang nannte Schimmelmann nicht.Sicher sei jedoch, daß die Postbank ihre Aktien erst nach dem Börsengang der Post im kommenden Jahr an die Kapitalmärkte bringen will.

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