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Wirtschaft: Postbank will schon im Juli aufs Parkett

Nach einem Rekordergebnis im Jahr 2003 zieht das Unternehmen seinen Börsengang auf den Sommer vor

Frankfurt (Main) (ro). Nach einem weiteren Rekordjahr will die Postbank jetzt schon vor der Sommerpause und damit spätestens Mitte Juli an die Börse gehen. Ursprünglich war der Börsengang erst für den Herbst geplant. Wulf von Schimmelmann, Vorstandschef der Postbank, begründete die Entscheidung am Mittwoch mit den schon weit fortgeschrittenen Vorbereitungen. Details zum Börsengang nannte er allerdings nicht. Die Post werde „zwischen null und 49 Prozent“ der Anteile an die Börse bringen. Fest stehe aber, dass der Erlös aus dem Börsengang vollständig an die Post fließen werde. Die Postbank selbst hat laut Schimmelmann derzeit keinen Kapitalbedarf. „Wir brauchen auch keine Kapitalerhöhung“, sagte er am Mittwoch auf der BilanzPressekonferenz in Frankfurt.

Der Rückzieher der Münchner Siltronic AG (siehe nebenstehender Artikel), mit der das zweite Unternehmen innerhalb von einer Woche einen geplanten Börsengang absagte, schreckt Schimmelmann nicht: „Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird die Postbank-Aktie noch vor der Sommerpause erstmals auf den Kurszetteln der deutschen Börsen stehen.“ Der Postbank-Chef ist vom Erfolg der Emission überzeugt, schließlich biete sein Haus der Börse die geforderte Substanz. Erstmals gehe eine reine Filialbank auf das Parkett. Das risikoarme Geschäftsmodell werde auch den Kapitalmarkt überzeugen. Eine „Volksaktie“ sei die Postbank-Aktie allerdings nicht, betonte Schimmelmann. Unter dem Leitmotiv „Substanz bewegt“ will das Unternehmen in den nächsten Wochen und Monaten für den Börsengang werben.

Geschäftsjahr mit Rekordergebnis

Als wichtige Basis für den Erfolg an der Börse nennt der Postbank-Chef die jüngsten Geschäftszahlen. Im Jahr 2003 seien Rekordergebnisse eingefahren worden. „Unsere Verkaufszahlen haben neue Spitzenwerte erreicht und die Kostenbasis ist erheblich verbessert worden“, sagte Schimmelmann. Allein 770000 Privat- und Geschäftskunden und damit so viele wie nie zuvor haben sich 2003 neu für die Postbank entschieden. Mit 11,5 Millionen Kunden gilt die Postbank jetzt vor der Deutschen Bank (7,8 Millionen) als größte Privatkundenbank Deutschlands.

Die Zahl der Konten erhöhte sich um gut fünf Prozent auf 4,4 Millionen. Die Kunden vertrauten der Postbank Ende 2003 rund 62,6 Milliarden Euro an, elf Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Dennoch hält sich das Institut im Kreditgeschäft zurück. „Wir agieren selektiv und konservativ“, sagt Schimmelmann. Trotz Kundenzuwachs reduzierte die Post-Tochter im vergangenen Jahr die Zahl der Mitarbeiter um 15 Prozent auf 8697. Und auch in diesem Jahr soll der Stellenabbau weitergehen. Die Mitarbeiterzahl werde aber nicht unter 7500 sinken, versicherte das Unternehmen.

Unterm Strich konnte die Postbank 2003 ihr Vorsteuerergebnis um 15 Prozent auf fast 500 Millionen Euro steigern. Allein 381 Millionen Euro davon entfallen auf das Privatkundengeschäft. Der Jahresüberschuss erhöhte sich sogar um 150 Prozent auf 353 Millionen Euro. Er wird vollständig an die Post ausgeschüttet. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern kletterte von 2,9 auf 7,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank erreichte 2003 lediglich 4,7 Prozent.

Auch in diesem Jahr rechnet Schimmelmann mit einem weiterem Wachstum. Eine Prognose gab er allerdings nicht ab. Nach dem Börsengang will die Postbank zunächst aus eigener Kraft wachsen. Allerdings schloss Schimmelmann Übernahmen nicht aus, auch wenn es derzeit gesetzlich keine Möglichkeit gebe, „Institute zu übernehmen, die bei uns reinpassen“. Damit deutete er indirekt an, dass die Bank offenbar am Kauf von Sparkassen interessiert ist.

Große Hoffnungen setzt der Banker auch auf die neue Sparte für den Zahlungsverkehr. Die Dresdner Bank wird sich ab Mai diesem Bereich anschließen, die Deutsche Bank dürfte Schimmelmann zufolge bald nachkommen. Damit wird die Zahl der Transaktionen, die über die Postbank-Rechner laufen, von 3,2 Milliarden auf 5,2 Milliarden steigen. Weitere Partner sind der Postbank willkommen, die Rechner seien jedenfalls noch lange nicht ausgelastet.

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