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Wirtschaft: Preise machen Revolution

UN: Lebensmittel so teuer wie noch nie / 900 Millionen Menschen hungern

Genf - Das Essen wird immer teurer: Nach Berechnungen der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO erreichten die Preise für Grundnahrungsmittel im Januar 2011 ihren historischen Rekordstand. Jetzt fürchtet die FAO, dass arme Länder nicht mehr das Geld für die immer teurer werdenden Importe aufbringen können. „Die Preise werden höchstwahrscheinlich in den nächsten Monaten auf diesem hohen Niveau verharren“, warnte der FAO-Ökonom Abdolreza Abbassian in Rom.

Steigende Lebensmittelpreise waren auch ein Faktor für die Revolution in Tunesien und die Proteste in Ägypten. Die FAO-Fachleute machen vor allem Angebotsverknappungen bei gleichzeitig steigender Nachfrage für die Teuerung verantwortlich. Zumal die Naturkatastrophen im vergangenen Jahr – wie etwa die Überschwemmungen in Australien – die Ernten hätten schrumpfen lassen. Der wachsende Bedarf der aufstrebenden Völker in Indien und China treibe die Nachfrage auch in Zukunft weiter an.

Der FAO-Preisindex für Lebensmittel erklomm im Januar mit 231 im Durchschnitt den höchsten Wert seit seiner Einführung zu Beginn der 90er Jahre. Im Vergleich zum Dezember legte der Index im Januar um 3,4 Prozent zu. Seit sieben Monaten zeigt der Index nur in eine Richtung: nach oben. Die FAO speist in den Index die Preise von Lebensmittelgruppen ein. Die vier Preisindizes für Getreide, Speiseöle und Fette, Milchprodukte und Zucker zogen von Dezember zu Januar allesamt kräftig an. Als einzige Gruppe blieb das Fleisch im Monatsvergleich auf seinem Preisniveau. Sinkende Fleischpreise in Europa wurden durch steigende Exportpreise für Waren aus Brasilien und den USA ausgeglichen.

Angesichts der Preisschübe warnte die FAO vor einer restriktiven Politik wie der Einführung von Exportverboten. Ausfuhrbehinderungen für Getreide und Fleisch während der letzten Lebensmittelkrise 2007/2008 führten laut den Experten zu noch stärker steigenden Weltmarktpreisen. Die massiven Sprünge der Lebensmittelpreise vor knapp drei Jahren provozierten in vielen Entwicklungsländern Hungerrevolten mit Toten und Verletzten. Weltweit leiden rund 900 Millionen Menschen Hunger. Jan Dirk HerbermannDAIMLER AG]

Jan Dirk HerbermannDAIMLER AG]

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