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Wirtschaft: Preiswerte Wohnungen sind knapp

Immobilienwirtschaft befürchtet zunehmende Probleme für Kleinverdiener.

Berlin - Die Klimapolitik der Bundesregierung verschärft die Wohnungsnot vor allem für Haushalte mit kleinen Einkommen. Dies sagte der Präsident desBundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, am Montag in Berlin. Haushalte mit geringen Einkünften und Empfänger von Transfereinkommen könnten die höheren Mieten nach einer umfassenden energetischen Sanierung in der Regel nicht mehr bezahlen. Besonders betroffen sind Mieter in Berlin. Der GdW fordert deshalb eine Förderung energetischer Sanierungen durch Steuervorteile und die bundeseigene KfW-Förderbank.

„Wir sanieren preiswerte Wohnungsbestände systematisch weg vom Markt“, kritisierte GdW-Präsident Gedaschko. Zwar seien im vergangenen Jahr 183 000 Wohnungen neu gebaut worden, ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber für mehr als drei Viertel aller Neubauten müssten Mieter im Durchschnitt mehr als neun Euro je Quadratmeter und Monat kalt bezahlen. „Es wird zu wenig gebaut für Haushalte mit kleinen Einkommen“, mahnte Gedaschko. In Ballungsräumen wie Hamburg, München oder dem Rhein-Main-Gebiet „muss von Wohnungsmangel gesprochen werden“, sagte er.

Ähnlich sieht das der Deutsche Mieterbund. Die Mietervertreter meldeten am Montag einen „Mangel von 825 000 Wohnungen bis zum Jahr 2017 insbesondere in Ballungszentren, Groß- und Universitätsstädten“. In der vergangenen Woche hatte bereits das Pestel-Institut in Hannover von aktuell 100 000 fehlenden Wohnungen in den zehn deutschen Großstädten gesprochen. Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten warnte deshalb davor, „die notwendige energetische Modernisierung der Gebäudebestände allein auf dem Rücken der Mieter durchzuführen“.

Der Druck auf Haushalte mit geringen Einkünften wächst deshalb besonders stark, weil die Zahl der subventionierten Wohnungen rapide zurückgeht: Nach Angaben des GdW sank der Bestand „belegungsgebundener“ Wohnungen seit dem Jahr 2002 um 870 000. Einen nennenswerten Neubau von Sozialwohnungen gebe es nicht.

Obwohl der GdW für dieses Jahr erneut steigende Neubauzahlen voraussagt, könne von einer Blase auf dem Wohnungsmarkt nicht die Rede sein, meinte Gedaschko. Er sagte aber, dass die Nachfrage wegen der Krise an den Finanzmärkten in Berlin besonders groß sei. Der GdW-Chef sucht hier selbst nach einem Eigenheim und berichtete: „Jedes Mal, wenn ich etwas kaufen will, ist immer wieder ein Russe vor mir da.“ Die deutsche Hauptstadt werde von Menschen aus aller Herren Länder als sicherer Hafen für ihr Kapital angesehen.

Der GdW vertritt rund 3000 Wohnungsunternehmen, die bundesweit sechs Millionen Wohnungen vermieten. Das ist rund ein Drittel des deutschen Mietwohnungsmarktes. Ralf Schönball

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