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Wirtschaft: Premiere bald mit neuem Eigentümer

Investmentgesellschaft Permira will Kirchs Abo-TV übernehmen

München (nad). Der defizitäre AboFernsehsender Premiere wird in Kürze einen neuen Eigentümer haben. Bis spätestens Weihnachten soll eine Einigung erzielt werden, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag in München. Branchenkreisen zufolge führt Premiere-Chef Georg Kofler derzeit Exklusiv-Verhandlungen mit der Frankfurter Investmentgesellschaft Permira. Den Kreisen zufolge wollen die Frankfurter die Mehrheit an Premiere übernehmen und dafür zunächst etwa 200 bis 250 Millionen Euro zuschießen. Die Gesellschaft lehnte am Donnerstag eine Stellungnahme ab.

Einem Bericht der „Financial Times Deutschland" zufolge will Permira insgesamt 1,2 Milliarden Euro für das Geschäft aufbringen. Darin sei die Übernahme von Bankschulden in Höhe von 950 Millionen Euro enthalten. Ein Großteil der Kredite der Gläubigerbanken, zu denen die Bayerische Landesbank und die Hypo-Vereinsbank gehören, sind aber vorerst auf Eis gelegt. Permira firmierte früher unter dem Namen Schroder Ventures und ist eines der führenden europäischen Beratungsunternehmen für Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen.

Der Einstieg bei Premiere wäre für Permira das erste große Geschäft in der Medienbranche. Neben der Frankfurter Gesellschaft hatten sich auch die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax Partners, Warburg Pincus und die Tele München Gruppe für einen Einstieg bei Premiere interessiert; die Verhandlungen laufen schon seit Monaten. Mit dem Verkauf von Anteilen an Permira wäre die Zukunft von Premiere in letzter Minute gesichert. Kofler hatte erst kürzlich gesagt, dass das Geld nur noch bis zum Winter reiche.

Der Bezahlsender, den der Filmhändler Leo Kirch ursprünglich zu einer Geldmaschine für seinen Medienkonzern machen wollte, hatte vom ersten Sendetag an Verluste eingefahren. Wegen technischer Probleme und stagnierender Kundenzahlen musste Kirch mehrere Milliarden in das Projekt stecken. Premiere gilt als die Hauptursache für den Zusammenbruch des Kirch-Imperiums im Frühjahr. Die Premiere-Mutter Kirch Pay-TV hatte im Mai Insolvenz beantragt; der Abosender blieb mit Hilfe der Banken jedoch von der Pleite verschont.

Premiere-Chef Georg Kofler, der schon die Kirch-Sender Pro Sieben und Kabel 1 gegründet hatte, hat dem Bezahl-Sender seit seinem Amtsantritt im Februar 2002 einen radikalen Sparkurs verordnet und den Abbau von insgesamt 1000 Stellen bekannt gegeben. Seitdem stieg erstmals seit langem wieder die Zahl der Abonnenten; sie lag Ende September jedoch bei nur 2,44 Millionen – Premiere hatte früheren Planungen zufolge mit deutlich mehr Kunden kalkuliert. Bis 2004 will Premiere etwa 2,9 Millionen Abonnenten haben und operativ schwarze Zahlen schreiben. Mit der Kapitalspritze von Permira wäre die Finanzierung von Premiere zumindest bis zu diesem Zeitpunkt sichergestellt.

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