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Handgeschriebene Weihnachtskarten sterben auch im Zeitalter von Facebook, Mails und SMS nicht aus.

© dpa

Postkarten: Von wegen altbacken: Weihnachtsgrüße per Post noch immer beliebt

Spätestens Mitte Dezember greifen Millionen Menschen in Deutschland wieder zu Stift und Papier - und stecken ihre ganz persönlichen Grüße in die Post.

Die Briefträger bekommen diesen Hauch von Nostalgie am eigenen Leib zu spüren: Die Deutsche Post rechnet in den Tagen vor Weihnachten mit doppelt so vielen Briefen wie sonst. Rund 120 Millionen Briefsendungen schleppen die Zusteller dann täglich durchs Land. „Auch wenn das Briefaufkommen in den letzten Jahren leicht abgenommen hat, werden nach wie vor sehr viele Weihnachtsgrüße per Brief und Karte auf dem Postweg versandt“, sagt ein Post-Sprecher.

Handgeschriebenes persönlicher

Weihnachtsgrüße per SMS, Mail oder WhatsApp kommen selbst für viele junge Leute nicht infrage. „Gerade in der heutigen Zeit gewinnt Handgeschriebenes als ganz persönlicher Ausdruck der Wertschätzung an Bedeutung“, meint Werner Lippels, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller und Verleger von Glückwunschkarten in Putzbrunn bei München.

Nach einem Rückgang in den vergangenen Jahren rechnet er in diesem Jahr mit einem stabilen Absatz von rund 120 Millionen verkauften Weihnachtskarten. Die heißen Tage stünden den Händlern noch bevor: „Der Konsum springt immer erst 14 Tage vor Weihnachten an.“

Während traditionelle Karten mit christlichen Wünschen auf dem Rückzug sind, gewinnen vor allem humorvolle Weihnachtskarten an Bedeutung. Und die gehen mit der Zeit. „Woher weißt Du so viel über mich?“, fragt etwa ein kleines Mädchen auf einer Karte des Cartoonisten Peter Gaymann ehrfürchtig den Weihnachtsmann. Der sagt mit Blick in sein dickes Buch: „Ich sage nur: Facebook.“

Handgeschrieben - vom Computer

Nicht alle Weihnachtskarten, die selbst geschrieben aussehen, sind aber Handarbeit. Das Stuttgarter Start-up-Unternehmen Advermento ist darauf spezialisiert, Handgeschriebenes täuschend echt per Roboterarm aufs Papier zu bringen. Dafür brauchen die Jungunternehmer nur eine Schriftprobe und den Text, der dann nachgezeichnet werden soll.

Zielgruppe sind vor allem Firmen. Denn Geschäftsführer hätten schließlich keine Zeit, Hunderte Weihnachtskarten von Hand zu schreiben. „Und eine gedruckte oder digitale Nachricht bekommt einfach nicht diese Wertschätzung“, sagt der 28-jährige Lion Rink, der die Firma zusammen mit zwei Kollegen gegründet hat. Die Geschäftsidee kam gut an - im ersten Jahr hat Advermento nach den Worten Rinks schon Aufträge für Zehntausende Karten an Land gezogen. „Es läuft super.“ Auch die Post habe schon angerufen und Interesse an dem Start-up gezeigt: „Die sind natürlich interessiert daran, dass wir Erfolg haben." Den Versand mit Umschlag und Briefmarke übernimmt der Anbieter gleich mit. Das junge Unternehmen Pensaki aus der Nähe von Heidelberg ist mit einem ähnlichen Angebot unterwegs und spricht bereits von einem „Comeback der Handschrift“.

Der Chef der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern, Jürgen Gros, sieht in der gedruckten Handschrift allerdings eine Mogelpackung: „Da bin ich kein Freund von.“ Er setzt sich derzeit lieber jeden Abend selbst hin und schreibt den wichtigsten Geschäftspartnern individuelle Weihnachtsgrüße nach alter Schule: per Hand mit dem eigenen Füller. (dam, dpa)

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