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Wirtschaft: Postbank-Spekulationen spalten die Deutsche Bank

Zwischen Vorstandschef Ackermann und Aufsichtsratsvorsitzendem Breuer gibt es einen Strategiestreit. Wenn nicht Schlimmeres

Von Rolf Obertreis

Frankfurt (Main) - Die Deutsche Bank hat Spekulationen über die Ablösung ihres Vorstandschefs Josef Ackermann dementiert. Es habe keine Diskussion über Personalveränderungen, geschweige denn Gespräche mit Dritten gegeben, erklärte der Aufsichtsrat am Mittwoch in Frankfurt (Main).

Nach Beratungen der Deutschen Bank über den möglichen Kauf der Postbank hatte es Gerüchte gegeben, zwischen dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank und Ackermann sei es zum Zerwürfnis über die künftige Strategie gekommen. Die Meinungsverschiedenheiten seien so grundlegend, dass der Aufsichtsrat bereits nach einem Nachfolger für Ackermann suche. Ackermann vertritt die Auffassung, dass die Deutsche Bank in den kommenden Jahren mit einer internationalen Großbank zusammengehen soll. Der Sitz eines solchen Geldhauses würde dann wahrscheinlich nicht mehr in Deutschland sein. Demgegenüber ist der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf E. Breuer der Auffassung, dass die Deutsche Bank im Inland dazukaufen sollte, zum Beispiel die Postbank. Offen zutage traten die Meinungsverschiedenheiten, nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die deutschen Großbanken aufgefordert hatte, ein großes nationales Geldinstitut zu formen.

Die Postbank machte am Mittwoch deutlich, dass sie ungeachtet aller Gerüchte am geplanten Börsengang am 21. Juni festhalte. Allerdings hat das Gezerre um die Postbank und das Verhalten der Deutschen Bank in Frankfurter Finanzkreisen zu Verwunderung und Unmut geführt. Diese Kritik hatte sich noch verschärft, nachdem der Deutsche-Bank- Vorstand nach einer mehrstündigen Sitzung mit keiner Silbe zum Thema Postbank Stellung genommen hatte. „Ich hätte erwartet, dass es eine klare Aussage gibt – dafür oder dagegen“, sagte ein Insider am Dienstag.

Umso mehr scheint sich zu bestätigen, dass sich im Vorstand der Bank Gegner und Befürworter einer Übernahme der größten Privatkundenbank Deutschlands gegenüberstehen. Die Top-Manager sind sich offenbar trotz aller gegenteiligen Beteuerungen mit Blick auf die Deutschland-Strategie des größten Geldhauses des Landes nicht einig. Und Ackermann schafft es derzeit nicht, die Meinungen unter einen Hut zu bekommen.

In den Augen von Experten haben die Deutsche Bank und damit auch ihr Vorstandschef durch das Verhalten in Sachen Postbank ihr eigenes Ansehen und das des Finanzplatzes ramponiert. Dass sie sich als Kopf des Bankenkonsortiums für den Börsengang der Postbank überhaupt auf die Übernahmediskussion um eben dieses Unternehmen eingelassen hätten, sei ein Skandal, heißt es. Es gehe nicht, dass der Führer eines Börsenganges in die Rolle eines Käufers wechsele. Da die Postbank als „Eisbrecher“ das darniederliegende Geschäft mit Börsengängen in Deutschland wieder auf Trab bringen sollte, sei der Schaden auch für den Kapitalmarkt immens, wenn der Börsengang abgeblasen würde.

Als Reaktion auf die Kritik könnte die Deutsche Bank ihr Mandat für den Börsengang der Postbank verlieren. Das meldet die Tageszeitung „Die Welt“ unter Berufung auf Unternehmenskreise. Danach sollen am Mittwoch mehrere Mitglieder des Top-Managements unter Leitung von Vorstandschef Klaus Zumwinkel zusammengetroffen sein, um über die Frage des Mandats zu entscheiden. Die Post verwies darauf, dass es keine offizielle Vorstandssitzung gegeben habe.

Am Mittwoch nahm auch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller Stellung zum Thema Postbank – indem er kurzerhand das Interesse der kleinsten der deutschen Privatbanken an dem Unternehmen anmeldete: „Die Postbank wäre was für uns“, sagte er auf der Hauptversammlung. Man werde die Entwicklung aufmerksam beobachten.

Postbank-Spekulationen spalten die Deutsche Bank

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