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Hat keine guten Nachrichten für Benutzer von konventioneller Kosmetik: Die Stiftung Warentest hat mineralölhaltige Produkte untersucht und in allen problematische Stoffe gefunden.

© Rainer Jensen / dpa

Potenziell krebserregend: Stiftung Warentest warnt vor Mineralöl-Kosmetik

Die Stiftung Warentest hat gängige Produkte wie Cremes, Lotionen und Körperöle untersucht. In ausnahmslos allen untersuchten Produkten entdeckte sie potenziell krebserregende Stoffe. Das könnte weitreichende Folgen für eine ganze Industrie haben.

Eine Untersuchung der Stiftung Warentest weckt Zweifel an der Qualität von Pflegeprodukten wie Cremes, Lotionen oder Lippenpflegen auf der Basis von Mineralölen. Diese Öle sind als Zutat unschlagbar billig und deshalb – neben Wasser – oft wichtigste Bestandteile dieser Pflegeprodukte. Die Warentester fanden in ihrer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung potenziell krebsauslösende Substanzen in allen von ihr untersuchten Produkten auf Mineralölbasis. Sie hatten exemplarisch 25 Produkte aus dieser Gruppe ausgewählt, darunter Cremes, Körperöle, aber auch Spezialprodukte wie Melkfette und Vaselinen, und diese auf eine kritische Substanz untersucht, die sie zuvor bei einem anderen Test zufällig in einem Körperöl gefunden hatte: Aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz „MOAH“ (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons).

Völlig neue Erkenntnisse

Dazu schreibt die Stiftung: „Der hohe MOAH-Gehalt sprach dafür, dass es sich nicht um eine Verunreinigung aus dem Produktionsprozess handelt, sondern der Inhaltsstoff selbst die Ursache für den Fund war.“ Das heißt: Der millionenfach verwendete Grundstoff ist offenbar durch die Bank nicht sorgfältig genug aufbereitet und enthält mit den MOAHs Substanzen, bei denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie Krebs auslösen. Denn die verwendeten Mineralöle werden aus einfachen Erdöl gewonnen. Damit aus dem schwarzen Rohöl der reine und weiße Rohstoff entsteht, durchläuft es ein komplexes Verfahren, in dem es aufbereitet und gereinigt wird. Am Ende dieses Prozesses sollten eigentlich alle MOAHs entfernt sein. Doch offenbar ist das Aufbereitungsverfahren nicht ausgefeilt genug.

Die Funde haben auch insofern weitreichende Konsequenzen, als dass sie darauf hindeuten, dass die bisherigen Analyseverfahren nicht ausreichend sind. Das unterstreicht auch Birgit Relender von der Stiftung Warentest, die das Projekt begleitet hat: „Mit der bisherigen Analytik konnte man diese MOAHs nicht ausreichend nachweisen“, sagt sie. „Insofern sind unsere Erkenntnisse völlig neu.“

In Bio-Kosmetik sind Mineralöle gar nicht erlaubt

Doch niemand muss nun alle seine Pflegeprodukte wegwerfen. Die Verbraucherschützer raten lediglich dazu, mineralölhaltige Lippenpflege zu vermeiden, weil von dem, was auf die Lippen geschmiert wird, eine Menge in den Mund gelangt. „Eine akute Gesundheitsgefahr geht von keinem der untersuchten Produkte aus, aber man sollte jetzt auch nicht mit frisch eingecremten Händen einen Apfel essen“, sagt Relender. Was ansonsten außen auf die Haut geschmiert wird, verbleibt wahrscheinlich auch dort – allen Werbeversprechen zur „Tiefenwirksamkeit“ eines Produktes zum Trotz. Indes gibt es aber noch keine tragfähigen Studien dazu. Und gerade Produkte wie Vaseline oder Melkfett werden auf rissige Haut oder Abschürfungen aufgetragen, Hautpartien also, deren natürliche Barriere gestört ist. Aber auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält das „Vorhandensein von MOAH-Anteilen in einem kosmetischen Mittel nicht zwangsläufig für bedenklich“, wie es in einer Stellungnahme schreibt.

Wer nun auf die Zutatenliste seiner Body Lotion schaut und dort die Begriffe Cera Microcristallina (Microcristallina Wax), Ceresin, Mineral Oil, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum oder Petrolatum liest, hält ein konventionelles Produkt auf der Grundlage von Mineralöl in der Hand. In der Naturkosmetik sind Mineralöle gar nicht erlaubt, hier werden stattdessen pflanzliche Fette und Öle verwendet. Doch es muss nicht unbedingt Bio-Kosmetik sein: Es gibt auch konventionelle Produkte, die ohne Mineralöle auskommen, hier werden dann synthetische Fett- und Ölkomponenten verwendet. Auf die kann auch ausweichen, wer verunsichert ist.

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