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Postzusteller: Rettungsversuche für Pin gescheitert

Der Sanierungsexperte Horst Piepenburg übernimmt die Geschäftsführung bei Pin. Die Minderheitsgesellschafter wollen möglichst viele Stellen erhalten.

Berlin - Die Verhandlungen über einen Rettungsplan des Briefzustellers Pin sind endgültig gescheitert. Der Mehrheitseigentümer Axel Springer teilte am Mittwoch nach einer Verwaltungsratssitzung in Luxemburg mit, man habe mit den anderen Gesellschaftern „kein gemeinsames tragfähiges Finanzierungskonzept für die Fortführung des Geschäfts der Pin Group“ gefunden. Dennoch besteht für die bundesweit rund 9000 Pin-Mitarbeiter offenbar noch Hoffnung: Der Verwaltungsrat berief den Sanierungsexperten Horst Piepenburg als Nachfolger des am Dienstag zurückgetretenen Pin-Geschäftsführers Günter Thiel. Er werde nun „alle Optionen“ für das Unternehmen prüfen, sagte Piepenburg. Auch eine „Fortführung des Gesamtgeschäfts“ sei nicht ausgeschlossen. Das operative Geschäft solle zunächst weitergeführt werden.

Der Düsseldorfer Anwalt Piepenburg gilt als erfahrener Restrukturierungsverwalter. In der Vergangenheit hat er bereits den Anlagenbauer Babcock Borsig erfolgreich saniert. Unterstützt wird er von Hans-Joachim Ziems, der die insolvente Kirch Media Group restrukturiert hat. Die Rahmenbedingungen für das Duo sind allerdings alles andere als günstig. Denn die zukünftige Finanzierung der Pin Group bleibt weiterhin völlig offen. Ursache ist, dass der Medienkonzern Springer, der rund 64 Prozent der Pin-Anteile besitzt, erst vor knapp einer Woche angekündigt hat, der Tochterfirma keine Gelder mehr zukommen zu lassen. Die Begründung: Weil der Post-Mindestlohn eingeführt wird, lohne sich das Geschäft nicht mehr.

Am Dienstag und Mittwoch waren die Pin-Gesellschafter deshalb zusammengekommen, um eine Lösung für das Unternehmen zu finden. Thema war unter anderem ein Übernahmeangebot zu einem symbolischen Preis des bisherigen Pin-Chefs Günter Thiel, der über seine Beteiligungsfirma Rosalia zehn Prozent an dem Briefzusteller hält. Springer erklärte jedoch, dass aufgrund „inakzeptabler wirtschaftlicher Perspektiven keine Einigung zur Fortführung“ erzielt werden konnte. Schon jetzt müsse der Konzern wegen seiner Pin-Investitionen rund 620 Millionen Euro als Verluste abschreiben. Zudem hätten die Beratungen mit den anderen Gesellschaftern die Einschätzung von Springer zu den verschiedenen Szenarien nach der Mindestlohnentscheidung bestätigt. Bei optimistischen Annahmen wäre demnach ein Finanzierungsbedarf zwischen 300 Millionen Euro bis zu 700 Millionen Euro in den nächsten Jahren erforderlich, erklärte der Konzern.

Die restlichen Pin-Gesellschafter – darunter die Verlage Holtzbrinck, in dem der Tagesspiegel erscheint, WAZ, Madsack und Dumont Schauberg – zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen. Man habe versucht, den Fortbestand von Pin zu sichern und zwischen Thiel und Springer zu vermitteln, erklärten sie. Sie seien bereit gewesen, jeweils nach der Quote ihres Anteils die Weiterfinanzierung mitzutragen. Ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger zeige, dass die Weiterführung bei einem hohen Risiko möglich gewesen wäre. Die Minderheitsgesellschafter bemühten sich nun, die Logistikzentren zu sichern und so möglichst viele Jobs zu erhalten. Auch in Berlin beschäftigt Pin mehr als 1000 Mitarbeiter. Ein Sprecher einer vom Pin-Verwaltungsrat eingesetzten PR-Agentur sagte, noch sei unklar, was mit den Beschäftigten passiere. Dennoch machte er Hoffnung: „Wir haben zwei erfahrene Sanierer, die in der Vergangenheit bereits gezeigt haben, dass man einiges retten kann.“

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